Projekt Genejusha - Wächter der Sonne 1
Kobrakind, kein reines. Es ist ein Bastard, gefährlich und genetisch unrein. Dieses Weib, dieses Drecksweib wagte es, ihre eigene Rasse zu betrügen und dank ihrer sinnlosen Mutter hat das gesamte Volk zugestimmt. Der DNS-Code in unserer Genesis ist für immer dahin. Leoniden und Hydraer vereint... was für ein philosophischer Schwachsinn. Keine Gnade für sie und auch nicht für unsere Tante, die Gralskönigin, oder den König. Sei wachsam, du Schwachkopf, mit welchen Kräften du deine dumme Art des Mitgefühls paarst.“
Die Augen fest zusammenkneifend, stapfte Sansir hinter seinem Zwillingsbruder in Richtung Pyramide direkt auf den Vortex zu, welcher der einzige Einlass in das dunkle Gebäude war. Je näher sie dem Vortex kamen, umso intensiver konnten sie das Flüstern in ihren Zellen fühlen.
Sansir blieb stehen und fasste sich an sein Herz. Sein Atem ging rasend schnell und sein Herz rotierte in einer Taktung, die selbst eine so mächtige schwarze Kobra wie ihn zum Zittern brachte. Er war beständig gegen die Pläne seines Zwillings gewesen, konnte aber auf Grund ihrer beider Bindung nicht wählen. Jedes Ritual, das Sanfar mit Demagon zum Erreichen seiner magischen Macht manifestiert hatte, stürzte sich augenblicklich in seinen Geist, um ihn ebenso einzunehmen.
Schon seit einigen Pulsaren trieben Neid und Eifersucht Sanfar in die Arme Demagons. Das Versprechen, ME-AN zu töten und aus Nejushas Armen zu reißen, um sie ihm, Sanfar, als Gemahlin zu verschaffen, hatten ihn mehr und mehr in den Bann des dunklen Magiers gezogen. In den Bann der Flüsterer. Immer mehr zog er seinen Zwilling mit hinein, trieb ihn in die intrigierende Schlacht gegen den König der Leoniden.
„ Demagon wartet nicht ewig! Beeil dich, du nichtsnutziges Zwillingswesen!“
Sansir schüttelte den Kopf. Das Wesen seines Bruders wurde immer dunkler, sein Charakter immer schwächer. Einst, als sie beide ihre Mutter verloren hatten, hatten sie nur noch sich selbst und ihre Tante gehabt. Er dachte sehnsüchtig an seine Tante Amenish. Bilder jagten durch seinen Geist. Bilder, die Nejusha und die zwölf Schützen zeigten, die ihren Leib mit Pfeilen durchbohrten. Die magische Wandlung, die sein Bruder in der Halle der Niederkunft durchlief. Wie er zu einem grauen Schatten anschwoll und mit nur einer Formel in der Sprache der Non Suffragatori ihren Leib aufschlitze. Die Momente, in denen sie kämpfte, als um die große Halle das Zeitlose waberte, das Hologramm Demagons.
Es hatte Stunden gedauert, bis sie die Kinder aus dem Leib reißen konnten, so mächtig war Nejusha im Bündeln ihrer Energie und der Aufrechterhaltung ihrer körpereigenen Schutzschilde gewesen. Ihre Macht, den Körper mit einer unsichtbaren Mauer zu schützen, hatte den Non Suffragatori lange Stand gehalten.
Schweiß trat ihm auf die Stirn und sein Herz schlug so intensiv, dass er jeden Puls auf seiner Haut sehen konnte. Sansir schämte sich so sehr, er schämte sich bis in den eigenen Samen seines Geistes.
Viele Pulsare lang war er auf der Suche nach einer Lösung gewesen, eine Vision oder irgendeine Idee, die ihn aus der Bindung mit seinem Bruder lösen würde. Vergeblich. Nicht einmal die Magier von Altair, die Traumweber oder der hohe arkturianische Priester Meteathron hatten eine Idee oder Heilung gehabt. Er schien gefangen in der Blutbindung mit seinem Zwilling und dem Flüstern. Sansir blickte nach vorne zu seinem Bruder, der bereits das Vortextor erreicht hatte. Kein Zweifel, Sanfar war mächtig geworden. Ebenso mächtig wie einst ihr Vater Saranar, der einzige Magier im Clan der schwarzen Kobra.
Schon lange war es her, dass man ihn gesehen hatte. Nach dem Verschwinden von Cater Amen hatte er sich in das Nibelinum zurückgezogen, den hochfrequenten Ätherraum, den nur die höchsten und weisesten Magier betreten können. Beide waren sie ihrem Vater ähnlich, beide Söhne trugen in sich die Fähigkeit zur Magie. Aber das wussten die beiden nur von Amenish, denn sie waren ihrem Vater nie begegnet.
Sansir war größer geraten als Sanfar, fast um zwei Köpfe. In der Tradition des schwarzen Clans trugen beide ihre Haare lang bis zu den Fersen. Niemals offen, denn der Codex gestattete es nur der Gralsgemahlin, einen männlichen Hydraer mit offenem Haar zu sehen. Der Regel nach mussten die Haare zu einem strengen Knoten gebunden werden, der mit langen Lederschnüren in Spiralen umrundet wurde. Passend zu der nahezu schwarzen Haut, die nur schimmerte, wenn Emotionen
Weitere Kostenlose Bücher