Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
zu schreiben. Es war das alte Spiel: Nirgendwo wird so viel gelogen oder gibt es so viele Illusionen – wie auf einem Schiff nach einer großen Kreuzfahrt beim Abschied.
    Auch Dr. Paterna und Barbara Steinberg hatten in ihrer letzten Nacht Abschied voneinander genommen – aber nicht so wie Sylvia und Fehringer; zwischen ihnen war keine Verzweiflung, nur Klarheit über die Zukunft.
    »In San Francisco mustere ich ab«, sagte Paterna. »Für immer, Babs. Ich schicke dir sofort ein Telegramm, wenn ich in Frankfurt ankomme. Und dann kannst du einen Heimatlosen in Empfang nehmen. Ich habe kein Haus, keine Wohnung, kein Zimmer in Deutschland.«
    »Aber ich habe in Bochum ein Bett für dich!« sagte sie voller Freude. »Frisch bezogen. Was hast du lieber: ein oder zwei Kissen?«
    »Zwei. Das heißt: Die Intelligenz schläft flach. Demnach muß ich schrecklich dumm sein.«
    »Das bist du auch, wenn du mich heiraten willst.« Sie richtete sich auf und tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die nackte Brust. »Wie lange ist es noch bis San Francisco?«
    »Neunundfünfzig Tage!«
    »Mit noch zweimaligem Passagierwechsel.«
    »Ja …«
    »Das bedeutet: Es kommen mindestens zweihundert schöne Frauen an Bord und belagern den Schiffsarzt Dr. Paterna. Du … ich bin wahnsinnig eifersüchtig!«
    »Ich werde neunundfünfzig Tage lang nur an dich denken.«
    »Wenn das Schiff sinken würde bei einer Lüge, es schösse jetzt auf Grund.« Sie legte sich wieder auf seinen Leib und umfing seine Hüften. Die Wärme ihrer Körper war beseligend. »Ich will davon nie etwas wissen … wenn du in Bochum bist, gehörst du endlich ganz mir … mir allein … nur das ist wichtig.«
    Der große Auszug hatte begonnen. Prinz Friedrich-Enno v. Marxen überreichte seiner Gespielin Marianne ein Kuvert mit zweitausend Mark als zusätzlichen Dank für geleistete Liebesdienste und schritt dann würdevoll von Bord. Ludwig Moor absolvierte zum letzten Mal seine tausend Meter auf dem Promenadendeck, ehe er sich nach allen Seiten verabschiedete. Pflugmair, der seinem Freund Knut gegen seine ursprüngliche Absicht dann doch nicht nach Auckland gefolgt war, weil Sylvia mitging, blieb bis zur letzten Minute in der Atlantis-Bar und trank seine Bierchen. Jens van Bonnerveen und Eduard Grashorn stiegen als Feinde aus, eine weinende Stewardeß zurücklassend. Oliver Brandes umarmte Pastor Wangenheim und verkündete, nun, da er wisse, wie sicher ein Schiff sei, werde er öfter mitfahren. Das Ehepaar Schwarme spielte wieder glückliche Eintracht und ging untergehakt von Bord. Thea Sassenholtz schrieb noch eine Karte an Juan de Garcia nach Costa Rica, nur wenige Sätze: »Ich danke Ihnen, Juan, für einige unvergeßliche Tage. Sie haben mich wieder jung gemacht. Möge Gott Sie behüten!«, befeuchtete die Briefmarken mit den Lippen und dachte dabei: Das ist ein Kuß für dich … auch mit sechzig kann man noch ein kleines Mädchen sein.
    Dabrowski und Beate Schlichter verabschiedeten sich von Kapitän Teyendorf.
    »Was darf ich Ihnen wünschen, Herr Kapitän?« fragte Dabrowski.
    »Sie – mir? Ich wüßte was: Ich wünsche mir, Sie nie wieder hier an Bord zu sehen, denn wenn Sie hier auftauchen, haben wir einen Juwelendieb auf dem Schiff.«
    »Und wenn es eine Hochzeitsreise ist?«
    Teyendorf warf einen verstohlenen Blick zu Beate, die ihren Chef verständnislos musterte. Hochzeitsreise? Der? Eher wird aus der Atlantis ein Raumschiff.
    »Weiß man's? Ein Dabrowski ist für Überraschungen immer gut.«
    »Dann viel Glück.«
    »Danke … Käpt'n!«
    Teyendorf stutzte einen Augenblick, dann lachte er, wies zur Tür und brüllte: »Raus!«
    »Jawoll, Herr Kapitän …«
    Dabrowski faßte Beate um die Taille, zog sie aus dem Zimmer und gab ihr auf dem Gang einen Kuß.
    »Sie sind verrückt!« stotterte sie. »Was war denn das?«
    »Nichts, von dem Sie etwas ableiten könnten. Männer haben manchmal so Anwandlungen.«
    Mit dem letzten Bus fuhr Barbara Steinberg ab. Dr. Paterna stand auf dem Promenadendeck und winkte zu ihr hinunter. Über Sydney lag eine goldene Sonne, die berühmten Muscheldächer der Oper glänzten wie poliertes Silber. Der Fahrer des Busses tutete mehrmals. Einsteigen … Sie sind die letzte. Die Zeit bleibt nicht stehen.
    »Ich liebe dich!« rief Barbara hinauf zum Promenadendeck.
    Und Paterna rief zurück: »Ich dich auch!«
    Dann stieg sie ein, winkte noch einmal, die automatischen Türen schlossen sich, und der Bus verließ die Pier.
    »Ein süßer

Weitere Kostenlose Bücher