Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
es ehrlich. Man will wiederkommen im nächsten Jahr oder später, zu einer anderen schönen Reise. Man will es wirklich, weil alles so glattgegangen ist, so vorzüglich organisiert war, so vollkommen zufrieden machte. Herzlichen Dank dem Kapitän und seiner Mannschaft!
    So soll es sein, und daß es so wird, ist eine der anstrengendsten und kräftezehrendsten Aufgaben des Kapitäns. Den Passagier abschirmen – auch wenn an Bord ein Mord passiert war und ein Juwelendieb seine Arbeit aufgenommen hat und weiterstehlen wird. Willi Kempen rief sofort Teyendorf an, als tatsächlich feststand, daß der Brillant-Saphirschmuck von Frau Schwarme aus der Kabine 018 gestohlen worden war. Der andere Schmuck befand sich Gott sei Dank im Schließfach des Schiffes.
    Erna Schwarme saß weinend auf dem Bett, als Kapitän Teyendorf die Kabine betrat. Die leere Schublade war aufgezogen, Dr. Schwarme rauchte ein Zigarillo und umklammerte ein Glas Cognac, das ihm der Kabinensteward gebracht hatte. Wegen der anderen Sache, dem Mord an Anne White, war vor knapp einer halben Stunde der Vorbeimarsch der Mannschaft in der Mannschaftskantine beendet worden, vor der Fernsehkamera, ohne daß die Offiziere gesagt hatten, was dieses Theater bezweckte. Am nächsten Morgen würden die Kameraden drankommen, die auf Landgang waren und bis zum Wecken dienstfrei hatten. Das hieß: Um sechs Uhr vollzählig an Bord.
    »Sie sind sich also ganz sicher, daß Sie den Schmuck in die Schublade gelegt haben?« fragte Teyendorf. Seine Stimme zitterte leicht vor Erregung.
    »Ganz sicher. Wohin denn sonst?«
    »Warum haben Sie ihn nicht wieder im Schließfach deponiert?«
    »Warum? Warum? Darum geht es hier doch nicht.« Dr. Schwarme fiel in seinen Verteidigerton. »Wir sind bestohlen worden! Auf Ihrem Schiff bestohlen worden! Das sind die eindeutigen Fakten.«
    »Gestern abend war es schon zu spät«, erklärte Erna weinend und blickte dabei in die leere Schublade. »Morgen früh ist noch Zeit genug, denkt man immer; in der Nacht liege ich ja daneben. Aber am Morgen hat man das vergessen. Kaffeetrinken und ab zum Ausflug, alles hopp-hopp. Außerdem sagt man sich: Es ist ja abgeschlossen, ein Sicherheitsschloß, da kann über Tag gar nichts passieren. Und der Steward paßt ja auch auf, er kennt jetzt seine Passagiere und in welche Kabine sie gehören. Jeder Fremde fällt auf. Und trotzdem …«
    Sie schluchzte herzzerbrechend auf und lehnte sich an den Bauch ihres Mannes. Dr. Schwarme war in diesen Minuten ganz und gar Jurist. »Was schlagen Sie vor, Herr Kapitän? Benachrichtigung der Polizei …?«
    »Ich bitte Sie! Bloß keinen Skandal an Bord!«
    »Schmuck für über hunderttausend Mark wurde gestohlen, das ist ein Skandal! Wollen Sie das einfach unter den Tisch kehren? Ihre Reederei wird …«
    »Sie wird gar nichts, Herr Dr. Schwarme. Wir kommen nur dafür auf, wenn etwas aus den Schließfächern verschwindet. Da sind wir versichert. Wenn aus den Kabinen etwas gestohlen wird, vor allem Schmuck, der herumliegt …«
    »Er lag nicht herum«, schnauzte Dr. Schwarme. »Er war verschlossen!«
    »In der Kabine! Das ist maßgebend!« Teyendorf sah die Schublade an, ohne sie zu berühren. Man sah äußerlich nicht, daß sie mit Gewalt geöffnet worden war. Das Schloß war nicht aufgebrochen, das Holz nicht beschädigt. »Hat hier irgendwo der Schlüssel zur Schublade herumgelegen?«
    »Hier liegt nichts rum, Herr Kapitän, ich sagte es schon!« Dr. Schwarmes Stimme erhob sich unheilvoll. »Konstruieren Sie bloß kein Selbstverschulden! Was geschieht also jetzt?«
    »Sie gehen zu Tisch, meine Herrschaften, und wir lassen die Kabine untersuchen.«
    »Ich möchte dabeisein, Herr Kapitän.«
    »Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß wir das allein machen.«
    »Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür!«
    »Keinen Bissen krieg ich runter«, sagte Erna jetzt. Sie weinte nicht mehr, dafür wurde ihr Körper von lautlosem Schluchzen geschüttelt. »Mir ist ganz schwindelig.«
    »Da hören und sehen Sie es, Herr Kapitän!« Schwarme bebte vor Zorn. »Meine Frau wird einen Nervenzusammenbruch erleiden. Ihre Ruhe möchte ich haben!«
    »Soll ich mittoben? Wem nützt das?« Kapitän Teyendorf stützte Erna Schwarme, als sie jetzt vom Bett aufstand. Sie ging in das Badezimmer, um neues Make-up aufzulegen. »Aber wir kommen vielleicht weiter, wenn Sie uns jetzt mit der Untersuchung allein lassen. Als Jurist wissen Sie doch, daß man aus Unachtsamkeit Spuren verwischen kann.

Weitere Kostenlose Bücher