Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Promijagd

Promijagd

Titel: Promijagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
ig e A l k o ho l p rob leme , un d auc h sons t… W en n da s sein e G esellsc h af t erfährt , schmeiße n si e ih n au f de r Stell e raus , un d kein Schweinnimmt ihnmeh r . W asmeinstdu,wasder zahlt , dami t wi r di e Schnauz e halten!«
    »De r hie r noc h meh r . « Völlenkle e hatt e eine n Schön heits chirurge n ausgemacht , de r unte r de r z wanghaften V orstellun g litt , seine n Patientinne n mi t seine m Skal pel l di e Kehl e du r c h z u sc hn ei d e n un d bei m A nk ä m p fe n gege n diese n Impul s imme r hefti g z u zitter n begann.
    »Mei n Favori t is t de r hier!« , rie f Corinna . »E i n Politike r , de r gan z wei t nac h obe n will , abe r da u erndscharfistaufkleineJungs.«
    »Richtig , wen n di e Leut e wa s vo n P ä doph ili e hören , raste n si e imme r aus , un d de r Man n w i r d gernezahlen.«
    DieNummernvierundfünfaufihrerListewaren eineSchlagersängerin,dieihrenZuhörern während ihrerAuftritteimmerinsGesichtsagenwollte,was fü r Kotzbrocke n si e seien , un d auc h z u P r o t oko l l gegebe n hatte , we n si e a m liebste n mi t gan z bestimm tenSchimpfwörternbelegthätte,undeinberühmter Leistungssportle r , derkräftiggedopthatteundnun einewahnsinnige Angstdavorhatte,diegewonnenenMedaillenzurückgebenzumüssen,wasfürihn den V erlustseinerIch-Identitätbedeutet hätte.
    »Duhastrecht«,sagte Völlenklee.»Endlichfangenwiranzuleben.«
     

4
     
    Hannelore Velkoborski war 1942 geboren worden und hatte in ihrem langen Leben zwar in drei bis vier verschiedenen Staaten gelebt, aber immer nur in einer Straße, der Ackerstraße. Zur Welt gekommen war sie im sogenannten Dritten Reich in jenem Teil der Ackerstraße, der zum Bezirk Mitte gehörte und damit nach Kriegsende zum sowjetischen Sektor und später zur Hauptstadt der DDR gekommen war. Kurz vor dem Bau der Mauer war sie mit ihren Eltern in den Westen gegangen und hatte am Weddinger Ende der Ackerstraße eine Wohnung gefunden, war also WestBerlinerin geworden, faktisch Bundesbürgerin, völkerrechtlich jedoch nicht. Wie auch immer, ihre Berliner Kodderschnauze hatte sich nicht verändert, wenn Hannelore Velkoborski derzeit auch gezwungen war, zu allen Menschen scheißfreundlich zu sein, wollte sie nicht gefeuert werden. Und sie brauchte die paar Euro dringend, die sie sich im Kiosk auf dem U-Bahnhof Bayerischer Platz dazuverdiente, denn ihre Rente reichte vorne und hinten nicht.
    Mit vielen Kunden hatte sie Ärger. Männer, die sie übers Ohr hauen wollten, waren Penner für sie, Frauen, die sie austricksen wollten, hießen bei ihr Schlunzen, und lag sie mit Menschen aus dem östlichen Berlin über Kreuz, waren das die Ostpocken. Hatte sie wenig zu tun, dann hockte sie auf ihrem Stühlchen, spähte durch ihre Verkaufsluke auf den Bahnsteig hinaus und studierte die Leute. Am liebsten waren ihr natürlich die Fahrgäste, die vor ihrem Kiosk stehen blieben, um etwas zu kaufen. Zeitungen, Zeitschriften, Zigaretten, Süßigkeiten oder einen Flachmann für die größte Not. Am meisten genervt war sie von den Schulkindern, die um ihr Kioskhäuschen herum Einkriegen oder Versteck spielten, auch wenn sie noch so schrie: »Hört uff, sonst fallta noch uff de Schien!« Wenig begeistert war sie auch von den Typen, die über den Bahnsteig schlurften und Flaschen aus den Abfalleimern fischten. Manche schleppten auch blaue Müllsäcke mit sich herum und wohnten an kalten Tagen stundenlang in ihrem Bahnhof. »Ihr verschandelt ja den janzen Bahnhof und vatreibt ma de Kunden!«, rief sie dann. »Haut ab int Obdachlosenasyl.« Aber diese Menschen klauten wenigstens nicht, im Gegensatz zu den berufsmäßigen Taschendieben. Die kamen immer zu zweit oder dritt. Der Erste rempelte einen Fahrgast an und bekleckerte ihn mit etwas, der Zweite bot sich freundlich an, alles wieder abzuwischen, während der Dritte inzwischen Geld und Scheckkarten klaute. Einige Male hatte sie die Polizei angerufen, um anschließend lediglich Durchsagen durch den Lautsprecher zu hören, dass man sich vor Taschendieben hüten möge. Am aufmerksamsten war sie bei den Männern und Frauen, die den Eindruck erweckten, am Ende zu sein, und da vor allem bei denen, die aussahen als ob sie sich vor den nächsten Zug, der in den Bahnhof einfuhr, stürzen wollten. Das war immer ungeheuer spannend: Tut sie’s oder tut sie’s nicht? Da einzugreifen, hatte sie keine Chance, und wenn einer partout aus dem Leben scheiden wollte, dann sollte er doch. »Wenn er sich dadurch

Weitere Kostenlose Bücher