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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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holte aus.
    Jet wich in Erwartung des Kampfes und der abzusehenden Folgen zurück …
    Und genau in diesem Moment explodierten die Plastiflor-Glühbirnen über ihren Köpfen.
    Die Mädchen fingen an zu kreischen, als Plastiksplitter auf sie herabregneten. Ihre Schreie setzen sich durch die Warteschlange fort, während entlang des Korridors vor der Kantine eine Glühbirne nach der anderen platzte.
    In der Dunkelheit presste Jet beide Hände vor den Mund, um nicht laut zu schreien. Wir sind auf dem Gang, dachte sie verzweifelt. Wir sind auf dem Gang, und wir sind hier sicher, und es gibt keine Stimmen hier, keine Stimmen, es ist sicher, es ist sicher -
    Plötzlich erhellte ein weißer Lichtball die Dunkelheit. Jet bebte fast vor Erleichterung, als sie näher an die leuchtende Kugel herantrat, die aus Iridiums Hand strömte.
    »Na super!«, schnaubte eines der anderen Mädchen. »Jetzt haben die Proktoren uns alle am Arsch!«
    Ein anderes zischte: »Weiter so, Bastard!«
    »Das war ich nicht«, entgegnete Iridium verwirrt. »Ich wollte Dawnie ein paar Zähne einschlagen. Das muss eine andere Lichtmacht gewesen sein.«
    Alle Mädchen starrten nun auf Dawnlighter, die quäkte: »Ich war’s nicht. Sie lügt!«
    Iridium verdrehte die Augen. »Als ob ich das nötig hätte. Lügen über jemanden zu verbreiten, der so lahm ist wie du.«
    »Wie war das, du kleine –«
    »Was geht hier vor?«
    Die Stimme des Proktors schnitt den Streitenden das Wort ab, und alle Mädchen verstummten. Die Dunkelheit schien voranzukriechen, bis sie die Gestalt eines Mannes annahm. Vielleicht war es aber auch nur die Notbeleuchtung, die sich an den Seiten des Korridors einschaltete und die Schatten bannte.
    Eine Schülerin flüsterte ein Gebet. In der Stille klang es erschreckend laut.
    Jets Augen weiteten sich, als ihr Blick auf Night fiel. Er war außer ihr die einzige Schattenmacht an der Akademie. Sein dunkler Blick durchbohrte jede Einzelne von ihnen. Eine schwarze Kapuze verdeckte sein Gesicht vollständig. Der dazu passende Umhang fiel von seinen Schultern wie der Mantel eines Königs. Das bisschen, was sie von dem Ganzkörperanzug erkennen konnte, den er darunter trug, musste noch dunkler sein. Schatten, verschluckt von einem schwarzen Loch. Um ihn herum schien selbst die Luft stillzustehen, als sei auch sie voller Ehrfurcht vor dem einzigen Mann, der mit einem Gedanken alles Licht auslöschen konnte.
    Ein Teil von Jet wollte sich vor seine Füße werfen und um Gnade betteln, wollte diese Füße küssen und ihn anbeten.
    Völlig außer sich dachte sie: Heldenanbetung. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu kichern.
    Als er in ihre Richtung blickte, verspürte Jet einen Stich in der Magengrube und starrte auf ihre Schuhe.
    »Ich warte.« Nights Stimme war tief. Und eiskalt.
    Niemand sagte ein Wort. Vielleicht hatten sie Angst, schon an ihrem ersten Abend hier den Zorn eines Proktors heraufzubeschwören. Vielleicht war ihnen aber auch nicht wohl dabei, den Ärger eines voll ausgewachsenen Schattens zu erregen.
    Denn sie alle wussten, was passierte, wenn ein Schatten wütend wurde.
    Wieder dachte Jet an ihren Vater. Wie er ihren Namen geschrien hatte, als sie ihn abgeholt hatten, bevor er jemanden verletzen konnte.
    Nun, Jet war auch eine Schattenmacht.
    Sie räusperte sich und zwang sich zu sprechen. Sie brachte es nicht fertig, Night dabei in die Augen zu sehen, aber sie schaffte es zumindest, dorthin zu blicken, wo sie sein Kinn vermutete. »Also, Sir.« Oh Gott! Ihre Stimme glich eher einem kaum kontrollierten Aufschrei. »Wir haben in der Schlange gestanden, um in die Kantine zu gehen. Als Dawnlighter anfing, mich zu schikanieren, ist Iridium ihr entgegengetreten. Sie stritten sich, und Dawnlighter wurde sehr wütend. Dann sind die Lampen explodiert.«
    Zurechtgebogene Wahrheit. Eine Waffe jeder Heldin. Und das hatte sie noch nicht mal in der Schule gelernt.
    Dawnlight warf ihr einen Blick zu, so voller Hass, dass er die Haut von ihren Knochen hätte schälen können.
    Jet lächelte sie an. Es sollte lieblich klingen, aber es fühlte sich ekelhaft an. »Was denn? Helden sagen doch immer die Wahrheit, oder?«
    Sie spürte Nights Blick schwer auf sich ruhen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sah ihm in die Augen. Genau eine halbe Sekunde lang – dann wieder auf ihre Schuhe.
    Night sagte: »Ist das wahr, Dawnlighter?«
    Eine lange Pause entstand. Jemand schluckte vernehmlich. Schließlich antwortete das Mädchen: »Sir, es

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