Prophetengift: Roman
konkret, wie unsere Pläne für ihn aussehen, sollte er beschließen, seine blasphemische Religion nicht aufzugeben.« Er reichte Dyson das aufgefüllte Glas. »Und nach seiner gestrigen Vorstellung habe ich ihm eine Mail geschickt, in der ich ihn auffordere, sein Tun zu beenden. Sollte er unser Ultimatum missachten, werde ich Gottes zornige Engel rufen, damit sie über ihn kommen.«
»Ach, kommen Sie«, kicherte Dyson und kippte den Chartreuse herunter. »Sie können Gottes zornige Engel rufen? Tragen die Maschinenpistolen anstatt Harfen? Helme statt Heiligenscheine?«
»In gewisser Weise ja«, entgegnete Olivier.
»Versteh ich nicht.«
»Ich bin auf der Suche nach Christen aus den Bereichen Militär, Polizei und Justiz und Leuten wie Ihnen und Amber, die durch eigene Drangsal zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind. Gottes zornige Engel werden auf dem neuesten Stand der Technik und gut bewaffnet sein, aber im Gegensatz zu anderen militanten Gruppierungen, die versuchen die Apokalypse auszulösen, werden wir unser Bestes tun, sie zu verhindern – für den Moment.« Er lächelte. »Und ich hoffe, Sie werden zustimmen, beim Kampf gegen Sebastian meine rechte Hand zu sein, so wie Jesus zur Rechten Gottes sitzt und ihm hilft, Satan zu besiegen.«
»Nein.« Dysons Augen hatten sich leicht geweitet und er schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nach der Verhaftung dieser militanten christlichen Gruppe, die geplant hatte, Polizisten umzubringen und dann bei deren Beerdigung Bomben zu zünden, haben das FBI und die Heimatschutzbehörde solche
Gruppierungen auf dem Kieker.« Nervös schaute er sich im Raum um. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie Amber und mich in so etwas hineinziehen wollen, wäre ich nie gekommen.« Er sprang auf. »Klasse! Jetzt stehe ich vermutlich auf irgendeiner verrückten Liste und werde vom FBI beobachtet!«
Olivier gebot ihm mit einer Handbewegung Einhalt. »Niemand weiß etwas von uns, mein Freund. Ich habe erst vor Kurzem begonnen, Leute um mich zu scharen, und ich habe ausreichende Maßnahmen ergriffen, um unsere Anonymität zu sichern.«
»Ich will nicht zu Ihrer Gruppe gehören.« Dyson schüttete den Rest des Likörs hinunter. »Ich war schon mal im Gefängnis.«
»Sie enttäuschen mich«, sagte Olivier milde. »Sie tun so, als würden Sie unseren Herrn lieben und Sebastian Black hassen, aber nun, wo Ihnen die Gelegenheit geboten wird, Gottes Willen zu tun, weigern Sie sich.«
Dyson schaute sich suchend in dem riesigen Raum um und lauschte, als auf der Straße eine Polizeisirene heulte. »Natürlich liebe ich Gott den Herrn. Aber diese andere Sache, das ist hauptsächlich etwas zwischen Amber und Sebastian. Sie ist diejenige, die unbedingt Rache will. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich hasse diesen Typen, weil er die Leute belügt und wegen dem, was er Amber angetan hat. Aber genau wie jeder andere, der die Wahrheit leugnet, wird er irgendwann den Zorn Gottes zu spüren bekommen.«
»Sie erwähnten Ambers Rachepläne. Was hat sie vor?«
»Das sage ich nicht.«
Olivier senkte den Kopf und massierte sich den Nacken. Dann hob er den Blick. »Aber Sie beide wissen, dass die Security bei seinen Veranstaltungen sehr gut ist.«
»Amber und ich sind unauffällig. Niemand wird uns bemerken – und seine Versammlungen sind nicht der einzige Ort, an dem er zu finden ist.«
Olivier nickte. »Zugegeben. Aber Sie wissen, wenn Sie auf eigene Faust für Gottes Gerechtigkeit streiten, gehen Sie ein unnötiges Risiko ein. Soldat Gottes zu sein bedeutet sich einer Armee anzuschließen, nicht Selbstmordattentäter zu werden.«
»Ich bin immer vorsichtig.« Ein langsames Lächeln ließ Dysons Gesicht offener wirken. »Und Amber ist fest entschlossen; sie ist bereits einmal in seine Nähe gelangt.«
Nach einem kurzen Schweigen sagte Olivier: »Sie wissen, er könnte vorhersehen, dass Sie und Amber hinter ihm her sind. Ich könnte mir vorstellen, dass ihre Gefühle immer noch blank liegen, und vielleicht ist sie nicht in der Lage, ihre Gedanken ausreichend vor ihm abzuschirmen – insbesondere, nachdem sie mal intim mit ihm war.« Unvermittelt zeigte seine Miene Reue. »Das wollte ich eben nicht sagen. Und ich bedaure, dass ich ein so sensibles Thema ausgerechnet Ihnen gegenüber angesprochen habe, ihrem Mann.«
»Glauben Sie tatsächlich an diesen Zaubertrick mit der Telepathie?« Dyson lachte und ignorierte Oliviers Andeutungen. »Er kann keine Gedanken lesen! Aber wenn er es könnte, wette
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