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Projekt Sakkara

Titel: Projekt Sakkara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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davon?«
    »Mehr, als Sie vielleicht ahnen«, gab James zurück. »Ich bin schon jahrelang auf der Suche danach.«
    Der Deutsche schmunzelte, hielt seine Pistole aber nach wie vor auf den Engländer gerichtet. »So alt sind Sie gewiss nicht, dass mich das beeindrucken könnte.«
    »Aber ich folge den Spuren, die andere vor mir entdeckt haben! Ich setze eine Suche fort.«
    »Oh, wirklich?« Er klang weder überrascht noch überzeugt. Doch etwas in der Selbstsicherheit des jungen Mannes ließ ihn zögern. »Wie heißen Sie?«, fragte er daher.
    »James.«
    »Sehr witzig. Und ich heiße Fritz.«
    »Oliver. Oliver Guardner.«
    Jetzt stutzte der Deutsche. » Guardner ? Etwa verwandt mit Sir John William Guardner?«
    Oliver Guardner neigte den Kopf und fragte. »Er war mein Vater. Kannten Sie ihn?«
    Ein breites Grinsen erschien auf dem Gesicht des Deutschen. »Ja, das könnte man wohl sagen. Ich lernte ihn vor zehn Jahren kennen. Kurz vor seinem Tod. Sehr kurz vor seinem Tod, genau genommen.«
    Oliver Guardner erstarrte. Der Deutsche. Auf derselben Suche wie er selbst. Der Fund der Tabula Smaragdina im Palast von Rhodos. Der Papyrus aus dem Grab Tutanchamuns. Die verschwundene Schatulle seines Vaters ...
    »Sie haben ihn umgebracht.« Oliver würgte die Worte förmlich hervor. Der Deutsche grinste ihn an. »Sie haben ihn umgebracht!«, schrie Oliver und warf sich nach vorn. Es geschah so plötzlich, dass er den Mann zu Fall brachte. Sie stürzten auf den schmalen Weg, und während Oliver die Handgelenke des Mörders umfasst hatte, damit dieser mit seiner Waffe nichts ausrichten konnte, versuchte der Mann, ihn mit den Knien zu rammen. Oliver ließ die linke Hand für einen Augenblick los und versetzte dem Deutschen einen Fausthieb ins Gesicht. Aber der Mann war gewandt, nutzte den kurzen Moment, holte seinerseits mit der freien Hand aus und traf Olivers Adamsapfel, so dass der Engländer röchelnd zur Seite kippte.
    Der Deutsche rollte herum und stand auf. Ein Blutfaden rann ihm aus dem Mund.
    »Verdammter Tommy!«, rief er. »Was fällt dir ein!«
    »Sie sind die Halle der Aufzeichnungen nicht wert!«, brachte Oliver mühevoll krächzend hervor, während er sich seine schmerzende Kehle hielt und langsam aufstand. »Das Gericht werden Sie niemals überstehen! Und wo sind überhaupt Ihre Männer? Weggelaufen?«
    »Ein deutscher Soldat läuft nicht davon! In diesem Augenblick rücken deutsche Truppen von Tripolitanien aus gegen Ägypten vor. Die Einzigen, die weglaufen werden, werden Engländer sein!«
    »Nun, ich schätze, dann haben sie sich wohl verlaufen, was?« Oliver Guardner stand nun wieder, leicht gebeugt, aber er sammelte Kräfte.
    Der Deutsche gestikulierte mit seiner Pistole. »Sie wurden allesamt getötet von Ihren heimtückischen Fallen. Aufgespießt, zerquetscht, unter Wasser gesogen oder sind in Spalten gestürzt. Sie haben sechs tapfere Menschen auf dem Gewissen!«
    »Ich habe niemanden gebeten, mir zu folgen! Es kann schwerlich meine Schuld sein, wenn Ihre Männer zu einfältig sind, um auf sich aufzupassen. Der Einzige, der Blut an den Händen hat, sind Sie, mein Herr. Sie haben diese Männer in ihr Verderben geführt, und den Mord an meinem Vater werden Sie niemals vergessen!« Mit diesen Worten sprang er erneut nach vorn. Doch dieses Mal war der Deutsche vorbereitet. Er tat einen raschen Schritt zurück und drückte ab.
    Oliver Guardner hörte den Knall des Schusses mehrfach an den Wänden der Kaverne zurückhallen und hundertfach verstärkt in seinem Schädel. Dann schlug er hart auf den Boden, und der Lärm nahm kein Ende. Es war sein eigener Schrei, den er hörte. Der Schuss hatte ihn mit unvorstellbarer Wucht getroffen, ihn zur Seite gerissen, Haut, Fleisch und Knochen zerfetzt, und nun bohrte sich ein glühendes Eisen durch seine Hüfte. Der Schmerz hielt ihn vollkommen gefangen, umschloss ihn wie ein Kokon, und er krümmte sich und brüllte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können.
    Wie durch einen Schleier nahm er wahr, dass der Deutsche sich nicht mehr um ihn kümmerte. Stattdessen wandte er sich dem roten Licht zu, das noch immer den Weg zwischen den Säulen versperrte. Oliver wollte ihm etwas zurufen, aber es schien ihm nicht zu gelingen, jedenfalls hörte er sich keine Worte artikulieren. Aber vielleicht hatte er auch schon etwas gesagt? Er wusste nicht mehr, was Wirklichkeit und was Fantasie war, alles verschwamm wie in einem schmerzdurchfluteten Traum.
    Der Deutsche streckte einen Arm

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