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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kannst nur lesen – wer hält das aus?! Da wird man mistig. Verzeih mir, Liebling.«
    »Schon verziehen!« Sie plapperte noch ein wenig mit ihm, verabschiedete sich dann mit einem neuen Kuß und tanzte aus dem Zimmer. De Jongh sah ihr mit begehrendem Herzklopfen nach.
    Ohne Aufenthalt fuhr Sylvia mit dem Lift nach oben, eilte zu ihrer Kabine, riß die Tür auf und flog in Hans Fehringers weit ausgebreitete Arme.
    Am nächsten Morgen erschien Pflugmair im Hospital und sah de Jongh bedauernd an.
    »Jetzt reg di nicht auf!« sagte er. »Ich kann's nicht verschweigen, das bin i dir schuldig: Gestern nacht war sie nicht in der Kabine.«
    »Ich reg mich nicht auf, Theo.« De Jongh lächelte zufrieden. »Wann war das denn?«
    »So um ein Uhr herum.«
    »Stimmt. Da war Sylvia bei mir.«
    »Bei dir?« Pflugmair blinzelte kumpelhaft, rieb sich die Hände und wuchtete zur Tür. Als er sie aufstieß, drehte er sich noch einmal um und sagte fett: »Nanana … treibt dös das Fieber runter?!«
    Noch fünf Tage bis Papeete auf Tahiti.
    Die Insel Pitcairn, ein winziger Fleck im Ozean, bekannt geworden durch die Bounty , deren Besatzung hier mit ihrem meuternden Anführer Fletcher Christian ein sicheres Versteck gefunden und mit ihren hübschen Tahitimädchen auf der schroffen Vulkaninsel ein kleines Paradies geschaffen hatte, konnte nur unter Schwierigkeiten betreten werden. Umgeben von Korallenriffen, war die Kliffküste ohne schützende Buchten, wo man hätte ankern können. Eine einzige, winzige flache Bucht, in die nur kleine Boote hineingelangten, bildete den Zugang zu diesem einmaligen Eiland. Die Bucht wurde damals Bounty-Bay genannt, weil hier die Meuterer angelangt waren und in der Bucht ihr stolzes Schiff verbrannt hatten. Die Trennung von allen Menschen war damit endgültig geworden. Das Leben im Paradies konnte – gemeinsam mit den zwölf Tahitimädchen – beginnen. So entstand hoch über den Klippen auf einem Plateau die winzige Stadt Adamstown und die Kirche, in der noch heute die Bibel der Bounty liegt.
    Die Atlantis ankerte außerhalb der Riffe. Ein flaches Aluminiumboot kam von Pitcairn herüber und holte Kapitän Teyendorf, ein Kamerateam, Dr. Paterna und sieben durch das Los bestimmte Passagiere ab und brachte fast die Hälfte der Bevölkerung – im ganzen waren es fünfundsechzig Einwohner – auf das Schiff. Im Hauptfoyer und auf dem Sonnendeck bauten sie ihre Taschen, Kartons und Körbe auf und verkauften feine Schnitzereien – Haifische, Albatrosse, Möwen, Schildkröten –, kunstvolle Bilder aus getrockneten und bemalten Blättern, Spazierstöcke mit geschnitzten Griffen und vor allem die schönen Briefmarken, die in Neuseeland gedruckt wurden. Ein Brief mit dem Poststempel Pitcairn ist wirklich etwas Seltenes, zumal auf jedem Kuvert die Bounty abgebildet ist. Kapitän Teyendorf revanchierte sich für die Gastfreundschaft mit dem Geschenk einer Motorsäge zum Bäumefällen samt Ersatzkette, und die Insulaner sangen zum Abschied auf dem Sonnendeck einige Choräle. Der Chef der Inselverwaltung, Präsident Ivan Christian, dirigierte eigenhändig den Chor; er ist ein direkter Nachkomme von Leutnant Fletcher Christian.
    Alle Tender und Rettungsboote hatte die Atlantis zu Wasser gelassen; auf ihnen fuhren die Passagiere rund um die Insel, staunend über die Schönheit dieses Fleckchens Erde, aber noch mehr erstaunt über die Menschen, die hier, in totaler Abgeschiedenheit, ein Körnchen nur im riesigen Ozean, ein glückliches Leben führten.
    »I würd hier verrückt!« sagte Pflugmair an der Reling und starrte hinüber auf das winzige Paradies. »Wo koa Bier ist, ist koa Leben …«
    Noch zwei Tage bis Papeete.
    Faulenzen in der Sonne, Sport auf den Decks, Konzerte im Sieben-Meere-Saal und in der Olympia-Bar, Filme im Kino und ein Vortrag über Tahiti, Basteln und Werken auf den Veranden und Belagerung der Bartheken – und dazu die samtene Luft der Südsee, der streichelnde Wind, fliegende Fische, die das Schiff begleiten, Unendlichkeit rundherum – es ist erlaubt zu träumen. Nur eins sah man nicht, obwohl immer jemand mit einem Fernglas an der Reling stand und das Meer beobachtete: Haie. Ein Alarm erwies sich als Fehlalarm: Der Hai entpuppte sich als treibender Pappkarton. Im Reich der Märcheninseln ein entzauberndes Zeichen der Zivilisation.
    Zwischen Dr. Paterna und Barbara Steinberg gab es keine Fragen mehr. Sie liebten sich, und wenn Barbara auch ahnte, daß Sydney vielleicht das Ende des nur

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