Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pronto 1318

Pronto 1318

Titel: Pronto 1318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Sauerstoff zur Erhaltung ihres Lebens angewiesen waren, reagierten sie so, wie menschliche Wesen wohl immer gehandelt hatten.
    Pronto wußte direkt, daß er sich im Selbstbetrug verlor. Wenn er „Flottenbulle“ sagte, dachte er nicht mehr intensiv an den Sinn dieser Beleidigung. Das Wort kam nebenbei, es war irgendwie unwesentlich geworden.
    Blinds fühlte es nur indirekt, zumal er sich laufend mehr wunderte, daß Pronto nicht mehr auffuhr und mit scharfen Spitzen antwortete. Ja, Blinds fühlte sich sogar versucht, mit einem versteckten Grinsen in den Spiegel zu sehen und auf die Reaktion seines Schützen zu lauern.
    Zu seiner größten Verblüffung bemerkte er dort ein ähnliches Feixen. Sie warteten gegenseitig darauf, den Partner aus der inneren Ruhe springen zu sehen, und so gebrauchten sie ihre Beschimpfungen praktisch nur als Zweck zu dieser Übung.
    Ein offenes, vernünftiges Wort über diesen Zwiespalt wurde nicht gesprochen. War es vorher der blanke Haß gewesen, so hatte er sich nun in einen lachhaften Stolz verwandelt, der das Zugeben einer gewissen Schwäche von selbst verbot.
    Pronto beunruhigte diese Erkenntnis. Er war nach wie vor nicht bereit, sich als Mensch anzusehen, und doch begann er Regungen zu zeigen, die zweifellos zu den charakteristischen Eigenarten der menschlichen Rasse gehörten.
    Er hätte fragen mögen, warum sie sich eigentlich noch etwas vorspielten. Doch dann, wenn er den entscheidenden Satz aussprechen wollte, wartete er darauf, daß es Blinds vielleicht um eine Sekunde früher sagen könnte. Zugleich bemühte er sich, nicht mehr auf das zuckende Gesicht des Piloten zu achten, was von Blinds automatisch registriert wurde. Er schien dafür ein sehr feines Gefühl zu haben.
    Unter solchen Umständen schoß der Durchbruchszerstörer G-12 mit fast lichtschneller Fahrt in die Gravitationsfelder der Riesensonne Beteigeuze hinein.
    Die positronischen G-Gehirne liefen in der endgültigen Auswertung. Die Bahn des 10. Planeten war bekannt und daher berechenbar. Da ein Boot von der Art eines schnellen und starken Zerstörers ohne Rücksicht auf eventuelle Treibstoffnöte den direkten und daher kraftraubenden Kurs einschlagen konnte, tippte Blinds die Schlußdaten in das Robot-Selbststeuergerät, dessen Schaltungen sofort kamen.
    Noch näher kam der Sterngigant, bis er sich plötzlich aus den Bildflächen verlor.
    Der 9. Planet der Beteigeuze, ein unbewohnbarer Zwerg mit weiten Wüsten und fehlender Atmosphäre, glitt in Rot vorbei. Seine dennoch fühlbar werdende Gravitation zwang die G-12 um einen halben Grad aus dem Kurs, was von dem Robotpiloten als programmgemäß registriert wurde.
    Im freien Fall, nur gelegentlich von harten Schubstößen der seitlichen Impuls-Felddüsen erschüttert, jagte das Boot weiter.
    Pronto lag mit aufgewühlten Sinnen unter der Heliumkuppel, und seine Beobachtungen teilten sich immer wieder den tastenden Fingerspitzen mit. Auf dem schmalen Rücken des Rumpfes drohten die noch geladenen Werferrohre.
    Immer wieder kamen Ortungsmeldungen durch. Es erwies sich jedoch, daß es sich nur um treibende Bruchstücke handelte, die wohl von Angriffen aus den längst vergangenen Tagen des Kriegsbeginns stammten.
    „Noch immer nichts?“ fragte Blinds, nervös werdend.
    „Nein, keine Spur eines metallischen Fremdkörpers. Wird dir warm, Bulle?“
    „Etwas, Bio! Freue dich aber nicht, ja! Du sitzt im gleichen Kahn. Im Ernst, Affe, was hältst du davon? Wir sind in einem sehr großen Planetensystem, und hier müßte es von Gegnern wimmeln. Wieso bekommen wir keine Ortung?“
    „Hm, könnte es sein, daß man das Gebiet aufgegeben hat? Aus irgendwelchen Gründen?“
    „Aufgegeben?“ echote Blinds nachdenklich. „Warum, bei allen Raumgeistern? Warum sollten die einen Sektor aufgeben, den sie unter großen Opfern erobert haben. Da komme ich nicht mehr mit. Der Gegner kann denken.“
    Weiter raste der kleine Zerstörer durch ein fremdes System, das plötzlich so einsam war. Pronto fühlte und erkannte die quälenden Zweifel in Blinds Bewußtsein. Der Mann kämpfte um seine Selbstkontrolle. Dann empfing Pronto unvermittelt einen Gedankenimpuls, der ihn auf dem Schützensessel zusammenzucken ließ.
    Er sagte nichts, bis sich eine flüchtige Überlegung in Blinds Bewußtsein zu einem festen Plan verdichtet hatte. Erst da warf er ein:
    „Nein, sprich nicht. Ich habe dich eben belauscht. Du willst also auf den Angriff verzichten und dafür auf dem Mond des 10. Planeten

Weitere Kostenlose Bücher