Projekt Babylon
es waren, der in Notre Dame die Beherrschung verloren hat.«
»Da haben Sie allerdings Recht.« Peter musste erneut schmunzeln. »Meinen Sie, das ist symptomatisch? Vielleicht werde ich zum Judas an der mystischen Historie, die ich erforscht habe? Und Sie werden vom Saulus zum Paulus, dem felsenfesten Begründer eines neuen religiösen Verständnisses?«
Nun lachte auch Patrick. »Wohl kaum!«
»Na, dann haben Sie wohl einen anderen Narren an Frau Krüger gefressen.«
»Mir sind lediglich die intellektuellen Fähigkeiten von Frau Krüger bewusst geworden, Herr Professor.«
»Und ihre körperlichen Reize zu Kopfe gestiegen?«
»Das ist keine Schande, sondern zeugt von Geschmack. Aber erstaunlich, dass Sie diese Reize ebenfalls bemerkt haben, Peter«, scherzte Patrick.
»Ich bin vielleicht älter als Sie, aber deswegen bin ich noch lange nicht blind«, gab Peter zurück. »Im Gegensatz zu Ihnen habe ich als seriöser Wissenschaftler meine Frühlingsgefühle jedoch unter Kontrolle.«
»Ja«, Patrick lachte, »das wird es sein!«
Sie hatten ihren Weg einem Schild im Foyer folgend gefunden und kamen nun in einen Bereich, der offensichtlich für Konferenzen aller Art abgesperrt werden konnte. Am Eingang stand ein förmlich gekleideter Herr, dem die eintreffenden Gäste Papiere überreichten.
»Ihre Einladungen bitte«, forderte er sie auf, als sie ihm gegenübertraten.
Patrick überreichte ihm den Handzettel mit der Ankündigung des Symposiums.
»Es tut mir leid, aber Sie benötigen Ihre schriftliche Einladung. Haben Sie den Brief dabei?«
»Wir haben keine Einladungen mehr erhalten«, erklärte Patrick, »wir haben erst sehr kurzfristig von diesem Termin erfahren...«
Der Mann schien wenig beeindruckt. Er senkte seinen Blick in eine vor ihm liegende Liste. »Das werde ich überprüfen. Ihre Namen bitte?«
»Monsieur, ich sagte doch, wir haben gerade heute erst von diesem Symposium erfahren...«
»Ihre Namen?«
Peter schob sich vor. »Ich bin Professor Peter Lavell, Wissenschaftler und Sachbuchautor. Ich halte zurzeit Vorlesungsreihen an internationalen Fakultäten zum Thema Mystizismus. Ich bin den Veranstaltern mit Sicherheit wohl bekannt, und ich glaube nicht, dass sie auf mich verzichten möchten.«
Der Mann schien ihm nicht zuzuhören. »Ohne eine Einladung kann ich Sie... oh, ich sehe gerade. Sie sind Professor Lavell und Monsieur Nevreux?« Er sah auf.
»Ja.«
»Sie stehen tatsächlich auf der Gästeliste.« Er trat beiseite und winkte sie durch. »Willkommen zur Permutatio! «
Peter runzelte die Stirn, als sie hindurchgingen, aber noch bevor er etwas sagen konnte, drückte ihnen eine junge Frau je eine Art Programmheft in die Hand. »Willkommen und eine erfahrungsreiche Zeit, Brüder.« Dann wandte sie sich bereits anderen Gästen zu.
»Wir stehen auf der Gästeliste ?!« Patrick sah sich erstaunt um. »Wir scheinen einen Gönner zu haben. Und ich kann mir auch schon vorstellen, wer das ist...«
»Ja, ich auch«, sagte Peter und deutete auf das Programmheft. »In einer halben Stunde beginnt eine Podiumsdiskussion. Und mit dabei ist Claire Renée Colladon.«
»Vielleicht versucht sie ja hier ebenfalls, ihre Arche-Noah-Story zu verkaufen.«
»Interessanterweise steht hier nichts von der Bruderschaft der ›Wahren Erben von Kreuz und Rose‹. Stattdessen wird sie hier aufgeführt als › Grandmaître du Ordre RC ‹...« Peter zögerte und fasste sich dann an den Kopf. »Moment mal, das gibt's doch nicht! Warum bin ich Esel nicht früher darauf gekommen?!«
»Nun?«
»Jetzt weiß ich auch, woher ich den einen Spruch in der Höhle kenne!«
»Welchen Spruch?«
» Arcana publicata vilescunt... erinnern Sie sich? Veröffentlichte Geheimnisse werden billig, und das Entheiligte verliert alle Anmut. «
Ähm... ja, kann sein. Sie kennen das Zitat?«
»Ja, es kam mir gleich bekannt vor, ich konnte mich aber nicht mehr an den Zusammenhang erinnern.« Mit schnellen Schritten ging er voran und suchte die Gänge und Räume mit seinen Blicken ab. »Dabei ist es so offensichtlich. Kommen Sie, wir müssen Renée suchen!«
»Haben Sie eigentlich vor, mich auch einzuweihen?«, fragte Patrick, der dem Professor etwas gemächlicher folgte und eine weitere Zigarette aus der zerknitterten Packung klopfte.
»Da ist sie!«, rief Peter aus und blieb in einer Tür stehen.
Einige Leute standen in kleinen Gruppen beisammen und unterhielten sich. Als Patrick hinzukam und neben Peter in den Raum blickte, löste
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