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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geliehenen Glücks sein würde, bereute sie keine Minute. Wann immer es möglich war, sah man Paterna mit Barbara Steinberg. Selbst Teyendorf fiel das auf.
    »Knochenbrecher, hören Sie mal zu«, sagte er während eines Mittagessens in der Offiziersmesse freundlich zu dem Schiffsarzt.
    »Wennschon, dann Bauchaufschneider, Herr Kapitän. Ich bin Chirurg.«
    »Es ist zwar Ihre Privatsache, Doktor … aber das Turteln mit Barbara Steinberg wird etwas auffällig. Ich weiß, Moralpredigten sind sinnlos, vor allem auf einem Kreuzfahrtschiff; aber ich habe den Eindruck, die Steinberg liebt Sie wirklich.«
    »Wir wollen heiraten, Herr Kapitän«, sagte Paterna und lächelte. »Zufrieden?«
    » Was wollen Sie?« Teyendorf legte Messer und Gabel auf seinen Teller. »Sie? Die arme Steinberg! Es wäre meine Pflicht, sie zu warnen. Bei jeder Reise würde sie mehrfach betrogen werden.«
    »Ich werde an Land gehen und im Bayerischen eine Privatklinik aufmachen.« Dr. Paterna lachte den fassungslosen Teyendorf an. »Man kommt in die Jahre, man wird solide. Und Barbara ist eine wunderbare Frau. Privatklinik und Schönheitsfarm: eine ideale Kombination. In San Francisco mustere ich ab, für immer.«
    »Sie werden mir fehlen, Dr. Paterna.«
    »Und Sie mir auch, Herr Kapitän. Die Atlantis war für mich so etwas wie eine Heimat. Aber ich verspreche Ihnen: Ich komme wieder. Dann aber als Passagier mit Frau. Vielleicht ist es sogar die Hochzeitsreise.«
    Die Stimmung bei Dr. Schwarme war weniger gut. Er lief von Ehemann zu Ehemann des Neunzehner-Klubs und plädierte dafür, Teyendorf nun zu zwingen, de Angeli in Papeete an Land zu setzen. »Meine Frau ist nach der Mißwahl die ganze Nacht bei ihm geblieben«, klagte er. »Gestern war er mit Ihrer Frau, Herr Lohmann, drei Stunden verschwunden. Wenn das so weitergeht, ist er bis Sydney der Lochschwager des halben Schiffes. Es muß was geschehen!«
    Man einigte sich darauf, einen Tag vor der Ankunft in Papeete dem Kapitän ein förmliches Ultimatum zu stellen. Alle Herren waren bereit, vor Teyendorf zu intervenieren.
    Einen Tag nach Pitcairn kam Pflugmair wieder zu de Jongh ins Hospital. Es sah erfreulich besser aus mit dem Kranken: Die Wunden verheilten, das Fieber hielt sich in Grenzen, der Patient hatte die ersten Schritte auf wackeligen Beinen zum WC hinter sich, es ging aufwärts. Pflugmair schnaufte tief, klopfte de Jongh, der im Bett saß, auf die Schulter und sagte mit Grabesstimme: »Jetzt ist's passiert, Knut, mei armer Bua. Sie hat gebumst.«
    »Mit wem und wo?« De Jonghs Stimme klang ganz ruhig und nüchtern.
    »Mit dem Blonden. Recht hast g'habt. Und wo? In deiner Kabine. So a Luder, sag i! I kontrollier in der Nacht, leg mei Ohr an die Tür, und was hör i da? A wüstes Kampfgeräusch! Jesses, hat dei Frau gekeucht und gewimmert. Wer das nicht kennt, hätt d' Tür aufgebrochen, um zu helfen. Da murkst oaner oane ab … Hat die Feuer im Hintern, dei Satansweib!«
    »Danke.« De Jongh war ganz ruhig geblieben, und diese merkwürdige Ruhe war nicht gespielt. Er hatte sie auch noch, als eine Stunde später Sylvia ihn besuchte, fröhlich wie immer, nach Sonnencreme duftend, braun gebrannt und Jugend versprühend. Sie erzählte von fliegenden Fischen, und de Jongh hörte scheinbar interessiert zu.
    »Gehst du heute abend zum Operettenkonzert?« fragte er, als sie sich verabschiedete. Er duldete sogar ihren Kuß.
    »Ja, ich freue mich schon darauf. Sie wollen es über das Bordradio übertragen. Dann kannst du es miterleben, ist das nicht schön?«
    »Sehr schön. Ich werde dabei an dich denken …«
    Er wartete, bis sie gegangen war, schob sich dann aus dem Bett und begann auf der Stelle zu laufen, bis er in Schweiß gebadet wieder ins Bett fiel. Seit zwei Tagen trainierte er heimlich, und es wurde immer besser. Er spürte, wie wieder Kraft in seine Beine und Arme stieg, aber er war noch weit davon entfernt, der de Jongh von früher zu sein. Er lag nun dreizehn Tage im Hospital und hatte die Schnauze voll.
    Sylvia und der Blonde, dachte er. Es mußte so kommen. Aber ich gebe sie nicht her, solange ich noch einen Finger bewegen kann. Sie ist mein Eigentum, auch wenn alle emanzipierten Weiber dagegen anschreien. Sie bleibt mein Eigentum.
    Er hörte sich, auf dem Bett sitzend, das Operettenkonzert aus dem Sieben-Meere-Saal im Radio an. Er war angezogen, rauchte trotz strengen Verbots eine halbe Schachtel Zigaretten und wartete. Genau um Mitternacht verließ er das Hospital, fuhr mit dem

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