Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
unter sich und zeigt ihr, was ein richtiger Hammer ist! Das hilft immer. An einer Frau zerbrechen … so eine Dämlichkeit!« Jetzt sah das alles anders aus; es war ihm, als verblute er innerlich und sei glücklich darüber, daß es damit mit ihm zu Ende ging.
    Über eine Stunde saß de Jongh auf der Bank und grübelte und ließ sich von seinem Elend zerfressen. Als er sich erhob, zum Lift ging und hinunter zum Hospital fuhr, war er ein alter Mann geworden.
    Im Vorraum des Hospitals saß Dr. Paterna und wartete. Er hatte, einer Eingebung folgend, nach de Jongh sehen wollen und das Bett leer vorgefunden. Ihn auf dem Schiff zu suchen, war ihm zu dumm vorgekommen. Dafür schnaubte er de Jongh jetzt an, kaum daß er die Tür aufgestoßen hatte.
    »Sind Sie verrückt geworden?!«
    »Ja.«
    »Wo waren Sie denn?«
    »Luftschnappen. Auf dem Promenadendeck.«
    »Sie haben, verdammt noch mal, noch Bettruhe!«
    »Bis morgen früh, Doktor. Nicht einen Tag länger!«
    »Wer bestimmt das? Sie oder ich?«
    »Ich. Es ist mein Körper, meine Gesundheit, mein Leben. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mich so gut und so schnell wieder auf die Beine gebracht haben, aber jetzt möchte ich auch wieder gehen. Beine ohne Bewegung sind nutzlos, und ich hasse Nutzloses. – Was machen Sie eigentlich um ein Uhr nachts im Hospital?«
    »Ich hatte bei dem Gedanken an Sie so ein komisches Gefühl.«
    »Ihr Gefühl war richtig.« De Jongh ging in sein Krankenzimmer, zog sich aus und legte sich ins Bett. Paterna sah wortlos zu. »Was ist noch, Doktor? Ich bin müde.«
    »Sie kommen mir merkwürdig vor. Ich kann nicht sagen, was mich stört, aber Sie sind anders als früher.«
    »Vielleicht bin ich nie wieder wie früher. Messerstiche in der Brust und in den Rücken können einen Menschen verändern.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was sonst?« De Jongh sah Dr. Paterna lauernd an.
    »Das weiß ich eben nicht. Früher hätten Sie mich in der jetzigen Situation angebrüllt: ›Sie können mich kreuzweise …‹ Heute reden Sie mit mir …«
    »Ich glaube, Sie sind der einzige, Doktor, dem das fehlt.« De Jongh versuchte ein Lächeln, das aber sehr verkrampft ausfiel. »Ich hatte hier in Ihrem sterilen weißen Gefängnis viel Zeit nachzudenken. Soviel Zeit für mich habe ich noch nie gehabt. Ich bin dabei zu der Überzeugung gekommen, daß ich ein Ekel bin.«
    »Bravo! Das ist schon etwas! Schlafen Sie gut, Herr de Jongh, und morgen früh sehen wir weiter.«
    De Jongh knipste die Nachttischlampe aus, als Paterna gegangen war. Aber er konnte nicht einschlafen. Wie gelähmt lag er im Bett und starrte gegen die dunkle Kabinendecke, über die durch das Fenster ab und zu ein silberner Streifen zuckte – Reflexionen des vom Mond erhellten Meeres –, und atmete schwer unter den würgenden Schmerzen in seiner Seele.
    Jetzt hecken sie über mir wie die Karnickel, dachte er, und ihm wurde heiß in der Brust und in den Augen. Sie hatte die Beine um seine Hüften geschlungen und röchelte wie eine Erstickende. O mein Gott!
    Er drehte den Kopf zur Seite und vergrub sein Gesicht in dem Kissen.
    Er weinte …
    Der letzte Seetag vor Papeete.
    Die große Erwartung auf den Zauber von Tahiti, dem Inbegriff des Südseemärchens – solange man Tahiti noch nicht kennt. Zugegeben, die Schönheit ist überwältigend, aber hinter dieser paradiesischen Kulisse rumort es wie in einem erwachenden Vulkan. Der Sturm von Streikenden auf ein Luxushotel, das kurz und klein geschlagen und verwüstet wurde, wie es kein Taifun besser hätte tun können, war ein Signal. Die neue Zeit, das ›Umverteilen‹, gärte auch auf Tahiti. Der südseetrunkene Besucher allerdings sieht so was nicht. Er fährt mit den Trucks – den offenen, buntbemalten exotischen Bussen – durch die Stadt Papeete und zu den Stränden, sieht die Markthalle, die ein Erlebnis für sich ist, das Gauguinmuseum und die Villa Ventura, in der Gauguin mit seiner jungen tahitischen Frau lebte … ein Inbegriff der absoluten Freiheit. Wer einmal in einer stillen Bucht auf der Insel Moorea gestanden hat, mit einem Trimaran durch die Lagune von Bora-Bora gesegelt ist, die Korallengärten mit einem Glasbodenboot befuhr oder im weißen Korallensand unter den rauschenden, riesigen, vom Wind gebogenen Palmen lag – der weiß, daß es kaum etwas Schöneres gibt als diese Inseln über dem Winde und unter dem Winde. Im riesigen Ozean verstreute kleine Paradiese auf Erden, wenn man zu träumen vermag.
    Um zehn Uhr morgens wurde auf den

Weitere Kostenlose Bücher