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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verdient am Regieren. Nur die Indios bleiben arm, und die spanischen Nachkommen werden immer reicher. Und die Fremden; vor allem jetzt, wo man Erdöl gefunden hat. Amigos aus Alemania, so ist das Leben. Was will man machen? Es ändert sich doch nichts. Auch nicht bei achtzehn verschiedenen Verfassungen …
    In den Bus, der vom Flughafen Guayaquil zum Hafen fuhr, trugen Moor und Brandes die etwas blasse Barbara Steinberg und legten sie auf die hintere Bank. »Noch eine knappe halbe Stunde, und Sie liegen im weichen Bettchen!« sagte Brandes tröstend. »Sie werden sehen, es ist alles halb so schlimm. Immerhin können Sie zu Hause erzählen: Ich bin auf dem Chimborazo ausgerutscht! – Das können die anderen nicht bieten.«
    Die Ankunft im Hafen war begleitet von lautem Klatschen. Schon von weitem sah man das schneeweiße, wunderschöne Schiff, es war ein so begeisternder Anblick, daß alle applaudierten. Die Rückkehr zur Heimat … jeder empfand es so. Die Kabine, die Decks, die Flure, die Bars, der Speisesaal, der Festsaal, die Zurückgebliebenen, die neuen Freunde – das alles war wirklich eine Art Zuhause geworden. Die Welt ist weit und schön, und ein Ausflug in die Fremde ist immer ein Erlebnis – aber noch schöner ist die Rückkehr in die Geborgenheit der eigenen Kabine.
    »Gleich werdet ihr ein Rauschen und Verdampfen hören!« rief Knut de Jongh im Bus. »Das erste Bier kommt gar nicht unten an! Wer zieht mit?«
    »Ich!« schrie Dr. Schwarme zurück und lachte fett. »Ich nehme an, alle Mannsleute im Bus!«
    Zum erstenmal gab es keine gegenteilige Meinung. Selbst Ludwig Moor nickte zustimmend.
    An der Reling standen eine Menge Passagiere, als der Bus auf dem Kai hielt. Die ›Gruppe Chimborazo‹ war die letzte der Ausfluggruppen.
    Auch Beate Schlichter stand an der Reling und beobachtete, wie Dr. Paterna aus dem Bus stieg und an der Tür Barbara Steinberg in Empfang nahm. Zusammen mit Oliver Brandes trug er sie zur Gangway. Ein Matrose in weißer Tropenuniform eilte ihnen vom Schiff her zu Hilfe. Barbara hatte den Arm um Paternas Nacken gelegt und lehnte den Kopf an seine Schulter. Die Schmerzen stachen durch ihren ganzen Körper, aber sie versuchte krampfhaft zu lächeln.
    Oben an der Reling preßte Beate die Lippen zusammen. Dabrowski, der neben ihr stand, schielte durch seine dunkle Blindenbrille zu ihr hin und klopfte mit seinem weißlackierten Stock gegen die Relingstange.
    »Ein Unfall. Ausgerechnet sie …«
    »Das hat sie gut hingekriegt.« Beate stieß sich ab und trat zurück. »Ich gehe auf meine Kabine. So ein raffiniertes Luder!«
    Pünktlich um 24 Uhr verabschiedete sich MS Atlantis mit dem lauten Dröhnen ihrer Schiffssirene von dem Lichtermeer Guayaquils . Es war Teyendorfs Spezialität, auf die Minute genau abzulegen und anzukommen, als seien die Weltmeere mit Schienen belegt, auf denen ein Schiff fahrplanmäßig dahinzieht. Auch jetzt stand er auf der Brückennock und dirigierte mit Seitenstrahlruder und Maschinentelegraf das Abschwimmen von der Pier. Der Lotse neben ihm lehnte am Schanzkleid und rauchte ein Zigarillo. Seine Aufgabe begann nach dem Ablegen … die nächtliche Fahrt den Rio Guaya hinunter bis zum Pazifik.
    Nur wenige Passagiere standen an der Reling; die meisten waren von den Ausflügen und dem anschließenden Folkloreabend der Indios müde und lagen in den Betten. Auch Knut de Jongh schlief wie ein Betäubter, nachdem er Bier auf Bier ›gezischt‹ hatte, aufpoliert mit einigen Schnäpsen, denen im Sieben-Meere-Saal noch zwei Flaschen Champagner gefolgt waren.
    Sylvia wartete, bis er langgezogen zu schnarchen begann, rief ihn dann, schüttelte ihn, aber er reagierte nur mit einem Reflexknurren. Zufrieden ging sie ins Badezimmer, wusch sich, zog ein leichtes Kleidchen mit einem schwingenden Glockenrock an, verzichtete auf den Schlüpfer und huschte auf Zehenspitzen aus der Kabine.
    Auf dem Promenadendeck, in der hintersten, uneinsehbaren Ecke, im tiefen Schatten der darüber hängenden Rettungsboote, trafen sie sich, fielen sich lautlos in die Arme und drückten sich gegen die Wand.
    So liebten sie sich auch, im Stehen, den Glockenrock hochgerafft, das Gesicht gegen die Brust des andern gepreßt, um das Stöhnen zu ersticken, aber als sie den Höhepunkt erreichten, zur gleichen Zeit, schrie sie doch gegen seine Brust: »O Hans … Hans … mein Liebling … halt mich ganz fest.« Es war aber Herbert Fehringer, der sie mit beiden Armen umfing und in ihr blieb. Es war

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