Projekt Babylon
bauen?«, fragte er. »Wenn es einen einfachen Weg direkt zur Mitte gibt, wozu dann diese Wassergräben drum herum?«
»Vielleicht für zeremonielle Zwecke«, überlegte Peter, »Es könnte sich um eine Art Prozessionsweg handeln. Oder aber die ganze Konstruktion ist rein symbolisch und stellt etwas dar, das uns bisher noch verschlossen ist... Ich habe dieses Zeichen bisher noch nie so betrachtet, aber in gewisser Weise besteht hier eine Ähnlichkeit zu den Linien von Nazca. Kennen Sie sie? Riesige Linienmuster, die von einem unbekannten Volk in die Wüste gemalt wurden. So groß, dass man sie nur vom Flugzeug aus erkennen kann. Der Zweck dieser Formen ist bis heute völlig unklar.«
»Es muss ja auch nicht alles einen Zweck haben«, sagte Patrick. »Es können ja auch einfach nur Ornamente sein.«
»Konnten Sie außer der Lichtsäule, den Strahlen und diesen Wegen und Gräben noch etwas erkennen?«, fragte Peter.
»Bisher nicht«, antwortete Stefanie.
»Haben Sie ganz normal atmen können, oder haben Sie etwas an der Luft bemerkt?«, fragte Peter weiter. »Einen besonderen Geruch vielleicht, hohe Feuchtigkeit, Wärme, Kälte, irgendetwas Außergewöhnliches?«
»Nein, wie kommen Sie darauf?«
»Vielleicht sollten wir trotzdem eine Luftprobe nehmen und analysieren«, schlug Peter vor. »Nur zur Sicherheit. Wir hätten schon früher darauf kommen sollen. Ich bin zwar kein Feldforscher wie Patrick, aber es ist doch ein übliches Verfahren, das auch bei der Entdeckung von Gräbern in Ägypten angewendet wird. Die Luft könnte irgendwie verseucht sein. Im Grab des Tutenchamun hatten sich hochgiftige Schimmelpilzsporen angesammelt, die es der unbedarften Carter-Expedition schwer gemacht haben... Der ›Fluch des Pharaos‹, Sie haben bestimmt davon gehört.«
»Sie meinen wirklich, die Höhle könnte vergiftet sein?«
»Wir können es ja nicht ausschließen. Ich bin auch kein Physiker, aber das Verhalten des Lichts, wie Sie es beschreiben, legt doch nahe, dass sich irgendwelche Schwebeteilchen in der Luft befinden, sonst wären die Strahlen ja gar nicht sichtbar, oder? Vielleicht ist die Luft mit einer Art Dampf gesättigt, so wie dicker Nebel. Was aber, wenn das kein Wasserdampf, sondern ein anderer, gesundheitsschädlicher Dunst ist? Ich bin dafür, dass wir eine Luftprobe nehmen und heute erst einmal eine Analyse davon machen.«
Stefanie sah Patrick an. »Was sagen Sie dazu?«
»Peter hat grundsätzlich Recht. Gräber oder andere verschlossene Hohlräume entwickeln ihr eigenes Mikroklima. Im Laufe von Jahrhunderten können sich giftige Stoffe ansammeln. Und es gibt natürlich noch andere Effekte. Wenn zum Beispiel neue Luft hinzugefügt wird, oder aber auch allein durch die Wärme und Feuchtigkeit, die ein Mensch abgibt, kann das Mikroklima gestört werden. Bisher unberührte Schriftrollen schimmeln innerhalb weniger Tage, zerfallen, Wandmalereien lösen sich auf. Hat es alles schon gegeben. Wenn man die Luft vorher analysiert, kann man das verhindern. Außerdem könnte man an der Konzentration von modernen Umweltgiften oder Schwermetallen feststellen, wann der letzte Kontakt zur Außenwelt stattgefunden hat, was auch immer ganz interessant ist. Andererseits...« Er überlegte einen Augenblick. »Andererseits handelt es sich hier im strengen Sinne bloß um ein Loch im Felsen, noch dazu mit einem Ausgang an die frische Luft, es ist also kein hermetisch versiegeltes Grab, in dem vier- oder fünftausend Jahre lang eine vertrocknete Leiche gelagert wurde.«
»Was sollten wir also Ihrer Meinung nach tun?«, fragte Stefanie.
»Also, ganz ehrlich«, antwortete der Franzose, »ich bin immer noch sicher, dass es unbedenklich ist. Ich meine, ganz offenbar gibt es hier einen Schutzmechanismus, der hervorragend funktioniert und einen heftigen Effekt auslöst. Aber wir haben die Anweisung gefunden und uns daran gehalten. Alles ergibt Sinn, ist in sich schlüssig, wir haben den Schlüssel gefunden, und das Tor ist passierbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nun noch eine versteckte Falle geben sollte.«
»Ich sehe das genauso«, sagte Stefanie. »Peter, sind Sie damit einverstanden, dass wir fortfahren?«
»Was soll ich dazu noch sagen?« Er zuckte mit den Schultern. »Offenbar sind Sie beide sich einig und haben mich überstimmt. Ich verstehe nur nicht, wie Sie sich so sicher sein können, Patrick.«
»Nennen Sie es einen Instinkt.«
»Instinkt? Damit lässt sich vielleicht ein Geschäft auf dem Bazar
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