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Pronto 1318

Pronto 1318

Titel: Pronto 1318 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auch wenn ich deine Gedanken nicht lesen kann. Innerlich zitterst du vor dem Ende. Du weißt genau, daß wir mit dem nur lichtschnellen Boot niemals mehr den ersten Außenposten der Flotte erreichen können. Das sind mehr als 100 Lichtjahre, und so lange dürften wir beide nicht leben. Du hast Angst, vielleicht mehr als ich.“
    „Hast du denn welche?“
    „Das brauchst ausgerechnet du zu fragen. Natürlich! Du wirst meine Gefühle längst erforscht haben, und das ist es, was ich an dir nicht leiden kann. Bist du bereit, im jetzigen Stadium noch Befehle von mir anzunehmen?“
    Pronto bemühte sich, den verblüffenden Sinn dieser Worte näher zu erfassen. Blinds Bewußtsein war jedoch derart aufgewühlt, daß es ihm nicht gelang, klare und logische Gedankenimpulse zu erhaschen. So forschte er:
    „Befehle? Von wem, Blinds? Von dem Biohasser oder von dem Kommandanten des Durchbruchszerstörers ‚G-12’?“
    „Vom Kommandanten“, wiederholte Blinds eintönig. Die Waffe steckte längst wieder im Außenhalfter seiner Raumkombination.
    Pronto richtete sich, so gut er es vermochte, unter der engen Heliumkuppel auf. Seine Blicke trafen sich mit denen des Captains, und da sagte der Bio kehlig in das Mikrophon:
    „Du bist ein verfluchter Bursche, Blinds! Ich hätte dich nicht unter dem fallenden Stein hervorziehen sollen, bestimmt nicht! Es wäre mir viel erspart geblieben, und meine Leute hätten niemals zu hoffen brauchen. Jetzt tun sie es, aber ich werde nie mehr zurückkehren können. Oder meinst du etwa, Admiral Warcol würde wegen uns eine Rettungsexpedition in das feindverseuchte Gebiet starten?“
    „Vergiß es! Wir sind zwei gute Leute, aber dafür opfert er keine zwanzig Schlachtschiffe mit hunderttausend Mann. Vergiß es, ich rate es dir!“
    „Hast du eben ‚zwei gute Leute’ gesagt?“ erkundigte sich Pronto, unter der Maske düster lächelnd.
    „Genau das!“
    Pronto lehnte sich wortlos zurück, als es ihm gelungen war, endlich in das gepeinigte Bewußtsein des Mannes vorzudringen. Da lächelte er nicht mehr düster, sondern nur noch in einem nachdenklichen Spott.
    Blinds wartete einige Sekunden. Dann fuhr er so schnell herum, wie es die straffen Gurte erlaubten.
    „Was ist denn, Bio?“ brüllte er, und seine Hände begannen auf die Schnellverschlüsse der Gurte zu trommeln.
    „Bio – was ist? Was –!“
    „Nur mit der Ruhe, Captain“, kam die ruhige Stimme aus den Kopfhörern.
    Blinds stierte ihn an, ehe er sich mit zuckendem Gesicht abwandte. Er stöhnte dabei:
    „Bio – wenn du jetzt, nachdem meine Fassade wieder anfängt, verrückt zu spielen, auch so schweigen könntest wie Augenblicke zuvor, könnte ich dir sogar etwas dankbar sein.“
    Es wurde still in dem kleinen Durchbruchszerstörer, der mit annähernder Lichtgeschwindigkeit auf das unferne System der Riesensonne Beteigeuze zuraste.
    Erst nach Minuten erkundigte sich Pronto im ruhigen Tonfall: „Ihre Befehle, Sir. Ich denke, wir führen unseren Auftrag aus.“
    Blinds brach in sich zusammen. Er zeigte es nicht, nur konnte er nicht die Laute vermeiden, die im Helmlautsprecher deutlich vernehmbar wurden. Ein Bio aus der Otler-Klasse befreite sich vorsichtig von seinen Gefechtsgurten. Langsam tappte er nach vorn und klopfte zaghaft an die Heliumkuppel des Kanonenschützen.
    Otler-1947-A-43 hatte traurige Augen und einen weinerlich verzogenen Mund. Seine Frage wagte er nur zu hauchen:
    „Sir, warum weint er denn? Haben wir etwas getan? Bitte, Sir – er weint doch, nicht wahr?“
    „Setz dich wieder hin, Junge“, entgegnete Pronto ruhig. „Setz dich hin. Es ist nichts Besonderes, weißt du. Er ist halt ein Mensch, verstehst du – und Menschen weinen eben manchmal. Setz dich wieder hin.“
     
7. KAPITEL
     
    Seitdem Lefer Blinds aus dem Mund des Bios gehört hatte, wie überraschend ein solches Wesen zu denken vermochte, war er sehr still geworden.
    Wenn er jetzt in den altertümlichen Rückspiegel über seinem Sitz blickte, tat er etwas verwirrt. Gegen seinen Willen bemühte er sich, nicht die Augen des anderen zu treffen.
    Pronto registrierte seine Empfindungen viel besser. Es war, als hätte die Todesgefahr zwischen den beiden so verschiedenartigen Männern eine bis dahin unüberwindliche Schranke des Hasses und der gegenseitigen Ablehnung zum Einsturz gebracht.
    Wenn Blinds jetzt „Affe“ sagte, so klang das ganz anders als einige Stunden zuvor. Da sie beide nur aus Fleisch und Blut bestanden, und da beide auf den

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