Projekt Atlantis
die Walstrandungen.
CWO Parker
Walters schlug die Akte auf und studierte die Papiere.
Das kubanische Schiff war von einem nicht näher bekannten Nuño González gechartert und als Forschungsschiff deklariert worden, das allerdings dem Militär gehörte. Es war ein alter sowjetischer Kahn, der vermutlich ein bisschen modernisiert worden war. Walters fragte sich, ob das Gefährt überhaupt für reguläre maritime Untersuchungen geeignet war oder ob sich in Wahrheit ganz andere Geräte an Bord befanden. Sicherlich lohnte es sich, diese Kameraden im Auge zu behalten. Walters hoffte, dass sich kein politischer Fall hieraus entwickeln würde.
Das Schiff von Woods Hole war ein ganz anderes Kaliber. Das Flaggschiff der Flotte und mit atemberaubendem Equipment, wie er feststellen musste. Über das Ozeanografische Institut waren dem Militär die detaillierten Projektpläne einsehbar, und wenn Walters die Daten richtig interpretierte, betrieben die Europäer dort keine meeresbiologischen oder geografischen Studien, sondern suchten nach archäologischen Spuren, nach Ruinen einer untergegangenen Kultur. In drei Kilometern Tiefe! Die beiden Projektleiter waren nur in Fachkreisen bekannt, ein verstaubter englischer Geschichtsprofessor und ein französischer Ingenieur, der nicht ganz sauber zu sein schien. Ein sonderbares Paar.
Walters lehnte sich zurück und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Hätte es nicht den Code fünfzig in diesem Gebiet gegeben, würde er die Leute einfach ignorieren. Aber die Bestimmungen sahen vor, dass er über solche Koinzidenzen informiert wurde, und die geheimen Anweisungen, die er erst vor wenigen Wochen studiert hatte, gingen sogar noch weit darüber hinaus. Es handelte sich um ein Sperrgebiet, das so lange unbeachtet bleiben sollte, bis sich besondere Aktivitäten zeigten. Dass diese nun ausgerechnet in seine Amtszeit in AUTEC fielen, passte ihm so wenig in den Kram wie der ganze Rest der politischen Geheimniskrämerei, der er sich umso mehr ausgesetzt sah, je weiter er in der Hierarchie aufstieg. Walters war weder außergewöhnlich militant noch übertrieben ehrgeizig. Das Militär war ein ehrbarer Arbeitgeber, er nahm seinen Job ernst, und ein komplexes Netzwerk von Zuständigkeiten und Informationsbeschränkungen war selbstverständlich und notwendig. Insbesondere, da es hier nicht um bloße Betriebsgeheimnisse wie das Rezept von Coca-Cola ging, sondern um die nationale Sicherheit. Aber bisweilen, so stellte er fest, war das Militär tiefer mit der Wirtschaft und anderen Lobbys verflochten, als es sein sollte, und hielt die eigenen Interessen höher, als es der gesunde Menschenverstand nahelegte. Allzu oft entzog man sich unter dem Mantel der »Militärischen Geheimhaltung« oder der »Nationalen Sicherheit« mancher Verantwortung, und so erregte jeder Confidential- oder Top-Secret- Stempel zunehmend Walters' Argwohn.
Dies hier war so ein Fall. Was auch immer es mit dem Weißwasservorfall auf sich hatte und was auch immer das mit den beiden Forschungsschiffen zu tun haben mochte, so gab es eine Regierungsstelle, die sich dafür interessierte. Und die er nun kontaktieren musste. Das fragliche Gebiet lag innerhalb der Zweihundert-Meilen-Zone sowohl der Vereinigten Staaten als auch der Bahamas. Beide Staaten konnten hier unter bestimmten Voraussetzungen ihre Rechte geltend machen. Ein politisches Spiel. Und die Adresse, an die er sich wenden sollte, würde ihn und AUTEC hineinziehen.
Walters seufzte.
Sein Blick wanderte zum Safe, in dem sich die Anweisungen befanden. Aber er blieb sitzen. Noch nicht...
Er legte die Dokumente beiseite und zog die Untersuchungsergebnisse der gestrandeten Schnabelwale hervor, betrachtete die Fotos vom Strand und die von den pathologischen Untersuchungen aus Miami. Es war bedauerlich. Mehr als das. Auch wenn er die Details der medizinischen Protokolle nicht verstand, rührten ihn die toten Tiere an. Er erinnerte sich nicht, schon früher so sentimental gewesen zu sein. Vielleicht lag es an seinem Alter oder daran, dass sich in den letzten Jahren durch den Umgang mit seiner kleinen Tochter neue Prioritäten entwickelt hatten. Jedenfalls ließen die Bilder ihn erschauern.
Als Walters die Kurzzusammenfassung las, bestätigten sich seine Befürchtungen.
Oberflächlich betrachtet waren die Tiere an Entkräftung und Dehydrierung gestorben. Aber die Aufnahmen aus dem Kernspintomographen und die Autopsien zeigten, was tatsächlich geschehen war.
Oft strandeten
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