Projekt Babylon
International gehören zum selben Medienkonzern, der wiederum einen Onkel Jean-Baptistes im Aufsichtsrat sitzen hat.«
»Was schließen Sie aus dieser Entdeckung?«
»Nun, es sollte keine Überraschung sein, dass Jean-Baptiste Laroche mit seiner Partei die nächste Wahl gerne gewinnen möchte. Beunruhigend ist allerdings, dass er die Macht zu haben scheint, seine gesamten familiären Verbindungen in ein politisches Ränkespiel zu verwickeln.«
»Sie vermuten, dass eine einzelne Person Industriekonzerne und Banken zu solch drastischen Schritten veranlassen kann? Immerhin scheint es für die Betroffenen um den Verzicht auf Staatsanleihen und andere Vergünstigungen zu gehen...«
»... um im Gegenzug ein Familienmitglied als französischen Präsidenten einsetzen zu können.«
»Bei allem Respekt, Monsieur le Président... erlauben Sie, dass ich meine Meinung hierzu äußere?«
»Aber natürlich, deswegen habe ich Sie angerufen. Was denken Sie?«
»Ich bin kein Franzose und mit Ihrem Staatssystem nicht so vertraut, aber es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass allein Ihre Position als Präsident ein so großes Opfer wert ist.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, mit ausreichend Fantasie könnte man sich ja die Umstände, die Sie schildern, als einen von langer Hand vorbereiteten Putschversuch vorstellen. Wenn dieser allerdings erfolglos bleibt, werden andere Unternehmen und Verbände die Lücke füllen, die die nun in Ungnade gefallenen hinterlassen, um als neue Partner die Staatsgunst zu erlangen.«
»Sie meinen, es ist unwahrscheinlich, dass so viele industrielle Schwergewichte auf Abstand zur Regierung gehen, auf das Risiko hin, ihre Position nachhaltig zu beschädigen.«
»Ja.«
»Sie haben vielleicht Recht...« Er zögerte einen Augenblick, dann schlug er mit der Hand auf den Tisch. »Aber dennoch ist es so. Es kommt einem fast wie bei der Mafia vor!«
»Wenn Sie tatsächlich in einer solchen Lage gefangen sind, könnte es sich als hilfreich erweisen, wenn Sie Ihre Vermutung konkret überprüfen, Monsieur le Président.«
Der Präsident drehte sich mitsamt seinem Stuhl so, dass er aus dem Fenster blickte. »Wie das?«
»Wenn es sich so verhält, wie Sie vermuten, dann wird ersichtlich, dass sich die Familie Laroche sehr sicher ist, mit dem, was sie plant.«
»Ja, anscheinend.«
»Woran könnte das liegen?«
»Vielleicht sind besondere Umstände eingetreten, die wir noch nicht kennen, die das Vorgehen der Familie Laroche zu diesem Zeitpunkt besonders Erfolg versprechend macht.«
»Gut... und nun testen Sie sich selbst. Sie sind Wähler. Würden Sie Jean-Baptiste Laroche und die PNF wählen? Oder anders: Trauen Sie dem Mann zu, die Wahl zu gewinnen?«
»Nein, keineswegs. Der Mann strahlt keine Kompetenz aus. Er mag charismatisch sein, ist aber arrogant und egozentrisch.«
»Dann muss man sich wirklich fragen, weshalb ein solches Vertrauen in seinen Erfolg gesetzt wird. Ein Selbstbewusstsein, das er, wie Sie sagen, auch persönlich zur Schau trägt. Warum konfrontieren Sie ihn nicht einfach. Wenn er wirklich so sicher ist, dann wird er Ihnen persönlich vielleicht den einen oder anderen Anhaltspunkt geben.«
»Sie meinen, ich sollte mich mit ihm treffen?«
»Sicher.«
»Das ist grotesk. Dieser Mann meidet es sogar, in der Öffentlichkeit meinen Namen auszusprechen. Er würde sich niemals auf ein Treffen einlassen.«
»Vielleicht sind Sie auf der falschen Spur«, gab der Graf zurück. »Vielleicht aber auch nicht.«
Der Präsident schwieg einen Augenblick lang. »Sie haben Recht, einen Versuch ist es wert, schätze ich... Monsieur le Comte, ich muss mich wieder einmal bei Ihnen bedanken.«
»Danken Sie mir nicht, ich habe Ihnen lediglich zugehört.«
»Wie sooft, ja. Vielen Dank trotzdem, es war mir eine Freude.«
»Ebenso wie mir, Monsieur le Président.«
8. Mai, Royal Casino Hotel, Cannes
»Schade, dass Stefanie nicht mitkommen wollte.«
»Sie verwundern mich, Patrick. Gestern haben Sie sie noch als Klugscheißerin bezeichnet, und heute vermissen Sie sie schon.« Peter lachte. »Oder hätten Sie sie gerne als Zeugin dabei gehabt, wenn Sie in Ihrer unverwechselbar charmanten Art gleich einen ganzen Saal voller Mystiker lächerlich machen wollen?«
»Ich will Sie noch mehr verwundern: Ich habe nichts dergleichen vor.«
»Nichts für ungut, aber ich kann mir nur schwerlich vorstellen, wie Sie sich in dieser Löwengrube zusammenreißen wollen.«
»Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie
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