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Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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»Hornblower, zeig der Klasse doch mal die Bewegung, die wir zu Hause trainiert haben.«
    »Sir?« Jet meldete sich. »Sollten für eine vorbildliche Demonstration der Technik die Partner nicht ungefähr gleich groß sein?«
    »Wie heißt du?«, schnappte Lancer.
    »Jet, Sir.«
    »Jet, halt deine Klappe und lass uns weitermachen!«, bellte Lancer. »Sollte ich eure Meinung wissen wollen, ihr Rotznasen, dann frag ich euch! Ist das klar?«
    »Ja, Lancer, Sir!«, brüllte die Klasse im Chor.
    Dann stürzte sich Hornblower ohne weitere Aufforderung auf Iridium. Er war doppelt so groß wie sie und bewegte sich trotz seines stämmigen Körpers erstaunlich behände.
    Iridium hielt sich gar nicht erst damit auf, eine der Körpertechniken anzuwenden, die sie mit Abbie geübt hatte. Sie streckte ihre Hand aus, rief ihre Macht zu sich und schleuderte Hornblower einen Stroboimpuls mitten ins Gesicht.
    Er fiel zu Boden, schrie und umklammerte seinen Kopf mit beiden Händen, während er hin- und herrollte.
    Lancer packte Iridium am Kragen. »Was, in Gottes Namen, soll das?«
    »Er hat mich angegriffen«, erwiderte Iridium gelassen. »Ich habe mich verteidigt. Ist das nicht das, worum es in dieser Stunde geht?«
    »Seht euch alle dieses Mädchen hier genau an«, verkündete Lancer laut. »Sie ist kein Teamplayer. Wer immer von euch im dritten Ausbildungsjahr ein Paar mit ihr bilden wird, ist genauso ein Pechvogel wie Boxer, mein armer … kraftloser … Bruder. Merkt euch das!«
    Dann zischte er Iridium an: »Na los, Bewegung! Du meldest dich sofort im Büro des Superintendenten.«
    Während er sie an ihrer Uniform von der Matte zerrte, jammerte Hornblower: »Das zahl ich dir heim, Iridium. Ich schwör’s.« Sein Gesicht war krebsrot, seine Augen tränten.
    »Wenn du mich das nächste Mal herausforderst, dann heul nicht wie ein Kleinkind«, gab Iridium zurück. »Das verdirbt alles.«
    »Beweg deinen Arsch!«, brüllte Lancer und schob sie aus dem Klassenzimmer. Iridium salutierte den versammelten Mitschülern. Zufrieden registrierte sie Jets Lächeln.

KAPITEL 10
    JET
     
    Träume sind nichts weiter als Träume. Zumindest so lange, bis sie sich mit den Fähigkeiten paaren, die wir an der Akademie entwickelt haben. Jeder Einzelne von euch sollte den Proktoren und Corp dafür dankbar sein, dass sie uns die Möglichkeit eröffnen, zu schützen und zu dienen. Ich bin es, denn mein Traum, einem höheren Wohl zu dienen, ist endlich wahr geworden.
    Abschiedsrede von Celestina, Absolventenklasse 2099
     
    Jet war nicht bewusst, dass sie im richtigen Leben schrie. In ihrem Traum, oh ja, da schrie sie sich die Seele aus dem Leib.
    »Joannie«, sagte das schwarze Ding, das einmal ihr Vater gewesen war. »Komm raus und gib deinem Papa einen Kuss.«
    Jet … nein, Joannie, sie war Joannie. Fünf Jahre alt und kaum in der Lage, Schatten an den Wänden zu erzeugen … Wimmernd verkroch sie sich in die hinterste Ecke ihres Kleiderschranks.
    Draußen vor der Tür hörte sie ihren Vater kichern. Ein feuchtes, gurgelndes Geräusch, das Jet an das Wasser in dem großen Plastikbehälter erinnerte. Genauso klang es, wenn sie den Knopf drückte, um ihren Becher zu füllen.
    Gluck gluck machte das Wasser. Gluck gluck machte Papa und lachte abgehackt. »Joooanniiie.« Er zog ihren Namen auf furchteinflößende Art in die Länge. »Liebst du deinen Papa nicht?«
    Doch. Aber ihr richtiger Papa würde ihr nicht solche Angst machen. Ihr richtiger Papa hätte Mama nicht in eine schwarze Decke eingewickelt und so lange zerquetscht, bis nur noch ein leuchtender, nasser, roter Fleck auf dem Boden zurückgeblieben war. Ein leeres Etwas, das früher gelächelt und gelacht und sie »Jet, mein Schätzchen« genannt hatte.
    »Geh weg«, flüsterte sie zu dem Monster, das ihr Vater war.
    »Joannnnnieeeee …«
    »Geh weg!«
    »Du hast die Regeln gebrochen, Joannie.«
    Sie erschauerte, schlang sich die Arme um die Beine und schaukelte vor und zurück. Wenn sie doch im Fußboden versinken könnte! Er würde ihr weh tun. Die Tür aufreißen und sie packen, schütteln und zusammenquetschen, so sehr sie ihn auch anflehen würde aufzuhören.
    Hör auf, hatte ihre Mama geschrien. Um Gottes willen, hör auf.
    Hatte er aber nicht. Noch nicht einmal dann, als Mama seinen richtigen Namen benutzte, den nur sie beide, Blackout und Angelica, kannten. George, hatte Mama geschrien, bitte! Hör auf!
    Und dann waren da diese knirschenden Geräusche gewesen, wie wenn man im Herbst über

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