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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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schnürte ihr den Hals zu, als sie versuchte, sich mit einer Vorstellung zu befassen, die ihr immer wieder entglitt.
    Wie konnte sie sich die Dunkelheit zunutze machen? Der bloße Gedanke daran versetzte sie in Angst und Schrecken.
    Und dann Sams Stimme. Sie erfüllte sie mit Wärme und Liebe: Wir haben unsere Kräfte aus einem ganz bestimmten Grund.
    Sam.
    Tränen rollten ihr über die Wangen, während sie wartete, dass der Priester endlich kam und sie von all ihren Sünden freisprach; ihr sagte, es hätte seine Richtigkeit damit, dass Sam tot war.
    »Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Was ihr für den Tod haltet, ist das Tor zum Leben.«
    Vielleicht ist es ja so, dachte sie voll Bitterkeit. Und doch will ich ihn zurückhaben.
    … jeder, der lebt und an mich glaubt …
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. Wie, in aller Welt, soll das denn gehen? Ein paar Vaterunser singen? Buße tun? Und dann kommt Sam zurück?
    Wie konnte Gott nur so grausam sein?
    Da war wieder Night, seine Stimme kühl und doch beruhigend: Wenn Samsons Tod nicht umsonst gewesen sein soll, dann lass dich von seiner Stärke leiten. Von seiner Überzeugung, dass man anderen helfen muss. Lass ihn dein Licht in der Dunkelheit sein.
    Mein Licht in der Dunkelheit.
    Licht.
    Vor Überraschung und Entzücken setzte ihr Herz kurz aus. Ihre Schulter tat immer noch weh. Aber dieser kleine Schmerz war nichts angesichts der Erleuchtung, die sie gerade erlebt hatte.
    Licht – das konnte sie verstehen. Licht war ihr persönlicher Retter, ihre Erlösung. Licht bannte die Dunkelheit.
    Zum Teufel mit Gott und seinem Herzen aus Stein. Zum Teufel mit Jesus Christus, seinem Sohn. Zum Teufel mit Himmel und Hölle und all den anderen Dingen, an die man glauben sollte. Ohne den geringsten Beweis, dass sie überhaupt existierten.
    Licht war real.
    Dunkelheit war real.
    Das war alles an Religion, was sie brauchte.
    Jet stand lachend auf. Genau in diesem Moment wurde die Blende vor der Trennwand beiseitegeschoben.
    »Tut mir leid, dass du warten musstest, mein Kind«, sagte die Stimme des unsichtbaren Priesters.
    »Ist schon in Ordnung«, erwiderte Jet. Sie fühlte sich leichter als Luft. »Ich habe bereits gefunden, was ich suchte.«
    Und so seltsam es auch sein mochte – irgendwie verdankte sie das Lancer.

KAPITEL 45
    IRIDIUM
     
    Unseren mit mentalen Kräften begabten außermenschlichen Schülern empfehlen wir ein Therapie-Praktikum, um ihre diesbezüglichen Fähigkeiten zu vervollkommnen.
    Werbebroschüre, herausgegeben vom Exekutivkomitee
     
    Normalerweise hätte Iridium sich über jede Unterbrechung des Unterrichts gefreut. Als jedoch das Eindämmungsteam in den Kurs für Angewandte Geschichte der Außermenschlichen hineinplatzte, verkrampfte sich ihr Magen.
    Gerade gab sie mit ihren Registrierstiften etwas in ihre Datenbildschirme ein. Ein Schüler nach dem anderen erstarrte mitten in der Bewegung. Alle blickten wie gebannt auf die schweigenden Gesichter hinter den Schutzschilden.
    Neben sich konnte Iridium Frostbite in kurzen Stößen atmen hören.
    Er und Chen hatten sich während der letzten Tage von ihrer schockierenden Begegnung mit Hornblower im Aufenthaltsraum erholt. Niemand hatte ihnen seltsame Blicke zugeworfen oder ihnen Hassbotschaften geschickt. Und keiner der Proktoren hatte auch nur das Geringste bemerkt. Derek und Chen waren Partner. Nichts Besonderes, sie zusammen zu sehen.
    »Ist irgendetwas vorgefallen?«, fragte Charisma, ihre Ausbilderin.
    Der Anführer des Eindämmungsteams drängte sich an ihr vorbei. Seine Männer gingen nacheinander durch die Stuhlreihen und versammelten sich um Red Lotus.
    »Derek Gregory«, sagte der Anführer mit tonloser Stimme. »Ist er in dieser Klasse?«
    Frostbite legte seinen Registrierstift beiseite. Seine Finger zitterten so heftig, dass er vom Tisch fiel und wegrollte. »Ja. Ich bin Derek Gregory.«
    Der Sicherheitsmann fasste sein Betäubungsgewehr etwas fester. »Du musst mitkommen, mein Sohn.«
    »Er geht nirgendwohin«, sagte Iridium mit lauter Stimme und hielt einen Arm zwischen Frostbite und das Eindämmungsteam.
    Der Sicherheitsmann sah sie stirnrunzelnd an. »Du hältst dich da raus, Mädchen. Gegen Mister Gregory liegen einige schwerwiegende Anschuldigungen vor. Wir müssen dem nachgehen.«
    Iridium streckte ihr Kinn vor. »Was denn für

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