Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
dem Wohnzimmer sind die Jungs der Brewers zu hören, sogar durch die geschlossene Tür hindurch. Sie spielen irgendein Spiel. »Es war ein langer Tag. Ich hab unsere Gäste unterhalten und die Eingangstür ersetzt. Ich bin reif für ein bisschen Wirklichkeitsflucht.«
    Auf dem Bildschirm ist Gena Mead zu sehen. Eben verkündet sie, dass nach Aussagen von Ärzten in Looptown und den angrenzenden Bezirken eine neue Krankheit grassiert. »Die Menschen starren einfach vor sich hin und zeigen keinerlei Reaktion auf ihre Umwelt«, sagt sie mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht.
    Julie schnaubt verächtlich. »Siehst du, da ist es wieder. Wenn ich an Flucht aus der Wirklichkeit denke, dann hat das was mit Pina Coladas zu tun, nicht mit neuen Krankheiten vor unserer Haustür.« Finster blickt sie auf den Bildschirm. »Noch mehr Gena Mead? Ich könnte schwören, du stehst auf sie …«
    »Na komm, du bist doch mein Ein und Alles. Ich wollte bloß die Nachrichten sehen, sonst nichts.«
    »Ah, gut. Dann ist es sicher okay, wenn ich umschalte.«
    Julie blinzelt, und statt Genas ernstem Gesicht erscheint das von Tom Carlin im Spin Room auf News Network. Der Komiker ist zum Kommentator mutiert und stinksauer. Er räsoniert darüber, dass die Schwadron endlich eine anständige Religion verpasst bekommen müsse.
    »Großer Gott«, murmelt Garth. »Bitte, nicht der.«
    »Oh, er ist süß.« Julie grinst wölfisch. »Und er hat rote Haare …«
    Garth fährt sich mit den Fingern durch seinen goldbraunen Schopf. Zumindest nimmt er an, dass er diese Farbe hat. Ihm erscheint sein Haar nämlich immer heller, als es in Wirklichkeit ist, selbst durch die Gläser seiner Sonnenbrille. Aber für ihn sieht eben alles heller aus.
    Er grübelt immer noch über das Thema Farbe nach, da weckt eine Aussage von Tom Carlin seine Aufmerksamkeit.
    »Und falls Sie heute die Jack Goldwater Show gesehen haben, na, dann sind Sie jetzt wahrscheinlich sowieso drauf und dran, Ihre Religion über Bord zu werfen.« Toms Augen blitzen nur so vor Witz. »Es gibt doch nichts Schöneres, als zuzusehen, wie sich ein paar sogenannte Männer Gottes gegenseitig mit Dreck bewerfen. Aber immer noch besser, als würden sie Steine schmeißen, hä?«
    Bildschnitt zu einer Szene aus der Goldwater Show – der Gastgeber selbst ist zu sehen. Ihm gegenüber sitzen ein katholischer Priester, ein Rabbi und ein Imam nebeneinander auf einem Sofa. Sieht aus wie der Anfang von einem schlechten Witz, denkt Garth. Die Szene geht weiter. Goldwater fragt die drei, ob die Tatsache, dass die Außermenschlichen durchdrehen, ihrer Meinung nach darauf hindeute, dass das Ende der Welt gekommen sei.
    Der Rabbi, vom unten mitlaufenden Fließtext als Rabbi Jonathan Cohn des Dritten Tempels vorgestellt, antwortet: »Nun, Jack, es gibt vielerlei Zeichen, die das Ende der Welt ankündigen. Dazu gehört, dass kaum noch jemand die Wahrheit sagt, weise Menschen rar werden und die Inflation in die Höhe schnellt.« Er lacht. »So betrachtet nähert sich das Ende der Welt seit, äh, dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    »Ich glaube, es ist sehr verständlich, dass die Menschen derzeit voreilige Schlüsse ziehen«, sagt der katholische Priester. »Was im Moment geschieht, ist wirklich sehr verstörend –«
    »Und gefährlich«, wirft der Imam ein.
    »– aber es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit eher um das Werk eines Superschurken oder vielleicht sogar um eine posttraumatische Belastungsstörung, als um ein Vorzeichen für Armageddon.«
    »Was sich dieser Tage abspielt, ist wirklich sehr bedauerlich«, sagt Rabbi Cohn. »Aber es ist ja nun nicht so, als hätten sich diese Helden selbst zu Gottheiten erklärt.«
    »Oder zu Jesus Christus«, ergänzt der Priester.
    »Oder versuchen würden, die Weltherrschaft zu übernehmen«, fügt Goldwater fröhlich hinzu. »Oh, warten Sie mal. Einige schon. Uuups.« Die Zuschauer finden das ziemlich lustig.
    »Wenn Taten sprechen«, übertönt die Stimme des Imams das Gelächter, »zählen Worte gar nichts. Was auch der Grund dafür sein mag, das Ergebnis bleibt dasselbe. Die Schwadron ist eine Gefahr.«
    Der Rabbi wirkt gequält. »Irgendetwas ist geschehen«, stimmt er zu. »Aber ich glaube fest daran, dass Corp-Co zusammen mit der Schwadron daran arbeitet, das Problem zu lösen.«
    »Corp-Co?«, fragt Goldwater. »Sie meinen dieselben Leute, die das ganze Superhelden-Ding überhaupt erst aufgezogen haben? Dasselbe Corp-Co, das sich weigert,

Weitere Kostenlose Bücher