Projekt Babylon
Höhle nicht betreten. Sie werden es niemals können.«
Ash Modai machte einen Schritt nach vorn und stieß dem noch gekrümmt dastehenden Peter eine Faust in den Magen. Stöhnend sank Peter auf die Knie. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in seinen Eingeweiden aus. Er verkrampfte sich, wollte Luft holen, würgte und erbrach sich mit brennender Heftigkeit auf das Mosaik.
»Sie werden mir keinen Mist mehr erzählen, Herr Professor! Ich werde herausfinden, was ich wissen will. Schafft ihn weg!«
Peter nahm verschwommen wahr, wie ihn die beiden Männer, die ihn hereingeführt hatten, an den Oberarmen griffen und empornssen. Sie zerrten ihn durch die Halle, und er bemühte sich, seine Füße dabei voreinander zu setzen.
Wie aus der Ferne hörte er die Stimme von Ash Modai: »Bringt ihn zur Empore im Saal und macht ihn dort fest!« Dann hatten sie den Feuerschein der Halle verlassen und tauchten in einen dunklen Gang ein.
Kapitel 18
10. Mai, Höhle bei St.-Pierre-Du-Bois
Stefanie fing ihren Sturz so geschickt es ging auf, konnte jedoch nicht verhindern, dass sie dabei auf Patrick landete, der rückwärts in den Durchgang gestürzt war und nun auf dem Boden lag.
Er lachte. »Gleich so stürmisch?«
Sie sagte nichts, stand auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.
Patrick erhob sich ebenfalls. »Sehen Sie? Es ist nichts passiert! Ich wusste es! Der Durchgang ist offen.« Er blickte den Gang entlang und entdeckte das diffuse Leuchten hinter der nächsten Biegung. »Da ist es also... Kommen Sie, das muss ich mir ansehen!«
Langsam ging er auf die Lichtquelle zu, und sie folgte ihm dichtauf. Als er den Eingang der Kaverne erreichte, blieb er stehen. Blaues Licht, das von unten nach oben heller wurde, erfüllte die steinerne Grotte. Es bewegte sich in sanften Schleiern, wogte dahin, als sei es lebendig. Es hatte wahrhaftig eine Dichte, eine Substanz , wie Stefanie zu Recht beschrieben hatte, so als könne man es anfassen. Wenn einzelne Strahlen durch die Höhle wanderten, wirkte es glänzend und durchsichtig, an anderen Stellen war es fast trüb, so dass sich die gegenüberliegende Wand nicht erkennen ließ. Es hatte den Anschein, als stünde die Halle unter Wasser, und das Licht des Mondes schiene durch die Wellen hinab auf den Meeresboden.
»Es ist... wunderschön!«, hörte Patrick sich sagen.
Jetzt sah er auch die Lichtsäule, von der Stefanie erzählt hatte. Es war ein gerader Strahl, der von der Mitte der Höhle aus förmlich an die Decke emporloderte. Er war sehr hell, von fast reinem Weiß, und auch er hatte diese lebendige Qualität, waberte leicht, drehte sich. Einzelne Ströme waren darin zu erkennen, die sich geradezu bedächtig nach oben bewegten.
Ein Weg führte zu ihm hin. Mit dem Plan der Höhle vor Augen wusste Patrick, dass es der einzige Weg war, auf dem man in das Zentrum der konzentrisch angelegten Ringe gelangen konnte. Vorsichtig trat er einige Schritte vor und stand am ersten der drei Gräben. Im wechselnden blauen Lichtspiel war es nur undeutlich auszumachen, aber in etwa zwei Metern Tiefe war der Graben mit Wasser gefüllt. Ein Fest für jeden Höhlentaucher, zu erkunden, wie tief diese Gräben waren, was sich auf ihrem Boden verbarg, wie sie angelegt waren, wo sie hinführten und wo das Wasser herkam.
Patrick zögerte, vom äußeren Rand der Höhle aus nun den Weg zu beschreiten, der zur Mitte führte. Etwas mahnte ihn zur Vorsicht. Er ließ seinen Blick schweifen und suchte den Boden nach verräterischen Unregelmäßigkeiten ab, eingelassenen Klingen, die emporschnellen konnten, oder Mechanismen, die durch sein Gewicht ausgelöst würden. Er glaubte nicht an komplizierte Fallen, und dennoch fuhr etwas wie mit dürren Krallen durch seine Nackenhaare. Und dann sah er es: Das Licht bildete eine Grenze direkt an der Kante des ersten Grabens.
Das friedvoll wehende Lichtphänomen durchdrang mitnichten die gesamte Halle, sondern bildete gleichsam eine Kuppel, deren äußeren Rand sie noch nicht überschritten hatten. Sie standen weiterhin außerhalb des Lichtes, auch wenn der Schein überall zu sein schien. Doch es gab eine fast unmerkliche Grenze. Bei genauer Betrachtung war zu erkennen, dass der Stem hinter der Grenze ein klein wenig anders aussah. Und das war es, was Patrick Sorgen bereitete. Denn dort war der Boden nicht einfach heller oder dunkler, sondern wirkte je nach Lichteinfall merkwürdig unwirklich. Er bekam zeitweise eine leicht flirrende Oberfläche, wie bei einer
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