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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Rhythmus des Seils angepasst. Es war zu einer Nabelschnur geworden. Wie ein lebendiges Wesen zog es sanft aber kräftig, sie spürten das Leben, mit dem sie verbunden waren. Und wie der sehr langsame Herzschlag eines großen Tieres pochte es regelmäßig.
    Pochte.
    Pochte.
    Und alle ihre Nerven waren darauf fixiert, dass das Pochen plötzlich aussetzen würde.
    »Peter!«
    Er fuhr erschrocken zusammen. »Was?«
    »Ich hatte gefragt, wie lange sie schon drin ist.«
    »Ich... weiß es nicht«, antwortete Peter, ohne den Blick abzuwenden. »Hatten Sie nicht auf die Uhr gesehen? Es kommt mir wie eine halbe Stunde vor... Ich schätze allerdings, dass es noch nicht so lang ist...«
    »Na schön, also wir sind jetzt bei neun Meter fünfzig, bei sagen wir mal einem Zentimeter pro Sekunde sind das... 950 durch 60... na ja, höchstens eine Viertelstunde, wahrscheinlich ist sie nicht länger als zehn Minuten drin... Meinen Sie, das reicht, und wir sollten sie erst mal zurückrufen?«
    Peter wiegte nachdenklich den Kopf. »Ja, ich denke schon. Ich kann nicht ewig so konzentriert bleiben. Und ehrlich gesagt, brenne ich darauf zu wissen, was sie bisher entdeckt hat.«
    »Also dann! Erst mal halten wir sie fest.« Sie spannten das Seil, so dass nicht weitergezogen werden konnte. Dann zog Patrick dreimal kräftig am Seil, um Stefanie das Zeichen zur Rückkehr zu geben. Einen kurzen Moment danach hing es plötzlich durch und fiel dann zu Boden.
    »Haben Sie es abgerissen?«, fragte Peter.
    »Wohl kaum. Ich schätze, sie kommt jetzt wieder auf uns zu.« Er holte die Sicherungsleine wieder ein, und wenige Augenblicke später trat Stefanie vor ihnen aus dem Durchgang.
    »Sie werden mir nicht glauben, was ich gesehen habe«, waren ihre ersten Worte, noch bevor jemand eine Frage stellen konnte.
    »Beschreiben Sie es!«, forderte Peter sie auf.
    Sie klinkte das Seil aus ihrem Gürtel, während sie begann: »Hinter dem Gang liegt eine riesige Kaverne, vielleicht sechzig oder siebzig Meter im Durchmesser. Und alles leuchtet in blauen Farben. Im Zentrum der Höhle strahlt eine Art Lichtsäule steil gegen die Decke. Dort wird das Licht auf irgendeine Weise in ein Spektrum von unzähligen Blautönen gebrochen und auf den Boden reflektiert. Die ganze Höhle ist erfüllt von diesem flirrenden Licht, mal eisblau, dann wieder türkis oder violett schimmernd. An der Decke ist es fast weiß und so hell, dass die Höhe schwer auszumachen ist, vielleicht fünfzehn oder zwanzig Meter. Es ist ein atemberaubendes Schauspiel!«
    »Unfassbar«, entfuhr es Peter.
    »Wie weit sind Sie hineingegangen?«, fragte Patrick.
    »Ich bin dem Gang um die Ecke gefolgt und hatte die Höhle gerade mal betreten. Sie haben ja gemerkt, wie langsam ich mich vorgetastet habe. Aber ehrlich gesagt denke ich nicht, dass das weiterhin nötig ist. Ich habe keine Bewusstseinsveränderung bemerkt, und durch das Licht ist auch der Weg gut sichtbar. Es besteht wirklich keine Gefahr.«
    »Was ist das für eine Lichtsäule?«, fragte Patrick. »Beschreiben Sie sic noch etwas genauer.«
    »Ich war nicht nah genug dran, um Details zu erkennen. Dort scheint so eine Art Sockel zu stehen, aus dem das Licht austritt.«
    »Ein Scheinwerfer?«
    »Ja, irgendwie schon. Und dann auch wieder nicht. Das Licht steigt deutlich sichtbar noch oben, es wirkt fast, als hätte es eine Substanz. Es ist blendend hell, und in dem Strahl sind nach oben fließende Ströme zu erkennen. Eigentlich wirkt es eher wie ein Wasserstrahl, der nach oben geschossen wird, nur viel zähflüssiger und leuchtend.«
    »Vielleicht ist es ja tatsächlich kein Licht...«, meinte Peter.
    »Und was konnten Sie sonst noch von der Höhle sehen?«, wollte Patrick wissen.
    »Weniger, als man meinen sollte. Von der Decke fällt zwar dieses blaue Licht herab, aber es kommt in Streifen... wie soll ich das erklären... so wie Sonnenstrahlen durch den Nebel auf den Waldboden fallen. Oder wie ein Szenario unter Wasser: Das Wasser ist zwar klar, aber dunkel, so dass die Sichtweise beeinträchtigt ist. Die Strahlen fallen in schrägen, sich ständig bewegenden Streifen hinein. Es wird also niemals alles zugleich angestrahlt.«
    »Klingt nach einer Discokugel an der Decke«, sagte Patrick.
    »Es ist viel langsamer, sanfter. Die Lichtstrahlen schimmern und bewegen sich wie leise wehende Vorhänge aus Seide. Alles ist von diesem Licht erfüllt, aber trotzdem kann man nur etwa zehn Meter weit klar sehen. Dahinter wird es undeutlich.«
    »Dann

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