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Pronto 1318

Pronto 1318

Titel: Pronto 1318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kabelgebunden, wonach einer der zahlreichen Treffer wahrscheinlich eine stromführende Leitung zerstört hatte.
    Die altmodischen Raketen, von der Rigel-Flotte nur als Notbehelf mitgeführt, reagierten in der prompten Arbeitsweise eines primitiven Gerätes.
    Mit flammenden Gasschweifen rissen sie das Boot über die aufschrillenden Gleitschienen, und schon bohrte sich der Rumpf in den Raum oder direkt in das Chaos der zuckenden Energiebahnen hinein.
    Etwas raste dicht an dem Durchbruchszerstörer vorbei. Pronto bemerkte es auf der eingeschalteten Bildfläche, und so sah er auch das aufglühende Heck eines anderen Bootes, das dicht daneben aus der nächsten Schleuse hervorgeschossen kam.
    Es flammte kurz auf, und schon raste der eigene Zerstörer weiter.
    „Kuppel schließen, Feuerbereitschaft“, schrie Blinds nach hinten. Er schien nicht mehr daran zu denken, daß er ohnehin das Mikrophon der Bordsprechanlage vor den Lippen hängen hatte.
    Es dröhnte überlaut in Prontos Ohren. Mit einem Schlag auf den Schalter schloß er den Stromkreis, und die Kuppel aus Panzerplastik glitt über seinen engen Sitz. Klickend rastete sie ein, und gleichzeitig tasteten die Kontakte der Datenhaube nach seinem Schädel. Sie preßten sich mit feinen, leicht schmerzhaften Stichen fest, und die Atemmaske legte sich über sein Gesicht.
    Als er den ersten Atemzug tat, begann die Vakuumpumpe automatisch zu arbeiten. Sie entfernte die normale Luft, und gleich darauf strömte das reine Helium ein. Ein kurzes Gefühl der körperlichen Ausdehnung folgte direkt auf den Druckunterschied. Ein leichter Schwindel stellte sich ein. Er verlor sich, als sein reger Geist zu arbeiten begann und die Lippen die ersten Laute von sich gaben.
    „Schütze klar, Kuppel geschlossen, Unterdruck, Kontakte eingerastet. Klar zum Feuern. Robot-Zielgeräte laufen. Ende.“
    Blinds sagte rauh und unbeherrscht einen unangenehmen Vergleich. Er klang in diesen entscheidenden Augenblicken etwas grotesk, und damit half er dem Bio aus der Pronto-Serie derart entscheidend, daß er seine panikartige Furcht verlor.
    Es war Prontos Rettung, daß Blinds in diesen Momenten nicht das ausführte, was er sich ursprünglich fest vorgenommen hatte. Er fand keine Zeit zu Demütigungen, und allgemeine Flüche auf die Sachlage waren nicht dazu geeignet, Pronto sonderlich zu erschüttern.
    Pronto überwand die kurze Zeit der aufsteigenden Angst. Sein Gehirn ordnete sich ein, und sein ganzes Gefühl wurde durch die Ereignisse gezwungen, sich im Sinne des Selbsterhaltungstriebes darauf einzustellen.
    So überging er die kreatürliche Furcht vor dem Neuen und Unbekannten; so überwand er alles, was ihn jemals hätte bewegen können, auf seinem wichtigen Posten schon in den allerersten Augenblicken zu versagen.
    Die Meldungen der Robotgeräte kamen scharf und klar. Dort waren keine Kompromisse möglich. Nur reale Tatsachen galten, und die Einzelergebnisse folgten einander so rasch, daß er kaum schnell genug reagieren konnte.
    Es waren viele Berechnungen, so viele, daß ein normales Hirn schon wahnsinnig geworden wäre. Er konnte es verdauen und verarbeiten. So meldete er schließlich gelassen:
    „Fremdes Objekt in Grün 22 Komma drei-vier-eins Grad. Großer Körper. Erbitte Feuererlaubnis. Wie ist es? Oder – willst du nicht?“
    „Feuer, aber Tempo“, schrie Blinds unbeherrscht zurück. „Die Garona wird sonst in Stücke zerschlagen. Hier greifen wenigstens sechs Feindschiffe an.“
    Pronto justierte die Enddaten der beiden Zielpeiler. Wirkliche Entfernung, Geschwindigkeitsberechnung des Gegners und Vorhaltwinkel lagen fest. Die Rechnungen differierten um einige Dezimalwerte, da die Taktik in beiden Flotten darin bestand, Geschwindigkeit und Kurs laufend zu wechseln. Pronto schoß nach dem Gefühl, was unerlernbar war, jedoch zum Können eines jeden Kanonenschützen gehörte.
    Als er auf den Feuerknopf von zwei lichtschnellen Raumgeschossen drückte, stand das Ziel etwas mehr als eine Lichtminute in Grün, also auf der rechten Seite des kleinen Bootes, das zur Zeit mit höchster Beschleunigung in den freien Raum hinausjagte.
    Lautlos verließen die Lichtraketen die Abschußröhre der Werfer. Auf den Bildflächen tauchte kurzfristig ein feuriges Phantom auf. Die beiden Leuchtpunkte verdichteten sich zu einer Einheit, ehe sie im Dunkel des Raumes verschwanden. Sie wurden zum Nichts, doch gleich darauf gebar das Nichts einen rotleuchtenden Funken, der sich in Bruchteilen von Augenblicken

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