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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Märchen ist …«
    »Sie meinen, in Sydney ist alles vorbei?«
    »Ich befürchte es, Beate. Paterna an Land, als braver Ehemann – ist das vorstellbar?«
    »Schwer.«
    »Sehen Sie. Das haben Sie sich erspart.«
    »Aber es tut weh.«
    »Der Verzicht auf eine schöne Dummheit tut immer weh.« Dabrowski nippte an der glühendheißen Tasse Kaffee zum Abschluß des Dinners. »Heute abend bedaure ich es, daß ich den Blinden spiele.«
    »Warum?«
    »Na, hören Sie mal! Ich kann Ihnen doch als Blinder nicht eine Rose überreichen zur Wahl der Miß Atlantis! Und einen Walzer müßte ich dann auch mit Ihnen tanzen.«
    »Sie würden mir eine Rose überreichen, Herr Dabrowski?«
    »Wem denn sonst? Wer Ihre Schönheit nicht sieht, muß blind sein.«
    Er lachte kräftig über diesen Witz im Zusammenhang mit seiner Rolle und ließ sich dann von Beate aus dem Restaurant führen. Mit dem Lift fuhren sie zum Oberdeck und betraten den Juwelierladen. Die Verkäuferin Erika Treibel saß allein hinter der Glastheke und las in einem Buch über Mineralogie. Sie sollte morgen im Bordfernsehen einen Vortrag über Schmucksteine halten und war schon jetzt aufgeregt.
    »Mädchen, öffnen Sie Ihren Tresor!« sagte Dabrowski fröhlich. »Wir brauchen heute wieder Ihren Staatsschmuck. Sie haben ja gehört: Carducci hat zugeschlagen.«
    »Und ich habe Angst, Herr Dabrowski. Wenn er mich überfällt …«
    »Dann nur, um Ihnen die Jungfernschaft zu rauben.« Dabrowski war in blendender Stimmung. »In den Laden kommt er nie. Zu großes Risiko, mein Mädchen. Er hat einfachere Opfer an Bord. Und nun nehmen Sie Ihr Schlüsselchen und opfern Sie den Schmuck. Einen Hai fängt man nur mit blutigem Köder.«
    Der Kostümball mit der Wahl der Miß Atlantis wurde ein voller Erfolg.
    Entertainer Hanno Holletitz sprühte von Witz und Charme, die ›Happy-Boys‹ erwiesen sich als Rhythmuszauberer und begleiteten andererseits Kammersängerin Reilingen mit zarten Flötentönen bei ihrem brillant gesungenen Frühlingsstimmenwalzer von Strauß. Es war eine Wonne, ihre Koloraturen zu hören. Teyendorf als Kapitän oblag es, der gewählten Miß zu gratulieren, ihr den riesigen Blumenstrauß zu überreichen und den Ehrenwalzer mit ihr zu tanzen.
    Die Mißwahl! Sie war wohl heute die schwerste, die man auf der Atlantis je erlebt hatte. Schon der Aufmarsch der acht Auserwählten war eine Augenweide – um wieviel schwerer war die Entscheidung, wer nun die Schönste sei.
    Da standen sie also nebeneinander, Rivalinnen schon seit Beginn der Reise, jetzt aber die Entscheidung herausfordernd: Barbara Steinberg, Beate Schlichter, Erna Schwarme, vier Damen aus dem Kreis der Hamburger Ärztemafia, die überkreuz ihre Ehefrauen ins Rennen schickten, um später allen Vorwürfen zu entgehen, und natürlich auch Sylvia de Jongh, der Hans Fehringer seine Rose überreicht hatte.
    »Das fällt auf, Liebling!« hatte sie geflüstert, als er an ihren Tisch trat, die rote Rose vorher an die Lippen führend. »Das geht doch nicht.«
    »Du kannst mir jetzt vor allen Leuten unmöglich einen Korb geben. Das fiele noch mehr auf.«
    Er bot ihr seinen Arm an und führte sie nach vorn auf die Tanzfläche. Sie bekam die Nummer sechs.
    Die Blitzinterviews absolvierte Holletitz mit Routine und Witz. Jede Kandidatin mußte aus dem Stegreif ein eigenes zweizeiliges Gedicht aufsagen und witzige Antworten auf knallige Fragen geben. Darin sah Sylvia eine Chance, nicht gewählt zu werden. Sie antwortete muffelig, errang aber einen grandiosen Lacherfolg und Applaus durch einen unfreiwilligen Versprecher. Auf Holletitz' Frage: »Wer war die Madame de Pompadour?« antwortete Sylvia fast beleidigt: »Die Matratze Ludwigs XIV.« Erst als der ganze Saal wieherte und begeistert klatschte, erkannte sie ihren Fehler und rief: »Ich meinte: die Mätresse!« Aber die Korrektur ging im Jubel unter.
    Die Auszählung der Stimmzettel ergab – abgesehen davon, daß die Damen der Ärzte weit abgeschlagen am Ende lagen – äußerst knappe Ergebnisse: An dritter Stelle wurde Beate genannt, an zweiter Barbara, und als Siegerin ging ganz knapp mit drei Stimmen Vorsprung Sylvia de Jongh aus dem Wettbewerb hervor. Erna Schwarme – die vierte – zeigte deutlich ihre maßlose Enttäuschung. Das weitausgeschnittene Abendkleid, von dem Dr. Schwarme sagte: »Beug dich nicht nach vorn, sonst fallen die Möpse heraus!«, hatte keine Wirkung gezeigt. Auch das Wackeln der Hüften brachte nichts ein. De Angeli, der ihr die Rose

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