Projekt Omega
bereits ein paar Ideen ausgearbeitet, wie sie vorgehen sollten. Allerdings hing die Umsetzung entscheidend von Decker ab. Ihr kam bei der geplanten Aktion eine tragende Rolle zu. Ob sie dabei mitziehen würde, erschien mehr als fraglich.
Obwohl High einen ziemlich vollen Terminkalender hatte, wies er diesem Fall umgehend oberste Priorität zu. Für den Abend setzte er ein Meeting im HQ an. Nur er, Cotton und Decker.
*
Als Cotton am Abend im HQ eintraf, war Decker bereits bei Mr High im Büro. Beide saßen sich an seinem Schreibtisch gegenüber. Nach kurzer Begrüßung nahm Cotton auf dem freien Stuhl an der rechten Schreibtischseite Platz. Dabei versuchte er sich nicht von Philippa Deckers zornigem Blick einschüchtern zu lassen.
Decker stand nicht der Sinn nach Höflichkeitsfloskeln, deshalb kam sie gleich zur Sache: »Unser Chef hat mir gerade Ihren Vorschlag erläutert, Cotton. Ich soll eine Karriere im Sexgewerbe anstreben? Das ist hoffentlich bloß einer Ihrer schlechten Scherze. Ich denke nicht im Traum daran, mir als Prostituierte an einer Straßenecke den Hintern für sabbernde Freier abzufrieren.«
»Da müssen Sie mich falsch verstanden haben«, sagte High. »Wir beabsichtigen Sie als angehende Pornoqueen ins Rotlichtmilieu einzuschleusen.«
»Pornoqueen?« Ihr Gesicht lief dunkelrot an. »Ich? Wow, mein Jungmädchentraum wird endlich wahr.«
»Sarkasmus ist jetzt wenig hilfreich, Special Agent.« High warf ihr einen tadelnden Blick zu. »Sie sollen natürlich nur so tun, als wollten Sie …«
»Oh, da bin ich ja beruhigt«, fiel Decker ihm ins Wort. »Und Agent Cotton? Ist er als Nebendarsteller vorgesehen, oder was?«
Cotton blickte seinen Chef an. »Wäre das machbar, Sir?«
Er konnte es kaum glauben, aber Mr High schien zu grinsen.
Decker sprang auf und beugte sich so weit über die Schreibtischplatte nach vorne, dass ihre Nasenspitze keine drei Zoll von Cottons entfernt war. Ihrem Gesichtsausdruck nach fiel es ihr extrem schwer, die Hände nicht um seinen Hals zu legen und zuzudrücken.
»Ihr Vorschlag ist diskriminierend, Cotton!«, fuhr sie ihn an. »Also zügeln Sie Ihre schmutzige Fantasie und vergessen Sie mich bei der Sache. Versuchen Sie Ihr Glück bei einer Praktikantin. Vielleicht finden Sie ja eine, die sich für solche Nacktaufnahmen nicht zu schade ist.«
High saß regungslos auf der anderen Seite des Schreibtisches. Das Kinn auf die Hände gestützt, ließ er Deckers Wortschwall mit stoischem Gleichmut über sich ergehen.
Nachdem sie geendet hatte, knüpfte er dort an, wo er vorhin unterbrochen worden war: »Womit wir zum heiklen Teil dieser Mission kämen.«
Statt weiter Cotton in die Mangel zu nehmen, nahm Decker wieder Platz und blickte ihren Chef düster an.
»Für mich war die angedachte Rolle als Pornoqueen der heikle Teil dieser Mission, Sir«, sagte sie. »Ich wüsste nicht, was noch kommen könnte, das heikler wäre.«
»Bei dem Erpressungsopfer handelt es sich um Joan Fallon«, ließ High die Katze aus dem Sack. »Die Frau des Präsidentenberaters Richard Fallon. Sie wird wegen ihrer zweifelhaften Vergangenheit als Schauspielerin erpresst, wobei es nebenbei auch um die nationale Sicherheit geht.«
Decker klappte die Kinnlade herunter. »Joan Fallon war Pornodarstellerin?«
Peinliche Stille breitete sich aus, bis High wieder das Wort ergriff und die Agentin beschwor: »Was dieses pikante Detail angeht, möchte ich Sie um äußerste Diskretion bitten. Diese Information unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe. Außer der Betroffenen wissen nur wir drei davon. Und ich will, dass es so bleibt. Ansonsten wären nicht nur Mr und Mrs Fallon, sondern die gesamte Administration in Washington kompromittiert, bis hinauf zum Präsidenten. Offiziell gilt unsere Ermittlungsarbeit einem Erpresser, der es auf Staatsgeheimnisse abgesehen hat. Was Ihre vorgesehene Rolle bei dem Fall angeht, Decker: Sehen Sie die professionell als ein rein berufliches Engagement zum Wohle Ihres Landes.« Bevor die Agentin wieder mit irgendeinem Einwand kommen konnte, beendete High rasch das Meeting: »Dann wäre das geklärt. Cotton, Sie sondieren das Gelände. Klopfen Sie ein bisschen die Schmuddelszene von New York City ab. Wir müssen herausfinden, ob tatsächlich noch eine Kopie von einem von Mrs Fallons Filmen existiert und wenn ja, wer sie besitzt. Dann hätten wir vermutlich auch den Erpresser. Ein Dossier mit allen relevanten Informationen über die einflussreichsten Hintermänner der
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