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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lift zum Oberdeck und ging zu seiner Kabine 147. Er steckte den zweiten Schlüssel ins Schlüsselloch und fühlte, daß von innen abgeschlossen war. Aber er ließ sich drehen, die Tür ging unhörbar auf, Licht kam ihm entgegen, der Schein einer Nachttischlampe und das heiße Seufzen Sylvias.
    Ganz ruhig betrat de Jongh die Kabine, ließ hinter sich die Tür offen und machte drei Schritte vorwärts, bis er die Betten sehen konnte.
    Sylvia und Hans Fehringer liebten sich, eng umschlungen und weltvergessen, berauscht von ihrer Leidenschaft. Sie sahen nichts und hörten nichts, auch nicht den Eintritt von de Jongh. Es gab nur noch ihre Vereinigung.
    Mit gesenktem Kopf trat de Jongh an das Fußende des Bettes und schaute wortlos zu.

14.
    Der Anblick eines sich liebenden Paares mag für einen Außenstehenden anregend und höchst interessant sein, kaum aber für einen Ehemann, dessen Frau das Objekt der Leidenschaft ist. Nicht allein die Tatsache der Untreue ist es, was dem Beobachter die Nerven raubt, sondern vielmehr das völlig andere Benehmen seiner Frau in den Armen des Fremden.
    So hatte auch de Jongh nicht mehr in Erinnerung, Sylvia jemals so weltvergessen, so ekstatisch in seinen Armen gehalten zu haben. Zugegeben, er hatte sich nie zu beklagen brauchen; sie war eine wundervolle Frau und Geliebte gewesen, die ihn immer wieder mitreißen konnte mit ihrem verteufelt schönen Körper – aber nie, nie hatte sie bei ihm ein solches Wildfeuer entfacht, wie er es jetzt bei dem blonden Kerl erlebte. Das zerbrach und zerstörte mehr in ihm als ihr bloßer Verrat.
    De Jongh trat in den Schatten zurück und ging auf Zehenspitzen zur Tür. Wie damals auf dem FKK-Deck verließ er ungesehen die Kabine und schloß leise hinter sich wieder zu. Es wäre einfach gewesen, sie in diesem Augenblick zusammen zu vernichten, dachte er, während er langsam die Treppe hinaufstieg und das Promenadendeck betrat. Es war jetzt, nach Mitternacht, leer bis auf ein Pärchen, das auf der hintersten Bank saß und sich küßte. De Jongh erkannte Eduard Grashorn und eine der Tischstewardessen und lächelte trüb. Auch da also – Grashorn betrügt seinen Geliebten van Bonnerveen mit einem Mädchen. Die Welt steht plötzlich kopf.
    Er setzte sich an das andere Ende des Promenadendecks auf die weißlackierte Bank und sah hinaus auf das mondhelle, ruhige Meer. Nur das Rauschen der von der Schiffsschraube aufgewirbelten, schäumenden Wellen unterbrach die Stille. Der Sternenhimmel war wie immer von einer grandiosen Schönheit, glitzernde Punkte in der Unendlichkeit.
    Ja, ich hätte sie sofort töten können. Einfach wäre es gewesen. Ein Schlag mit der Handkante in Fehringers Nacken – das hätte er nicht überlebt. Sein Genick wäre zersplittert wie Glas. Und Sylvia? Er betrachtete seine massigen Hände. Wenn sie zudrücken, deinen schönen, schlanken weißen Hals zerdrücken, dann geht kein Hauch von einem Atem mehr in dich hinein. Auch das wäre eine Sekundensache gewesen, das Zerquetschen des Kehlkopfes schon beim ersten Griff.
    Warum habe ich es nicht getan? Warum habe ich ihnen zugesehen und bin dann hinausgeschlichen? Aus Feigheit? Nein! Weil ich Sylvia noch immer, trotz allem, liebe? Vielleicht … Aber kann man jemals diesen ekstatischen Begattungsakt vergessen? Kann man dieses schreckliche Bild wegwischen? Würde ich es nicht immer wieder vor Augen haben, immer, ja immer, wenn ich sie später wieder im Arm halte? Werde ich nicht denken und spüren: Jetzt stellt sie Vergleiche an. Jetzt bist du er … ihn fühlt sie in sich; du bist nur der Ersatz, mit dem sie sich zurückträumen kann?! Und dann wirst du wieder den Drang haben: Bring sie um, bring sie jetzt um, das Hurenaas! Drück ihr die Luft ab …
    Er klemmte die Hände zwischen die Knie, stierte aufs Meer und wußte, daß sein Leben nie mehr so sein würde wie bisher. Von dieser Stunde an zerbröckelte seine mit Mühe, Fleiß und Schweiß aufgebaute kleine Welt; stürzte der Schmied, der zum Fabrikanten geworden war, zum Millionär durch seiner eigenen Hände Arbeit, in einen Abgrund. De Jongh schloß die Augen und lehnte sich zurück an die Wand. Er hatte nie geglaubt, daß man an einer Frau zerbrechen kann. Wenn jemand im Bekanntenkreis von solchen Schicksalen erzählte, hatte er immer gelacht und kraftvoll getönt: »Hör mir auf damit! Diese Männer sind Schlappschwänze, Waschlappen. Ihnen geschieht es ganz recht. Was macht man mit einer Frau, die hüpfen geht? Man nimmt sie einfach

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