Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

bringen.« Er streckte seine behandschuhten Finger aus, die Platten seines Schutzpanzers knirschten. »Sie hat immer noch zu viele Feinde. Das Risiko ist zu hoch. Außerdem könnte ein Abtrünniger zu ihr gelangen, während sie außer Gefecht ist.«
    Iridium warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich kenne einen Ort. Flieg zum alten Baseballstadion, Wrigley Field, obere Ebene. Wir treffen uns dort.«
    Steele runzelte heftig die Stirn.
    »Ja«, schnappte Iridium. »Ich weiß von eurem geheimen Superheldenklub. Jet hat mich eingeladen. Können wir das Umherwerfen vielsagender Blicke bitte verschieben, bis du und sie ärztlich behandelt worden sind?«
    »Sie hat recht, Harriet«, meinte Firebug sanft. »Du brauchst Hilfe.«
    »Na schön.« Steeles Gesichtsausdruck sagte deutlich, dass dieses Gespräch nicht beendet war, sondern auf später verschoben.
    »Nun denn, Ladys«. Boxer klopfte auf die Sitzbank seines Hoverbikes. »Hier ist genug Platz, wenn wir alle ein bisschen nett zueinander sind.«
    Taser kletterte auf sein eigenes Bike und vergewisserte sich, dass Jet sicher verstaut war. »Wir sehen uns im Stadion.« Er startete die Maschine, und einen Augenblick später waren er und Jet verschwunden.
    Iridium sah Boxer an. »Mach Platz für einen mehr.«
    »In Ordnung. Aber falls die Radscheiben brechen sollten, geht das auf deine Rechnung.«
    »Oh Gott!« Meteorite sprang von ihrer Konsole auf, als Iridium, Taser, Boxer und der zusammengewürfelte Haufen von Helden in den großen Raum des Hauptquartiers der Schwadron marschierten. »Was sind wir denn hier? Eine Absteige für Superschurken?« Dann sah sie, wie Steele hinkte, sah Jet in Tasers Armen durchhängen wie einen nassen Sack und atmete zischend aus.
    Iridium trat beiseite und ließ die Helden jammern. Früher oder später würden sie mit dieser lächerlichen Aktion fertig sein und sich ihr näher widmen.
    »Was ist passiert?« Frostbite hatte sein Headset abgenommen und half Taser mit Jet.
    »Hypnotic war uns überlegen«, sagte Steele und ließ sich in eine der Sitznischen sinken. Ihr gegenüber saß Firebug und rieb sich die Arme. Ihre immer noch schreckgeweiteten Augen zeigten einen schockierten Ausdruck. Was auch immer Hypnotic sie hatte sehen lassen, es machte ihr schwer zu schaffen. Iridium erinnerte sich vage an Firebug. An der Akademie war sie immer die Weinerliche gewesen, hatte jedesmal geheult, wenn sie sich ein Knie aufschrammte. Eine dünnhäutige Superheldin – fantastisch! Iridium musste sich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen.
    Meteorite war Frostbite zu Hilfe geeilt. »Bring Jet in den Sanitätsraum.« Während Frostbite die kleine Frau um eine Ecke trug und verschwand, wandte sich Meteorite Steele zu. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Gib mir eine Minute«, murmelte Steele vor sich hin.
    »Sieht eher so aus, als brauchtest du mindestens eine Woche Urlaub«, warf Iridium ein. »Lieber Gott, wann habt ihr alle eigentlich das letzte Mal geschlafen?«
    Meteorite warf ihr einen überaus giftigen Blick zu. »Firebug, du kannst unsere … Gäste … hinausbegleiten.«
    »Ich gehe nirgendwohin, bevor es Jet wieder gut geht.« Taser setzte sich demonstrativ unter einen Meisterschaftswimpel und verschränkte die Arme.
    »Ich bleibe, wenn sie bleibt«, sagte Boxer und zeigte mit dem Daumen auf Iridium.
    »Hör zu«, sagte Meteorite. »Ist ja ganz hübsch, dein kleines Gangster-Gefolge, aber das hier ist ein Ort für die Schwadron. Ihr werdet hier nicht gebraucht.«
    »Gütiger Himmel, Sheila.« Derek kam zurück in den Raum. »letzt lass sie doch wenigstens bleiben, bis Jet aufwacht.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du ihr traust«, fuhr Meteorite ihn an. »Sie hat mich angegriffen! Sie und er haben Ops zerstört«, schrie sie und zeigte dabei auf Taser. »Sie sind verantwortlich für das ganze Chaos!«
    »Nicht mit Absicht«, sagte Iridium leise. »Das habe ich nicht gewollt.«
    »Sie ist meine Freundin«, sagte Frostbite. »Sie kann bleiben.«
    Meteorite starrte ihn wütend an. Auf ihrem Gesicht kämpften die unterschiedlichsten Emotionen miteinander. »Vielleicht hat die Therapie ja wirklich Löcher in dein Gehirn gebrannt.«
    Frostbites Blick wurde scharf wie ein Rasiermesser. »Überleg dir sehr, sehr gut, was du als Nächstes sagst, Sheila«, warnte er sie leise. »Keiner von uns will hier drin eine große Sauerei wegmachen.« Frostbite hob nicht im Geringsten die Stimme, trotzdem lief Iridium bei jedem einzelnen Wort ein Schauer über den