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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bewiesen; der Bruch war nun vollkommen. Zurück in Deutschland würde man die Trennung einleiten. Keine Scheidung! Schwarme wußte als Anwalt zu gut, was ihn das kosten würde nach dem neuen Scheidungsrecht. Es gab keine Schuld mehr, auch wenn die Frauen reihenweise die Männer verzehrten oder die Männer ihren Geliebten luxuriöse kleine, puppige Wohnungen einrichteten, wo sie ihre ›Überstunden im Büro‹ genossen. Der sozial besser Gestellte mußte immer für den Schwächeren zahlen. Schwarme vermochte sich leicht auszurechnen, daß eine Scheidung von Erna ihn ruinieren konnte. Zudem stak ihm noch immer sein Entsetzen über sein sexuelles Versagen in Acapulco in den Knochen. Wenn dieses süße Mädchen mit der braunen, glatten Haut es nicht fertiggebracht hatte, ihn zu einer ekstatischen Männlichkeit zu treiben, dann würde das auch keine andere Frau mehr schaffen. Sogar der Gedanke an seine so willige Sekretärin rührte ihn jetzt nicht. Mit zweiundfünfzig schon ein leerer Schlauch, das war etwas sehr früh. Um so heftiger, man muß das verstehen, reagierte Schwarme auf die ungebrochene Aktivität seiner Frau.
    »Wäre es nicht richtiger, du ziehst dein schwarzes Kleid an?« fragte er sie deshalb gehässig, als sie beide sich zum Dinner umkleideten.
    »Wieso sollte ich?«
    »Dein Beschäler hat dich verlassen. Trägst du keine Trauer?«
    »Episoden schließt man ab und vergißt sie. Du lieber Himmel, wenn man jedem Erlebnis im Bett nachweinen müßte, da liefen doch alle mit tränenden Augen herum. Und du müßtest schon längst blind sein!«
    »Du kannst mir nichts beweisen. Nicht eine einzige Untreue. Aber ich habe hier gesessen und wußte genau: Jetzt bumst sie mit dem Franzosen. Und dann bist du trällernd zurückgekommen und hast verzückt gesagt: ›Ist das ein Mann! Daraus kann man drei von deiner Sorte machen.‹ Das war ein Geständnis!«
    »Der Herr Rechtsanwalt!« Sie drehte sich von dem großen Wandspiegel weg und rückte ihre Brüste in dem tiefen Ausschnitt zurecht. Seit sie auf dem Schiff war, trug sie keinen BH mehr. »Auf was plädieren Sie? Scheidung, Trennung? Einverstanden! Bei deinem Einkommen sind monatlich zehntausend Mark für mich drin. Ich werde mir Dr. Behrendsen als Anwalt nehmen.«
    Auch das noch, dachte Schwarme. Behrendsen! Als Gegner im Gerichtssaal der härteste Brocken. Ein Rededuell Dr. Schwarme – Dr. Behrendsen war immer ein Lichtblick im sonst tristen Gerichtsalltag. Dann hörten Richter und Staatsanwälte zu wie in einem Theater.
    »Ein anderer Vorschlag«, sagte sie mit hoheitsvoller Biestigkeit. »Du zahlst mich aus. Ein einmaliger Betrag von 1,5 Millionen … da kommst du noch gut weg.«
    »Ich beginne zu verstehen, daß Männer ihre Frauen zersägen können!«
    »Auch das schaffst du nicht.« Sie lachte höhnisch und knipste ihr Brillantarmband zu. »Du bist handwerklich eine Null. Bei all den Nullen, die du in dir vereinigst, bist du eigentlich der reichste Mann der Welt.«
    »Immer noch besser, als eine Nutte zu sein!«
    Sie lachte etwas hysterisch, drehte sich noch einmal vor dem Spiegel und winkelte dann den Arm an. »Es wird Zeit, Herr Dr. Schwarme. Wir müssen zum Dinner und das perfekte Ehepaar spielen. Oder hast du noch deinen Durchfall?«
    »Ich habe Tabletten genommen. Es geht schon.«
    »Sieh bloß nicht wieder Männer über Bord gehen!« spottete sie und nahm ihre bestickte Abendtasche vom Bett. »Du hast ja nun erlebt, wie schnell man durchdrehen kann. Plötzlich bist du verrückt. Das gönne ich dir jetzt noch nicht – erst mußt du für mich bezahlen! Wenn das geregelt ist, dann kannst du meinetwegen wahnsinnig werden …«
    Dr. Schwarme erhob sich und folgte seiner Frau schweigend zum Restaurant. Daß er Fehringer, nachdem de Jongh ihn gegen das Kinn geschlagen hatte, ganz deutlich hatte über Bord gehen sehen, ihn aber zehn Minuten später quicklebendig am Tisch im Speisesaal vorfand, war so unerklärlich, daß es nicht in seinen Schädel hineinwollte. Ich habe doch keine Halluzinationen, sagte er sich. Ich sitze doch nicht da am Fenster und träume das alles! Und dann der fürchterliche Zusammenbruch von de Jongh. »Er ist doch tot!« hat er geschrien … genau das, was ich gesehen habe! Er mußte es ja am besten wissen, er hat ihn ja über die Reling geschlagen. Aber Fehringer sitzt am Tisch, löffelt Pilzcremesuppe und ißt Zigeunerbraten! Spukt es auf diesem Schiff?
    Auch jetzt saß Fehringer bereits an seinem Tisch und gab gerade die

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