Projekt Babylon
gesetzt und fuhren nun mit einhundert Stundenkilometern durch den Wald zur Absperrung um den Vue d'Archiviste.
»Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät«, sagte Patrick. »Ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl!«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung«, sagte Peter.
Das Gatter kam in Sicht. Es war geschlossen und sah aus wie sonst auch. Als Patrick den Wagen kurz davor zum Stehen brachte, trat ein Ranger mit steifen Schritten auf sie zu und bedeutete ihnen, die Fensterscheibe herunterzulassen.
»Der Zutritt zum Gelände ist verboten. Bitte kehren Sie um.«
»Was soll das denn heißen?«, entrüstete sich Patrick. »Wir arbeiten hier!«
»Ich kann Sie nicht einlassen, Monsieur«, erwiderte der Bewaffnete. »Die Sperrung gilt auch für Sie.«
»Ich hatte es befürchtet«, sagte Peter halblaut.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein!« Patrick stieg aus. »Ich möchte mit Ihrem Vorgesetzten sprechen!«
»Er ist nicht verfügbar. Bitte steigen Sie wieder ein und entfernen Sie Ihr Fahrzeug. Halten Sie unsere Einfahrt frei.«
»Ich lasse den Wagen hier stehen, solange es mir passt!«, sagte Patrick. »Sie können ihn ja selbst wegfahren.«
»Ich werde ihn abschleppen lassen, Monsieur.«
»Das werden Sie schön bleiben lassen, wenn Sie Ihren Job behalten wollen. Oder soll ich Sie Madame de Rosney einmal persönlich vorstellen?«
»Nicht nötig, Monsieur. Die Order ist direkt von ihr.«
»Wie bitte?!«
»Verlassen Sie jetzt auf der Stelle den Bereich der Absperrung, sonst muss ich Sie durch weitere Sicherheitskräfte entfernen lassen!«
»Wir sehen uns noch, Sie Vollidiot!« Patrick stieg ein und schlug wütend die Tür zu. »Sie hat uns ausgesperrt!« Er setzte schräg zurück, wendete und fuhr wieder los.
»Und was haben Sie jetzt vor?«, fragte Stefanie.
»Zurück zum Hotel«, antwortete er. »Sehen, ob unsere Unterlagen noch da sind, oder ob unsere Koffer schon auf der Straße stehen. Diese verdammte Kuh!« Er schlug auf das Lenkrad. »Mist!«
»Vielleicht hätten wir ihr noch zuvorkommen können, wenn wir gleich in der Nacht...«, sagte Peter.
»Ja, vielleicht. Andererseits hätten wir dann... Festhalten!« Patrick trat plötzlich auf die Bremse. Ein Mann mit einem Gewehr war auf die Straße getreten. Der Landrover kam kurz vor ihm mit stotternden Bremsen zum Stillstand. Es war der Förster, Fernand Levasseur.
»Ach, du Schande«, entfuhr es Patrick. »Der hat uns gerade noch gefehlt!« Entnervt ließ er das Fenster runter. »Was ist los?«
»Messieurs, ich muss dringend mit Ihnen sprechen! Es geht um Ihr Projekt!«
»Dafür haben wir keine Zeit. Entschuldigen Sie uns.« Patrick trat aufs Gas.
»Warten Sie! Hören Sie!« Levasseur hielt sich noch am Fenster fest. »Ich weiß von der Höhle! Und dass man Sie von ihr fern halten will!«
Patrick bremste wieder. »Was sagen Sie da?«
»Ich weiß, dass es nicht um Tollwut geht. Ich habe Ihre Höhle besucht, und ich weiß, weshalb Elaine de Rosney Sie hier fern halten will. Ich will Ihnen etwas zeigen!«
»Los, steigen Sie ein.«
»Fahren Sie den übernächsten Waldweg rechts rein«, sagte Levasseur, als er im Wagen saß.
»Was wissen Sie von der Höhle und von Elaine?«, fragte Peter.
»Ihre Rolle als Seuchenexperten haben Sie ziemlich miserabel gespielt. Es war also klar, dass ich mir ansehen musste, was am Berg wirklich vor sich geht. Ich bin oben gewesen und habe das Stahlschott gesehen, mit dem Sie die Höhle abgesperrt haben. Ich weiß, dass es um einen archäologischen Fund geht, der geheim gehalten und geschützt werden soll. Als wir uns das letzte Mal trafen, wollte ich Ihnen schon erklären, dass ich Sie unterstützen würde, aber Sie haben mich nicht ausreden lassen.«
»Wieso wollen Sie uns unterstützen?«
»Weil Bürgermeister Fauvel das Gebiet für die Erschließung freigeben will. Er will Straßen und Hotels bauen. Mir ist aber daran gelegen, dass es ein landschaftliches Schutzgebiet bleibt, und eine gesperrte wissenschaftliche Fundstätte passt dabei ganz in meine Pläne.«
»Also haben Sie uns nachspioniert?!«, fragte Patrick.
»Ganz richtig«, sagte der Förster, unbeeindruckt von Patricks verärgertem Tonfall. »Und mit Erfolg, Monsieur. Ich habe auf diese Weise herausgefunden, wer Ihre Auftraggeberin in Genf ist, und worum es in Ihrem Projekt geht. Und sogar noch mehr. Denn was Sie nicht wissen, ist, dass Madame de Rosney mitnichten für die Vereinten Nationen arbeitet. Sie ist dort weder bekannt, noch gehört die Telefonleitung,
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