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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Er dachte nach. Seine Leute hatten gute Arbeit geleistet. Ohne die Hintergründe zu erahnen, hatten sie ihm alle Informationen zusammengetragen, die er benötigte. Die Analyse und der Schluss waren nicht mehr schwer gewesen. Aber gerade das ließ ihn noch zweifeln. Es konnte nicht so einfach sein. Oder doch?
    Es gab nur eine einzige Person, der er von seiner Entdeckung erzählen und die ihm Sicherheit geben konnte: der Graf.
    Er nahm den Hörer und wählte die Null. Es meldete sich sein Sekretär.
    »Besorgen Sie mir eine saubere Leitung nach draußen, und zwar nicht eine von den offiziellen«, wies der Präsident ihn an und legte auf. Er hätte auch direkt an seinem Gerät eine abhörsichere Verbindung wählen können, doch die wurden im Hause aufgezeichnet. Wenige Augenblicke später klingelte es.
    »Die Leitung ist frei, Monsieur le Président.« Es folgten ein leises Klicken und dann ein Freizeichen.
    Der Präsident wählte eine Nummer in der Schweiz. Als nach einer Weile abgenommen wurde, meldete er sich: »Hier ist Emmanuel, ich möchte mit dem Grafen sprechen.«
    Üblicherweise gab er nicht seinen Vornamen an, aber auf diese Weise hoffte er, die Vertraulichkeit zu unterstreichen. Es dauerte nicht lange, bis die unverwechselbar sonore Stimme des alten Mannes ertönte.
    »Allô?«
    »Monsieur le Comte, hier ist Emmanuel Michaut, entschuldigen Sie, dass ich Sie derart unvermittelt anrufe.«
    »Monsieur le Président, es ist mir eine Ehre! Was kann ich für Sie tun?«
    »Infolge unseres letzten Gesprächs habe ich einige Erkundigungen eingeholt und eine möglicherweise interessante Entdeckung gemacht, die ich mit Ihnen teilen möchte.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich hoffe, Sie erwarten von mir keine fachliche Beurteilung Ihrer Entdeckung?«
    »Nun, möglicherweise können Sie mir einfach spontan Ihre Meinung dazu sagen. Und mir damit vielleicht eine Art richtungsweisendes Gefühl geben, wenn Sie so wollen.«
    »Ihr Vertrauen ehrt mich, und ich bin sehr gespannt auf Ihre Entdeckung. Ich kann Ihnen aber natürlich nicht versprechen, dass ich etwas Konstruktives dazu beitragen kann.«
    »Nun, es geht um Folgendes: Ich berichtete Ihnen von meinen sehr guten Verbindungen zur Industrie und dass sich einige Unternehmen von mir abgewandt haben.«
    »Ja.«
    »Nach unserem Gespräch hatte sich mein Gefühl verstärkt, dass es sich hierbei nicht um Zufälle handeln konnte. Dafür waren die Verhalten zu absonderlich und abrupt. Es konnten auch keine geheimen Akquisitions- oder Fusionspläne oder dergleichen sein. Das hätten wir schnell erfahren. Ich kam zu der Überzeugung, dass es bewusste und plötzliche Entscheidungen waren, von höchster Ebene gefällt. Von Personen mit ausreichender Macht.«
    »Sie meinen die Geschäftsführer?«
    »Nicht ausschließlich. Auch andere möglicherweise mehrheitlich an den Unternehmen beteiligte stille Teilhaber, Aufsichtsräte oder dergleichen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich habe mir also die Management-Strukturen, Kapital- und Besitzverhältnisse der entsprechenden Firmen und Konzerne besorgen lassen und analysiert. Und nun zu meiner Entdeckung: Es gibt eine Gemeinsamkeit.«
    »Wer hätte das gedacht!« Wirklich überrascht klang die Stimme des Grafen nicht.
    »Es war nicht gleich offensichtlich. Die beiden Banken beispielsweise gehören der Miralbi an, deren größter Konkurrent übrigens die britische Halifax-Gruppe ist. Der Aufsichtsrat wird mehr oder weniger kontrolliert von Yves Laroche, dem Vater von Jean-Baptiste, Sie wissen, wer das ist?«
    »Sie sprechen von Jean-Baptiste Laroche, Ihrem Gegenkandidat der Parti Fondamental Nationaliste?«
    »Ebendieser. Und als Nächstes stellte sich heraus, dass sein Bruder geschäftsführender Gesellschafter der ENF ist, dem Stromanbieter, der sich von mir abgewendet hat. Er hält einundfünfzig Prozent der Anteile, und wissen Sie, wem die anderen neunundvierzig Prozent gehören?«
    »Ich bin gespannt.«
    »Sie gehören der Ferrofranc-Gruppe.«
    »Mit der Sie ebenfalls Probleme haben.«
    »So ist es.« Der Präsident blätterte durch die Unterlagen auf seinem Tisch. »Und so geht es weiter. Ich möchte Sie nicht mit Details langweilen. Es stellt sich jedenfalls in allen Fällen heraus, dass in irgendeiner Form die Familie Laroche stets so weit beteiligt ist, dass sie ausreichend Macht ausüben könnte.«
    »Höchst bemerkenswert. Das trifft auch auf die anderen Firmen zu, von denen Sie erzählten?«
    »Ja. TVF Média und Télédigit

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