Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
versorgen, wie man in die Kamera lächelt, während man einen Schurken fertigmacht.«
»Die sind aber nicht die Besten«, sagte Jet einfach. »Ich will den Besten, Sir. Ich will, dass Sie mich unterrichten.«
»Blödsinn«, fauchte er. »Ich bin nicht der Beste, und das weiß ich. Man hat mich auf dem Höhepunkt meiner Karriere aus dem aktiven Dienst entfernt, weil ich einen dummen Fehler begangen habe. Also, jetzt sag mir endlich den wahren Grund, warum du hier bist, Mädchen. Dann sehe ich vielleicht davon ab, dir einen Fixiergurt in dein vorlautes Maul zu stopfen.«
Jet hob das Kinn. »Sie hassen mich, Sir. Und das bedeutet, Sie werden sich nicht zurückhalten, wenn wir kämpfen.«
»Du willst, dass ich wirklich gegen dich antrete, wie bei einem echten Kampf? Dass ich alle Vorsicht vergesse? Dich windelweich schlage, wenn du einen Fehler machst?«
»Ja, Sir.«
»Und unser Kampftraining wird zusätzlich stattfinden zu deinen regulären Kursen in Friedenssicherung und Selbstverteidigung.«
»Jawohl, Sir.«
Er starrte sie an, das Gesicht wie in Stein gemeißelt. Sein Blick war gnadenlos. »Du bist ein dreckiger Schatten. Aber du hast Mumm. Und du hast Köpfchen. Wenn ich das tun soll, dann setze schleunigst eine Verzichtserklärung auf. Die gibst du deinem Mentor. Und außerdem lässt du sie in deine Akte aufnehmen. Ich will nicht für deine Beerdigungskosten aufkommen müssen, wenn ich dich auseinandernehme.«
»Ja, Sir«, erwiderte Jet grinsend. »Danke, Sir.«
»Jaja. Bedank dich nur artig. Schon morgen wirst du mich verfluchen, das verspreche ich dir. Fünf Uhr, Hindernisbahn. Jeden Morgen, bei jedem Wetter. Wenn du auch nur ein einziges Mal nicht erscheinst, war’s das. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Sir!« Sie streckte ihre Hand aus. »Danke, Sir!«
Lancer starrte ihre Hand an, als läge darin ein Haufen dampfender Hundescheiße. Schließlich zog Jet sie zurück. Es tut nicht weh, sagte sie sich und lächelte tapfer weiter.
Es tut nicht weh.
»Morgen früh, Mädchen. Und sei pünktlich.« Mit diesen Worten wandte er sich wieder seinem Computer zu. Er sah nicht hoch, als sie aufstand, und gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er ihr letztes »Danke, Sir« überhaupt zur Kenntnis nahm.
Jet war, als hätte er kurz den Kopf gehoben, als sie die Tür leise hinter sich schloss. Aber dann entschied sie, dass sie sich wohl geirrt haben musste.
KAPITEL 42
IRIDIUM
Kein Kommentar.
Antwort von Neil Moore, Assistent des Superintendenten, auf die Frage, ob es zuträfe, dass an der Akademie gleichgeschlechtliche Beziehungen verboten seien.
Der Fernseher plärrte. Gerade lief eine Realityshow über die Schwadron. Darkmancer hatte die Nase gestrichen voll. Kinetic Lad war ihm zu rücksichtslos. Die beiden brüllten sich in der Küche von Squad House gegenseitig an. Das war die Villa, in der die Show aufgezeichnet wurde, komplett finanziert von Corp und überall mit Kameras ausgestattet.
»Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um bei so einem Scheiß mitzumachen?«, fragte Iridium. Frostbite und Red Lotus, die ausgestreckt auf dem Sofa lagen, beachteten sie gar nicht.
»Mir wäre es ja egal, ob Darkmancer eine Geistmacht ist. Ich würde ihm trotzdem in den Arsch treten«, bemerkte Frostbite. »Er ist so ein Scheißkerl. Wie hält Kinetic Lad das bloß mit dem aus?«
Chen katapultierte sich mit einem Satz in den Stand und nahm seine Kampfhaltung ein. Mit leicht verzögerten Mundbewegungen äffte er die schlechte Vertonung eines Kung-Fu-Films nach. Wie Iridium bemerkt hatte, teilten er und Derek die gleiche Leidenschaft für billige Filme. »Nur wenn du mich besiegst, wirst du der wahre Meister sein.«
Die Tür zu den Klassenräumen glitt zischend auf. Jet durchquerte schweigend den Gemeinschaftsraum und ging auf ihr Zimmer. Iridium und die beiden Jungs ignorierte sie geflissentlich. Iridium blickte ihr nach und streckte ihr die Zunge heraus.
Frostbite sprang auf und nahm eine ähnlich groteske Kung-Fu-Pose ein wie Red Lotus. »Aber ich bin der Beste im Kranich-Stil. Du wirst mich niemals besiegen!«
Die beiden begannen einen Kampf, und Iridium drehte den Fernseher auf, um ihre wilden Geräusche zu übertönen. Schließlich gewann Frostbite gegen den kleineren Red Lotus. Er nagelte ihn am Boden fest und stieß ein lautes Cowboy-Johlen aus.
Hornblower stapfte in den Aufenthaltsraum. Schweißüberströmt kam er aus der Turnhalle. Die Tropfen perlten auf den Muskeln, die noch nicht so recht
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