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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fingerabdrücke, zum Beispiel.«
    »Das braucht man mir nicht zu sagen.« Dr. Schwarme war sehr beleidigt, faßte seine Frau unter, nachdem sie wieder aus dem Bad gekommen war, und verließ mit ihr die Kabine. Teyendorf atmete auf und sah sich nach Willi Kempen um.
    »Bringen Sie mir Herrn Dabrowski her. Er muß in seiner Kabine sein. Bestimmt zieht er sich gerade für das Abendessen um. Das ist sein Fall. Sein geheimnisvoller Carducci ist tatsächlich an Bord. Na, dann prost! Das wird eine erlebnisreiche Fahrt! Schon in den ersten Tagen ein Mord, ein Juwelendieb … was kann noch passieren, Kempen?«
    »Da bleibt nur übrig, daß unser Schiff absäuft, Herr Kapitän.«
    »Du lieber Himmel, reden Sie keine Katastrophe herbei. Bringen Sie mir diesen Dabrowski her!«
    Teyendorf setzte sich an den Tisch, blickte hinaus auf die kaum bewegte See und war froh, jetzt ein paar Minuten allein zu sein. War es zweckmäßig, fragte er sich, Passagiere darüber zu informieren, daß sich unter ihnen ein raffinierter und gefährlicher Dieb befand? Würde das nicht zu einer großen Unruhe und zu gegenseitigem Mißtrauen führen? Ein Schiff, auf dem man nicht mehr sicher sein konnte, und sei es auch nur durch einen Juwelendieb, war kein richtiger Urlaubsplatz mehr. Die innere Gelassenheit, die man auf dieser Reise ersehnte, wäre sofort zerstört. Dabrowski war schnell da, halb angezogen, in einem Morgenmantel. Er war tatsächlich gerade beim Umkleiden gewesen, als Willi Kempen ihn holte. »So schnell schon?« sagte er und blickte sich in der Kabine um. Teyendorf lächelte böse.
    »Was heißt: So schnell?«
    »Ich hätte Carducci für klüger gehalten. Mit seinem ersten Coup rechnete ich frühestens kurz vor Valparaiso, wenn über dreihundert Passagiere schon im Aufbruch sind und neue Mitreisende an Bord kommen. Bereits jetzt mit gestohlenem Schmuck herumzulaufen, ist gefährlich.«
    »Sie meinen, Ihr verdammter Carducci verläßt das Schiff in Valparaiso? Das wäre ja ein Segen für uns.«
    »Irrtum! Die Atlantis bleibt drei Tage in Valparaiso liegen. Da bringt Carducci gemütlich seine Beute an Land und legt sie in einen Banktresor. Wir vermuten, daß er überall dort, wo sich die großen Kreuzfahrtschiffe länger als zwei Tage aufhalten, über Bankverstecke verfügt. Valparaiso, Rio, Kairo, Hongkong, Singapur, San Francisco, Piräus, Genua – da könnte seine Zentrale sein! –, Venedig, Bremerhaven, Lübeck, Oslo …«
    »Unfaßbar!«
    »Und den geklauten Schmuck verkauft er später gleich ab Bankfach an seine Hehler. Er genießt das vollste Vertrauen dieser Kerle, weil er noch nie einen von ihnen betrogen hat. Sie verlassen sich blind auf sein Wort und übernehmen den Raub ohne vorherige Kontrolle. Ein Juwelendieb ist eine Null, wenn er keine guten Hehler hat. Er klaut ja nicht, um auf dem Schmuck zu brüten.«
    »Sehr witzig.« Teyendorf zeigte auf die Schublade. »Nichts aufgebrochen … und trotzdem weg.«
    »So ein Schlößchen ist für einen Profi eine Spielerei. Das öffne ich Ihnen in zehn Sekunden.«
    »Wie beruhigend. Sagen Sie das bloß nicht laut.«
    »Hat die Schublade jemand berührt?«
    »Natürlich Frau und Herr Dr. Schwarme, ganz sicher.«
    »Fingerabdrücke hinterläßt Carducci eh nicht, er arbeitet mit Handschuhen. Glacehandschuhen; vornehm, wie es ihm gebührt. Auf der Stella Pacific mußte er einmal flüchten und ließ einen Handschuh zurück. Trotz der feinsten Laborarbeit und Mikrountersuchungen waren im Inneren des Handschuhs keinerlei verräterische Spuren zu finden. Das hat zu der Vermutung geführt, daß Carducci sich doppelt absichert: Er trägt unter seinen Glacehandschuhen noch dünne Gummihandschuhe, wie Chirurgen sie verwenden.« Dabrowski lächelte breit. »Er arbeitet sozusagen völlig steril.«
    Er setzte sich auf die Bettkante, zog die Schublade aus der inneren Halterung und betrachtete sie Zentimeter um Zentimeter mit seiner Lupe, die er anscheinend immer mit sich führte. Teyendorf und Kempen beobachteten ihn schweigend.
    »Natürlich nichts.« Er steckte die Lade wieder in die Laufnuten und schob sie zu. »Er hat das lächerliche Schlößchen geöffnet und den Schmuck gemütlich herausgenommen. Das einzige Problem war nur, ungesehen in die Kabine und wieder heraus zu kommen. Aber hier bei 018 ist das kein Problem. Rechts um den Rundgang herum, und schon ist man weg. Sie liegt sehr günstig neben der Abknickung.«
    »Und was können wir tun?«
    »Nichts.«
    »Das ist ja ungeheuer viel.«

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