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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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des Oberdecks begleitet hatte. Es war die Beletage der Atlantis mit Bibliothek, Musikstudio, Boutique, Juwelier, Frisiersalon und tiefen ledernen Sofas und Sesseln. Von hier ging es auch in den großen, prunkvollen Festsaal des Schiffes, den Sieben-Meere-Saal, wo morgen der Begrüßungscocktail des Kapitäns mit anschließender Vorstellung der Schiffsleitung stattfinden würde. Das anschließende Kapitänsessen war der erste gesellschaftliche Höhepunkt an Bord. Die Herren im Smoking – meistens weiß –, die Damen in großem Abendkleid. Es war die ersehnte Stunde, in der man zeigen konnte, was man hatte an Schmuck und Geschmack. Die dazugehörenden Ehemänner glänzten stolz im Widerschein der Juwelen. Man hat so selten Gelegenheit, Erfolg zu präsentieren.
    Dabrowski blieb einen Augenblick stehen, gestützt auf seinen weißen Stock, und ließ die zu ihren Kabinen gehenden Passagiere an sich vorbei. Ein paar grüßten aus dem Gefühl heraus, einem Kranken gegenüber besonders höflich sein zu müssen. Er grüßte zurück und tappte dann zu dem Juweliergeschäft. Die Glastür stand offen, mit dem Stock voran tastete er sich hinein und blieb stehen, als der Stock gegen die Theke stieß. Die hübsche Verkäuferin mit der offiziellen Bezeichnung Geschäftsführerin der Juwelierfirma Heinrich Ried, München, Amsterdam, Monte Carlo, sah dem Blinden etwas hilflos entgegen. Wenn man für etwas Augen brauchte, dann war es Schmuck. So etwas kann man nicht fühlen.
    »Guten Abend, Fräulein Erika Treibel«, sagte Dabrowski verhalten. »Jetzt staunen Sie, was?«
    »Ehrlich gesagt: Ja! Sie kennen mich?«
    »Mein Name ist Dabrowski.« Er klopfte mit dem weißen Stab an den Stuhl, der neben der Theke stand, und setzte sich. Die großen, dunklen Brillengläser starrten Erika Treibel an. Ein unangenehmes, beklemmendes Gefühl beschlich die junge Frau. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, und würde jeden enthusiastisch begrüßt haben, der jetzt den Juwelierladen betreten hätte. »Ich gelte hier an Bord als der Fabrikant Dabrowski. Könnten Sie die Ladentür schließen?«
    »Warum?« Angst kroch in Erika Treibel hoch. Ich gelte … Was hieß das? Entweder, er ist ein Fabrikant oder er ist es nicht. Langsam ging sie hinter die Theke und stellte sich neben den unscheinbaren Knopf der Alarmanlage. Über Dabrowskis Gesicht flog ein leichtes Lächeln.
    »Sie haben ein sehr schönes Seidenjersey-Kleid an, Erika«, sagte er. »Und die Aquamarin-Ohrringe und der Aquamarin-Anhänger um Ihren Hals passen vorzüglich dazu. Nur sollten Sie dazu keinen Rubinring tragen.«
    »Mein Gott!« Erika Treibel holte tief Atem, ihr Herz hämmerte schmerzhaft. »Sie … Sie sind gar nicht blind …?!«
    »Bitte, schließen Sie die Tür. Und schlucken Sie Ihre Angst hinunter, sie ist unangebracht. Ewald Dabrowski. Das stimmt. Alles andere nicht.« Er erhob sich von dem Stuhl, tappte nach Blindenart zur Tür, zog sie zu und kam an die Theke zurück. Erika Treibel hatte die Fingerspitzen auf dem Alarmknopf liegen. »Ich soll Ihnen einen schönen Gruß von Ihrem Chef, Herrn Ried, bestellen. Er ist zur Zeit in Sydney, um Opale einzukaufen, und wird auch in Sydney an Bord kommen.«
    »Das … stimmt …« stotterte Erika verwirrt. »Wer sind Sie nun wirklich?«
    »Kennen Sie Paolo Carducci?« fragte Dabrowski und klemmte den weißen Stock zwischen seine Beine. Wenn man von draußen durch die Fenster hereinblickte, sah man einen Blinden, der sich auf seinen Stock stützt.
    »Carducci? Nein …«
    »Was zu Beginn unseres Jahrhunderts der elegante Manulescu war, das ist für unsere Zeit der nicht minder elegante Carducci: Der raffinierteste, kaltblütigste, klügste und fachmännischste Juwelendieb. Manulescu raubte damals Geheimratsgattinnen und Gräfinnen, französische Mätressen und russische Großfürstinnen aus, in Nizza, Monte Carlo, San Remo, Paris, Genf, London und St. Moritz … Carducci macht es bei Industriellendamen und Zahnarztgattinnen, Vorstandsgeliebten und Aufsichtsratsgemahlinnen. Die gesellschaftliche Schichtung der Kunden hat sich geändert. Vor allem aber: Carducci würde nie, wie Manulescu in Nizza, an der Fassade des Hotels Négresco hinaufklettern, um an die Juwelen zu kommen. Er bevorzugt ein bequemeres Abräumen: in Schiffskabinen.«
    »Und … und was haben Sie damit zu tun?«
    »Ich bin von einer internationalen Versicherungsgruppe eingesetzt worden, Carducci zu entdecken. Ordinär nennt man so etwas Detektiv.«
    »O Gott! Ein 007

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