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Promenadendeck

Promenadendeck

Titel: Promenadendeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zärtlichen Mädchens hin wie ein Eunuch.
    Solchermaßen über sich selbst erschrocken, kam er aufs Schiff zurück, tappte in die Kabine und fand seine Frau Erna schon vor – nackt, frisch gebadet –, man roch es im ganzen Raum an dem parfümierten Schaumbadzusatz. Ihren Leib mit einem neuen Parfüm besprüht, lag sie da, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Schenkel etwas geöffnet … eine wahre Puffatmosphäre, wie er knurrig dachte. Und das nach solch einem blamablen Erlebnis!
    »Da bist du ja endlich, Peterle«, lockte Erna Schwarme mit begehrlicher Stimme. Sie dehnte den nackten Körper und klopfte mit der flachen Hand neben sich auf das Bett. »Komm zu mir!«
    »Ja, ich bin es.« Schwarme zog die dünne Leinenjacke aus. »Wer denn auch sonst?«
    »Bist du doch an Land gegangen?«
    »Ja. Ins Aztekenmuseum. Hochinteressant! Was die Kerle damals schon für eine Kultur hatten! Aber 'ne grausame, sag ich dir, Menschenopfer für die Götter! Das haben wir zwar auf dem Gymnasium gelernt, konnten es uns aber nicht so recht vorstellen. Jetzt habe ich's mit eigenen Augen gesehen. – Wie war dein Tag?«
    »Wunderbar!« Sie dehnte sich wieder. »Komm her, Peterle.«
    »Wohin?«
    »Ins Bett. Zu mir …«
    »Sag mal, spinnst du?« Er zog sein Hemd aus, um sich ebenfalls frisch zu machen, und sah sie entgeistert an. »Was soll das? Du liegst da, wie … wie …«
    »Na, wie denn?«
    »Du weißt schon, wie!«
    »Genau das will ich. Ich platze vor Lust. Komm endlich!«
    »Du hättest bei dem Ausflug was auf den Kopf tun müssen.« Die Erinnerung an die Berghütte mit dem herrlichen braunen Körperchen kam ihm wie Galle hoch. »Laß den Blödsinn, Erna! Zieh dich an! In einer halben Stunde beginnt die Cocktailstunde in der Atlantis-Bar, und dann kommt das Abendessen. Ich dusch mich rasch.«
    »Du kommst zu mir! Sofort …«
    »Verdammt! Es war ein heißer Tag, und so durchs Museum zu wandern, Stunde um Stunde, das macht müde. Begreif das doch!« Er ging ins Badezimmer, zog Hose und Unterwäsche aus und warf den weißen, schiffseigenen Bademantel über. Er hatte das Empfinden, der süßliche Duft des Mestizenmädchens klebe noch an ihm. Dieser Duft des braunen, biegsamen Körpers, der jeden anderen Mann um den Verstand gebracht hätte. Nur ihn nicht. Dr. Peter Schwarme, den Eunuchen. Den Impotenten. Den nach einem Durchgang hoffnungslos Erschlafften. Er konnte plötzlich verstehen, daß sich Männer aufhängen konnten oder in den Kopf schossen, weil unterhalb ihres Nabels das Leben schon beendet war.
    Als er aus dem Bad zurückkam, funkelte ihn Erna an. Sie hatte die Beine angezogen und aufgestützt, eine Haltung, die ihn früher munter gemacht hätte in ihrer Frivolität.
    »Jeder andere Mann wäre glücklich, wenn er jetzt vor mir stünde«, sagte sie angriffslustig. »Jeder andere Mann!«
    »Vor allem der Blinde hier an Bord.«
    »Du bist gemein; ein Zyniker, ein saufender Zyniker, weiter nichts! Wenn du gesehen hättest, wieviel Chancen ich noch habe …«
    »Vor allem bei dem verhinderten Marquis.«
    »Jawohl! Bei François! Er glüht vor Leidenschaft! Er ist verrückt nach mir.«
    »Das stimmt. Man muß verrückt sein, um deinen Sirenenrufen zu folgen.«
    »Du Ekel! Du widerliches Ekel! Du überheblicher Egoist!« Sie straffte die Beine und legte ihre Hände über ihr blondes Lockendreieck. »Geh endlich in die Wanne! Sieh mich nicht an! Ich fühle mich mit Dreck beworfen, wenn du mich ansiehst. Und sauf nachher deinen Cocktail allein! Ich bleibe hier, und ich rufe François in seiner Kabine an, er soll kommen. Ja, er soll kommen! Ich lasse mich von ihm vögeln … hörst du, begreifst du … vögeln – vögeln – vögeln!«
    Sie sprang aus dem Bett, einer Furie gleich, warf ihm die Kopfkissen ins Gesicht und hätte auf ihn eingeschlagen, wenn er nicht ins Badezimmer ausgewichen wäre und hinter sich die Tür verriegelt hätte.
    Soweit sind wir nun, dachte er voll Bitterkeit. Erfolgreich im Beruf, beneidet von vielen Menschen, mit guten Konten in der Schweiz und in Liechtenstein, mit Anlagen in den USA, Kanada und Japan, mit einer Villa in Deutschland und einem Ferienhaus auf Ischia, zur Zeit auf einem Luxusschiff, um die halbe Welt zu sehen – und nun die Niederlagen im heißen Schoß eines Mestizenmädchens von Acapulco und eine Frau, mit der man über fünfundzwanzig Jahre lang verheiratet ist und die sich jetzt von einem Playboy vögeln lassen will. So wird dieses Leben weitergehen mit Empfängen,

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