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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gebracht hatte, flüsterte ihr beim großen Mißwalzer ins Ohr: »Für mich bist du die Schönste, Chérie. Trinken wir nachher bei mir noch ein Gläschen Champagner?«
    »Vielleicht.«
    »Du sagst immer vielleicht! Die anderen Frauen …«
    Durch Erna fuhr es wie ein Blitz. Nun ist sowieso alles am Ende, dachte sie, während de Angeli sie beim Tanz in die Nackenbeuge küßte. In Sydney ist alles vorbei – was soll's? Peter wird sich scheiden lassen, aber als Anwalt weiß er ja, was ihn das kostet. Das Schuldprinzip gibt es ja nicht mehr, der wirtschaftlich Schwächere muß standesgemäß ernährt werden. Standesgemäß, Herr Dr. Schwarme! Das sind einige tausend im Monat; ich weiß ja, wieviel du verdienst. Aber ich bin dich los, kann mein Leben leben und mir die Freiheit nehmen, zu lieben, wen ich mag. Und du mußt bezahlen. Da habt ihr Männer euch ein schönes neues Scheidungsgesetz gezimmert. Ihr Idioten!
    »Ja«, sagte sie leise und sah de Angeli strahlend an. »Ich komme.«
    »Chérie!« De Angeli drückte sie eng an sich. »Es gibt keinen glücklicheren Menschen als mich.«
    Gleich nach dem Walzer wuchtete Theodor Pflugmair hinunter ins Hospital. Knut de Jongh lag, auf einem Kissenberg erhöht, im Bett und las in einem Taschenbuch. Er erhob erfreut den Kopf, als die drei Zentner ins Zimmer dröhnten.
    »Mensch, Theo! Du kommst zu mir, und oben springen die schönsten Weibchen herum.«
    Pflugmair zog einen Hocker heran und setzte sich. Unter ihm ächzten die Holzbeine des Hockers, aber sie hielten.
    »Was liest du denn da?«
    »Einen Krimi.« De Jongh klappte das Buch zu und warf es zur Seite.
    »Gut?«
    »Es gibt bessere. Aber Sylvia frißt sie. Sie hat im Koffer fünf Krimis mitgenommen.«
    »Die gute Sylvia. Die schöne Sylvia.« Pflugmair grinste breit und rieb sich die dicken Hände. »Nun rat mal, Knut, was da oben im Saal passiert ist.«
    »Nun sag es schon.«
    »Deine Frau ist Miß Atlantis geworden.«
    »So?« De Jongh kniff die Augen zusammen. »Wer hat ihr denn die Rose gebracht?«
    »Der blonde Lulatsch. Fehringer.«
    »Sieh an! Also doch …«
    »Nichts also doch! Der Blonde sitzt weit von ihr entfernt an einem Sechsertisch, und deine Frau ist mit zwei Ehepaaren zusammen. Es war fast selbstverständlich, daß jemand Sylvia wählte, ob nun der Blonde oder andere Rosenkavaliere. Junge, hast du eine Frau! Sie ist wirklich die Schönste. Umwerfend, sage ich dir. Und sie hat einen Versprecher von sich gelassen … der ganze Saal hat gewackelt.« Pflugmair schilderte die Sache mit der Madame Pompadour, aber de Jongh lachte nicht mit. Er stierte vor sich hin und wurde von Eifersucht zerfressen. Sylvia als Miß Atlantis – und er lag hier im Hospital fest mit einem immer noch leichten Fieber, das den Antibiotika widerstand. »Solange Sie nicht völlig fieberfrei sind, läuft nichts!« hatte Dr. Paterna gesagt. »Und wenn ich Sie ans Bett festbinden muß.« Damit hatte schon Schwester Erna gedroht. Es ist eine Strafe, den Medizinern ausgeliefert zu sein, dachte de Jongh verbittert.
    »Hast du Bier mitgebracht, Theo?«
    »Was denkst du denn?« Pflugmair leerte seine Taschen. Pilsener, ein Glas. Er selbst trank lieber aus der Flasche, genau wie damals, als er noch in der Abschmiergrube hockte und Bremsbeläge wechselte. »I lass' mein Preuß'n nicht verdursten.«
    Nach seinem Ausflug ins gepflegte Hochdeutsch fiel er in seine Muttersprache zurück.
    »Heut nacht kontrollier i mehrmals«, versprach Pflugmair, als er sich von de Jongh verabschiedete. »Nur, damit du dei Ruah hast … Pfüat di Gott!«
    Gegen ein Uhr nachts kam Sylvia ins Krankenzimmer. Sie war leicht beschwipst, gab ihrem sprachlosen Mann einen schmatzenden Kuß und drehte sich ein paarmal tanzend vor dem Bett. De Jongh spürte wieder die nagende Eifersucht.
    »Du hast dich blendend amüsiert, was?«
    »Es war herrlich. Stell dir vor: ich bin Miß Atlantis geworden.«
    »Gratuliere. Warum liegst du mit deinem Kavalier nicht im Bett?«
    »Du bist gemein, Knut.« Sie setzte sich auf den Hocker und zog beleidigt die Lippen herunter. »Ich komme extra in der Nacht zu dir, um dir alles zu erzählen, und was machst du? Du bist ekelhaft.«
    »Verzeihung.« De Jongh riß sich zusammen. Ich bin ein Esel, dachte er. Natürlich hat sie recht: Sie ist hier, um mich an ihrer großen Freude teilnehmen zu lassen, und ich schlage ihr in den Nacken. Etwas wie Rührung überflutete ihn. »Lieg du mal tatenlos hier herum. Überall ist Trubel und Jubel, und du

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