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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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größter Mühe.
    »Dr. Paterna meint, Knut könnte wahnsinnig bleiben«, sagte Sylvia leise. »Wenn es ihm bis Auckland nicht bessergeht, bringen sie ihn dort in eine Klinik. Dann … dann ist alles anders geworden, Hans. Viel leichter. Wir können zusammenbleiben …«
    Bei dem Namen Hans zuckte Herbert Fehringer zusammen und spürte wieder den Schmerz in seiner Brust. Es war ihm, als sei er selbst gestorben und nicht Hans. Als sei er ausgelöscht, nie geboren, nie dagewesen. Für Sylvia würde er ewig Hans bleiben müssen; es gab keinen Herbert, das war der Fluch dieses Spiels.
    »Ist das nicht schön?« sagte sie noch. »Bist du glücklich?«
    »Sehr glücklich, Sylvia …« Ihm wurde speiübel, und er dachte: Gleich kotze ich. Oder ich heule wie ein Wolf.
    Er sprang hoch und schluckte mehrmals. Sylvia blickte zu ihm auf; auch ihr Mund zitterte.
    »Du willst weggehen?« fragte sie mit wehleidiger Stimme.
    »Ja!«
    »Jetzt? Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen, Hans …«
    Das ›Hans‹ zerrte an seinen Nerven, er spürte den Schmerz im ganzen Körper. Es war ein Augenblick, in dem er Sylvia hätte erschlagen können.
    »Ich muß gehen!« sagte er rauh. »Ich muß allein sein.«
    »Du? Warum denn du?«
    »Ich bin doch kein Kerl aus Eisen! Ich habe einen Menschen wahnsinnig werden lassen …«
    »Du brauchst dir keinen Vorwurf zu machen, Hans. Du hast ganz ruhig an deinem Tisch gesessen, und plötzlich wurde Knut verrückt. Niemand wird das begreifen können. Wie wird jemand plötzlich wahnsinnig? Das kann kein Mediziner erklären. Vielleicht ist ihm im Gehirn eine Ader geplatzt, vielleicht lag das lange schon in ihm, und der Klimawechsel hat es zum Ausbruch kommen lassen? Es wird darauf nie eine Antwort geben …« Sie versuchte ein schwaches Lächeln und wirkte jetzt ergreifend kindlich und zerbrechlich. »Nur eines wissen wir: Nun können wir zusammenbleiben.«
    Das Würgen stieg wieder in Herbert Fehringer hoch, er nickte, ging auf unsicheren Beinen zur Tür und verließ die Kabine.
    Er hörte noch, wie Sylvia rief: »Bleib doch hier, Hans. Ich bitte dich … bleib …«, da zog er mit einem Ruck die Tür zu und atmete erst auf, als der Lift ihn abwärts trug zu seinem Deck.
    Eine Stunde später stand er auf dem Promenadendeck an der Stelle, von der Hans in den Ozean gestürzt sein mußte. Es war zwar genau das andere Ende der Promenade, aber es war das gleiche Meer, es waren die gleichen Wellen, es war der gleiche aufgewirbelte Schaum, in dem der Bruder versunken war. Mit beiden Händen streute Herbert Fehringer den in kleine Schnipsel zerrissenen Paß von Hans in die unendliche Wasserwüste des Pazifik, starrte den wegfliegenden Fetzen Papier nach und begrub damit seinen Bruder. In der mondhellen Nacht glitten weit draußen die Konturen winziger Inseln vorbei. Am Horizont stieg ein blasser Streifen aus dem Meer: das erste Morgenlicht. Die Atlantis näherte sich Tahiti … noch war das berühmte Eiland so vieler Träume nichts als ein schwarzer Klotz in der Ferne.
    Fehringer stieß sich von der Reling ab und ging ins Schiff. Als er seine Kabinentür öffnete, saß Sylvia auf seinem Bett und schluchzte.
    »Was machst denn du hier?« fragte er ziemlich grob.
    »Ich … ich kann jetzt nicht allein sein …« stammelte sie. »Deine Tür war offen … Ich höre immer wieder sein Schreien … Laß mich hierbleiben, Hans … Ich bekomme keine Luft mehr, wenn du mich jetzt allein läßt. Du bist doch jetzt das einzige, was ich habe.«
    Er nickte stumm, setzte sich neben sie aufs Bett, legte den Arm um ihre Schulter und streichelte sie.
    Vor dem Fenster erhob sich der Tag. Wie immer in den Tropen wurde es schnell hell; eine noch blasse Sonne, die das Meer milchig werden ließ. Dann strahlte plötzlich das Blau, und grün leuchteten die verstreuten kleinen Inseln. Südseezauber … und irgendwo da draußen trieb Hans Fehringer … oder die Haie hatten ihn längst zerrissen.
    »Woran denkst du, Hans?« fragte sie leise.
    »An nichts.«
    »Ich auch nicht.« Sie schmiegte sich an ihn und kuschelte sich an seinen Arm. »Ich spüre nur dich.«
    Nach de Angelis unrühmlichem Abgang in Papeete schien auch Erna Schwarme wieder vernünftig zu werden. Es war, als sei sie verhext gewesen und als fiele nun der Bann von ihr ab. Dr. Schwarme war das gleichgültig; er hatte seinen Triumph, er hatte seine Stärke bewiesen, er hatte gesiegt – mehr wollte er gar nicht. Seine Frau hatte mit de Angeli geschlafen, das war

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