Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht

Titel: Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
…«
    »Ich weiß, ich weiß. Nachsitzen«, sagte Iridium. »Bin schon unterwegs. Fröhlich hüpfend wie eine brave kleine Heldin.«
    »Oh, nein«, erwiderte der Superintendent und wischte sich mit seinen pummeligen Radiergummifingern die Schweißtropfen von der Stirn. »Nein, junge Dame. Diesmal bist du zu weit gegangen. Ich werde eine Versammlung der Proktoren einberufen. Und ich hoffe sehr, dass sie dich geradewegs von der Akademie verweisen. Du glaubst vielleicht, dein IQ und deine Herkunft machen dich zu etwas Besonderem. Aber das Einzige, wozu sie dich machen, ist eine Nervensäge. Ich will, dass du von meiner Schule verschwindest!«
    »Das wird nicht nötig sein«, zischte eine Stimme hinter Iridiums Rücken. Die Luft um sie herum wurde mit einem Schlag zehn Grad kälter, als hätte jemand mitten im strengsten Winter ein Fenster geöffnet.
    Der Superintendent erblasste. »Night. Wie ich sehe, haben Sie meine Nachricht schließlich doch erhalten.«
    Night legte eine Hand auf Iridiums Schulter. Sie kämpfte gegen das Verlangen an, sich zusammenzukrümmen. Night war nicht so schlimm wie einige andere Proktoren – Lancer schlug ihn um Längen –, aber er hatte etwas Merkwürdiges an sich. Immer schien er ein klein wenig zurück in die Schatten zu sinken und zu verblassen. Er wirkte so, als sei er niemals ganz anwesend. Und das fand sie ziemlich beunruhigend, wenn sie ernsthaft darüber nachdachte.
    Und die Tatsache, dass sie noch niemals wirklich sein Gesicht gesehen hatte. Sie fröstelte.
    »Worin besteht denn das Problem?«, fragte Night mit sanfter Stimme. Irgendwie wusste Iridium, dass er dem Superintendenten gegenüber exakt denselben Tonfall benutzte wie gegenüber den Kriminellen, als er noch im aktiven Dienst war.
    »Dieses … Mädchen … hat sich während ihrer Anwesenheit an unserer Einrichtung wiederholt über die Vorschriften hinweggesetzt«, sprudelte der Superintendent hervor und regte sich dabei immer mehr auf. »Und heute ist sie auf eine Mitschülerin losgegangen und hat sie bewusstlos geschlagen. Ihr Verhalten ist haarsträubend. Es bereitet ihr Probleme, ihre Wut und Aggressivität zu kontrollieren. Ich werde sie in eine Therapie stecken.«
    »Was?«, schrie Iridium auf. In eine Therapie kamen Verrückte oder Abtrünnige, die ausrasteten und Menschen umbrachten. »Das habe ich nicht verdient!«
    »Du verdienst eine Gefängniszelle, gleich neben deinem Vater!«, schnappte der Superintendent.
    Night hob die Hand. »Genug. Iridium, in welchem Kurs hast du deine Mitschülerin niedergeschlagen?«
    »Was hat denn das damit zu tun?«, kreischte der Superintendent. »Noch ein paar Jahre, und sie ist sowieso eine Abtrünnige. Genau wie der Rest ihrer Familie.«
    »Wenn das mein Vater hören würde …«, begann Iridium.
    Der Superintendent langte über den Tisch und packte Iridium an der Vorderseite ihres Overalls. »Er ist aber nicht hier, oder, du dumme Göre? Du bist nur ein kleiner Straßenköter, der alles anbellt, was er sich nicht zu beißen traut. Und es wird höchste Zeit, dir das Maul zu stopfen!«
    »Dann werfen Sie mich doch raus!«, schrie Iridium zurück. »Ich lass mir nämlich nicht den Mund verbieten!«
    »RUHE.« Nights Stimme ließ jeden einzelnen Einrichtungsgegenstand, der nicht in die Wand oder in den Fußboden eingegossen war, erzittern. »Jetzt«, sagte er, »sind Sie zu weit gegangen, Superintendent.«
    »Verdammt richtig«, pflichtete Iridium ihm bei.
    »Lassen Sie das Mädchen los«, fuhr Night ungerührt fort. »Und du, junge Dame, wirst dich für dein ungebührliches Verhalten bei ihm entschuldigen.«
    »Nein«, widersprach Iridium. »Er hat meinen Respekt nicht verdient.«
    Night beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. In seiner Stimme schien sich das Wispern aus Tausenden von einsamen, finsteren Albträumen zu vereinen. »Das stimmt. Und trotzdem wirst du es tun. So lange, bis du stark genug bist, um es zurückzunehmen. Dafür ist die Zeit noch nicht gekommen, Kleiner Leuchtkäfer. Also lächle und entschuldige dich, bevor ich dir den Arm breche.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde lauschte Iridium dem Zischen von Nights Atem nach. Dann sah sie den Superintendenten an. »Es tut mir leid, Sir. Was ich gesagt habe, war unverzeihlich.«
    »So ist es brav«, antwortete der und verschränkte die Arme.
    »Und nun«, sagte Night, »beantworte meine Frage, Iridium. In welchem Kurs hast du deine Mitschülerin niedergeschlagen?«
    »Biologie.«
    »Nur Biologie? Nicht

Weitere Kostenlose Bücher