Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Gelegenheit, jetzt mit Hans Fehringer wenigstens ein paar Worte zu wechseln, ganz schnell, beim Überholen, aus den Mundwinkeln heraus.
    »Heute abend«, zischte sie. »Schwimmbad C-Deck …«
    Hans Fehringer schüttelte den Kopf. Der Abend gehörte turnusmäßig Herbert. Eigentlich war es sogar sein Tag , aber er hatte am Ausflug nicht teilnehmen wollen; er wußte nicht, ob er die Höhe aushalten konnte. Den Abend aber würde er bestimmt nicht abgeben, auf das angekündigte Gastspiel einer Indio-Folkloregruppe wohl kaum verzichten.
    »Morgen!« zischte er zurück.
    Sie hob die Schultern, sah ihn schnell und verblüfft an und gesellte sich zu den drei alten Damen, die hurtig und rüstig voranschritten.
    Knut de Jongh war noch immer in Hochstimmung. Er umfaßte Barbaras Beine und begann wie ein Pferd zu traben. Dabei grölte er: »Kleiner, kleiner Reitersmann …« und hörte nicht auf Barbaras Schreie, während sie sich an ihm festklammerte.
    »Wenn Sie auch noch hinfallen!« rief sie. »Nicht so nahe am Abgrund!«
    »Knut de Jongh hat noch niemanden fallen lassen, selbst gefallene Mädchen nicht. Haha!«
    Endlich erreichten sie den wartenden Bus. Oliver Brandes, durch den inhalierten Sauerstoff nunmehr äußerst frisch, nahm de Jongh sofort die Last ab und trug Barbara in den Bus und auf ihren Sitz. »Schmerzen?« fragte er.
    »Im Moment ist es zum Aushalten. Nur wenn ich auftrete …« Sie sah zu Dr. Paterna auf, der an ihren Platz kam. »Kann der Knöchel gebrochen sein?«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Und wenn …? Dann ist die ganze schöne Reise für mich vorbei. Das ganze Geld umsonst gespart. Dann liege ich im Hospital, und später muß ich mit einem Gips herumhumpeln. Kein Ausflug mehr … und ich wollte doch die Osterinsel durchstreifen, Tahiti, Bora-Bora, Tonga, Neuseeland …«
    »Sie werden alles sehen, Barbara.« Dr. Paterna sah sie mit einem Augenblinzeln an. »Wenn es sein muß, trage ich Sie von Ort zu Ort. Wie die Indiofrauen ihr Baby, so werde ich Sie auf meinen Rücken schnallen. Einverstanden?«
    »Einverstanden!« Sie lachte und sah dabei hinreißend aus. Dr. Paterna ging wieder nach vorn zum Fahrer. Jetzt weiß ich es genau. Die Entscheidung ist gefallen. Beate würde er aus dem Weg gehen oder ihr gegenüber, wenn sich eine Begegnung nicht vermeiden ließ, ein freundlicher Schiffsarzt sein mit unverbindlichen Plaudereien. Die große Frage war nur, ob dieser Vorsatz hielt, wenn er wieder vor ihr stand.
    Die Gruppe erreichte das Flugzeug nach Guayaquil sozusagen im letzten Augenblick. Ein Sonderbus brachte sie zur Maschine. Kaum waren sie eingestiegen, wurde die Tür geschlossen und heulten die Triebwerke auf. Knut de Jongh war ruhiger geworden. Nun, im Flugzeug, in der Druckkabine, die auf 2.000 Meter eingestellt war, fiel der Höhenrausch vollends von ihm ab. Er wurde wieder normal, sah seine Frau mit gefurchter Stirn an und reagierte empört, als sie leise zu ihm sagte: »Na, zurückgekehrt von den Blöden?«
    »Was soll das heißen, he?!«
    »Du hast dich ausgesprochen kindisch benommen.«
    »Der eine benimmt sich kindisch, der andere liegt mit dem Liebhaber nackt in der Sonne. Was ist schlimmer?«
    »Benimm dich!« Sylvia blickte sich verschämt nach allen Seiten um. »Ich habe keinen Liebhaber! Das weißt du selbst am besten. Wann, wo und wie soll das sein? Auf einem Schiff, wo einen Hunderte von Augen beobachten … Du spinnst ja!«
    »Hast du dich nackt produziert oder nicht?«
    »Auf dem offiziellen FKK-Deck!«
    »Ich will nicht, daß andere Männer meine Frau nackt sehen. Ob offiziell oder nicht – ich mag das nicht.« De Jongh streckte die Beine weit von sich. Das Flugzeug war jetzt über Quito und drehte eine Runde über dieser schönen Stadt. Die Reisenden warfen einen letzten Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Kordilleren. De Jongh hatte keinen Sinn dafür; er wurde vom Durst geplagt und sehnte sich nach einem Bier.
    »Wir nehmen Abschied von Ecuador!« sagte Dr. Paterna am Mikrophon. »Ein herrliches Land, wenn man darüber hinwegsieht, daß es das putschreichste Land Südamerikas ist. Von 1830 bis heute hat es achtundvierzigmal die Regierung und achtzehnmal die Verfassung gewechselt. Dagegen sind wir Deutschen geradezu Musterknaben.«
    Die Deutschen lachten, und die Ecudorianer lachten mit, auch wenn sie nichts verstanden hatten. Es waren eben fröhliche Menschen und temperamentvoll dazu. Was sind schon achtundvierzig Regierungen? Eine ist so schlecht wie die andere und

Weitere Kostenlose Bücher