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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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noch eins – und die Kinder trafen andere, die waren wie sie, und verbreiteten sich bis in den letzten Winkel der Erde.
    Und so begann eine neue Spezies Mensch die Erde zu bevölkern.

Ein Freitagabend im Januar
    Plötzlich erlosch das Licht und fast alle in der Arena begannen rhythmisch zu klatschen. Dann setzte ein Chorgesang ein: »S’bas-chun! S’bas-chun!«
    Mit plötzlicher Panik schaute Eddie sich um, vorübergehend desorientiert durch die tiefe Dunkelheit und das ohrenbetäubende Skandieren der Fans. Weil er sich ganz oben in der Arena befand, hinter der höchsten Reihe leerer Sitze, ließ die Dunkelheit ihn ganz schwummerig werden.
    Er packte das Geländer, um sich daran festzuhalten.
    »S’bas-chun! S’bas-chun! S’bas-chun!«
    Das Klatschen und Toben steigerte sich zu einem donnernden Dröhnen und der Boden schwankte.
    »S’bas-chun! S’bas-Chun! S’bas-chun!«
    In der stockfinsteren Halle sah Eddie einen Punkt weißen Lichtes ganz unten auf der runden Bühne, anfangs kaum sichtbar, doch dann wurde er größer, während das Publikum leiser wurde. Als das Licht die gesamte Bühne erhellte, war der Großteil der Menge ganz still geworden. Dann wurde der weiße Lichtkreis, genauso langsam, wie er größer geworden war, wieder kleiner, kleiner und kleiner, bis fast nichts mehr von ihm übrig blieb – wie der Vollmond, der die Umlaufbahn der Erde verlässt und im tiefen Weltraum verschwindet.
    Erneut waren die Arena und alles darin stockfinster.
    Tiefschwarz.
    Momente vergingen.
    Dann erschien Sebastian selbst auf der Bühne, erleuchtet von einem blendenden Lichtstrahl, der noch die zerklüfteten Abgründe der Hölle erhellt hätte, die Arme weit ausgestreckt, den Kopf zurückgeworfen, den prachtvollen, wie gemeißelten Torso provozierend entblößt bis auf die tief ausgeschnittene weiße Robe, die lose an ihm hing. Augenblicklich warf er die Hände hoch und rief der Menge zu: »Verändert  ... die  ... Weit  ... mit ... mir!«
    Die Menge schnappte nach Luft und johlte so laut, dass Eddie sich die Ohren zuhielt: »S’bas-chun! S’bas-chun! S’bas-chun! S’baschun! S’bas-chun!«
    Sebastian winkte seinen ekstatischen Fans zu, während das Podest unter ihm zu rotieren begann – als wäre er die Figur in einer gigantischen Spieldose – und die Lichter am Hallendach ihn in blendenden Glanz hüllten. Sein stacheliges honigfarbenes Haar leuchtete wie eine Goldkrone auf seinem Kopf, während seine heroischen jungen Züge den ewigen Glanz der Liebe ausstrahlten.
    Frauen – und Männer – schrien vor bewundernder Anbetung.
    »Gemeinsam werden wir die Welt verändern!«, rief Sebastian der Menge zu, mit einer Stimme, die an die tiefen Töne eines Kontrabasses erinnerte, über die der Bogen strich. »Gemeinsam werden wir denen helfen, die sich nicht selbst helfen können!«
    Das Podest hörte auf sich zu drehen und begann ihn in die Höhe zu schieben. Als das Material, das sich zu seinen Füßen gebauscht hatte, sich straffte und zu einer weißen Säule wurde, erschien es, als wäre der junge Mann zwei Meter fünfzig groß ... dann drei Meter ... dann fast zwei Stockwerke hoch. Seine Anhänger schnappten nach Luft und applaudierten, und Sebastian begann auf seinem Hochstand herumzuwirbeln, als irgendeine hämmernde Tanzmusik einsetzte. »Ihr seid gekommen, um das Elend zu lindern«, rief er. »Ihr seid gekommen, um einander
glücklich zu machen und einander zu lieben! Ihr seid gekommen, weil ihr von einem besseren Leben für alle Lebewesen träumt!«
    Die Arenalichter pulsierten, die Musik dröhnte und die Menschen sprangen von ihren Sitzen auf, klatschten, trampelten, jubelten und weinten. Nur Augenblicke später wurde das Licht gedimmt, die Musik wurde leiser und das Podest sank halb durch den Bühnenboden und blieb stehen. Sebastian ließ die Hände sinken, und ein sanfter Schein erstrahlte unter seiner Robe, pochend wie ein Herz, hell-dunkler  ... hell-dunkler  ... hell-dunkler, der gleichzeitig Sebastians spektakulären Körper als lockende Silhouette gegen die Innenseite der Robe abzeichnete.
    »Ich liebe euch alle dafür, dass ihr hier bei mir seid. Ich kann euch gar nicht genug danken ...«, setzte er an, aber der Jubel der Menge erhob sich wie ein Tsunami. Sebastian streckte die Hände aus und es wurde wieder still.
    Eddie verfolgte, wie der junge falsche Prophet zu einem Übelkeit erregenden Monolog ansetzte, und fing an sich auf seine eigene Aufgabe zu konzentrieren: das, wozu

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