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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geknallt, wenn ich damit gekommen wäre. Arbeiten, das war wichtig. Und man sieht es ja auch: Ich habe etwas geschaffen! Ich habe jetzt eine Kunstschmiede, die zu den größten und besten in der Bundesrepublik gehört. Da darf ich ruhig bei einem Tango danebentreten …«
    Als die de Jonghs das Restaurant verließen, erhob sich auch Herbert Fehringer und ging die Treppen hinauf zum Sieben-Meere-Saal. Dort blieb er einen Augenblick an der Tür stehen, sah, wo sich Sylvia und ihr Mann hinsetzten, und wählte einen Platz neben einer Säule, hinter der er Sylvia beobachten konnte, wenn er sich etwas zurückbeugte.
    In der ersten Pause der Folklore-Darbietung blieb Herbert Fehringer sitzen und ließ Sylvia mit ihrem Mann tanzen. Der tappte wie ein Bär mit ihr über die Tanzfläche, stieß jeden an, selbstverständlich, ohne sich zu entschuldigen, und machte ein Gesicht, als sei er in einen Schraubstock gespannt. Aber er hielt tapfer durch und führte Sylvia dann schwitzend zum Tisch zurück. Dort sank er in den Polstersessel, wischte sich den Schweiß mit einem weißen Taschentuch ab und füllte den Wasserverlust sofort mit Wein auf. Sylvia sah verstohlen zu Herbert hinüber. Er winkte ihr zu und wiegte dann die Hände. In der nächsten Pause, hieß das, da tanzen wir zusammen. Sie machte erschrockene Augen und schüttelte den Kopf.
    Wirklich stand Herbert Fehringer in der zweiten Pause auf und kam an de Jonghs Tisch. Er verbeugte sich vor Sylvia, die ihn aus großen, entsetzten Augen anstarrte, und dann vor Knut de Jongh. »Gestatten Sie, daß ich Ihre Gattin zum Tanz führe?« fragte er.
    De Jongh sah ihn von unten her böse an. Ein widerlicher Kerl, dachte er. Aber jetzt kommt er gerade richtig. Noch mal auf den Tanzboden – nee! Außerdem habe ich Sylvia ja im Blick. Wenn sie so gern tanzt, soll sie. Muß es nur gerade dieser eingebildete Lümmel sein?
    Sylvia zögerte, blickte unschlüssig ihren Mann an, doch Knut de Jongh nickte, wenn auch etwas bissig.
    »Bitte!« sagte er mit knarrender Stimme. »Das sind jetzt die Wackeltänze, die ich sowieso nicht mag.«
    Sylvia erhob sich und ging voraus zur Tanzfläche. Herbert folgte ihr brav und distanziert. Erst inmitten der anderen Tanzpaare legte er den Arm um sie und zog sie etwas an sich.
    »Du bist wahnsinnig«, flüsterte sie und atmete heftig.
    »Es ist alles offiziell, ich habe deinen Mann höflich um Erlaubnis gebeten.«
    »Du wolltest doch heute nicht kommen.«
    »Ich mußte es einfach. Ich war nicht in der Lage, so lange ohne dich zu sein. Ich liebe dich, Sylvia …«
    »Drück mich nicht so an dich! Wir müssen vernünftig tanzen. Er beobachtet uns scharf. Das ist ein Boogie, den können wir auseinander tanzen. Kannst du einen Boogie?«
    »Das fragst du noch?!« Herbert Fehringer lachte, bekam Gummi in die Beine und legte einen Boogie hin, der sehenswert war. Knut de Jongh sah ihm mit umwölkter Stirn zu und fand das Ganze affenhaft und wie ein Gehopse aus dem Urwald. Die Verrenkungen, wie er es nannte, verblüfften ihn immer wieder. Zwanzig Jahre Altersunterschied sind doch eine ganze Stange, dachte er. Wie jung Sylvia jetzt wirkt! Wie biegsam sie ist. Er erinnerte sich an so manche Nacht mit ihr und schnaufte durch die Nase. Heute nacht bist du wieder dran, meine Süße, freute er sich und leckte sich über die Lippen. Vier Tage lang war Funkstille, viel zu lange für dich! Du wackelst mit dem Arsch, daß einem ganz schwül wird. Heiz dich nur auf bei diesem blonden Lümmel, nachher in der Kabine schmiede ich dich zurecht.
    »Wann sehen wir uns?« fragte Herbert Fehringer, als er bei einem Slowfox wieder mit Sylvia zusammen tanzte.
    »Heute doch nicht, Hans …«
    »Doch! Ich platze vor Sehnsucht. Irgendwie mußt du dich wegschleichen. Und wenn es nur für eine halbe Stunde ist … für einmal, Sylvia. Ich muß dich heute noch spüren!«
    »Du bist total verrückt, Hans.«
    »Bei allen Göttern der Liebe – das bin ich! Unheilbar verrückt nach dir. Du mußt irgend etwas erfinden, um zu mir zu kommen.«
    »Knut wird mich heute nicht aus den Augen lassen, vor allem jetzt nicht, wo du mit mir tanzt. Ich flehe dich an, Liebling: Warte bis morgen!«
    Herbert Fehringer schüttelte den Kopf. Morgen ist Hans wieder der Glückliche, dachte er. Und so wird es weitergehen. Alle zwei Tage soll ich das Pausenzeichen spielen. Kommt überhaupt nicht in Frage, mein liebes Brüderchen! »Ich sitze nachher in der Atlantis-Bar«, sagte er. »Ruf mich dort an, wenn du kommen

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