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Prophetengift: Roman

Prophetengift: Roman

Titel: Prophetengift: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Nolan
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Cocktailkleid aus Seide, das sie vorhin schon mal angehabt hatte, doch besser aussehen – ganz bestimmt später am Abend. Und bei dem Teil würde sie sich auch keine Gedanken wegen Tomatenflecken machen müssen.
    Reed stand auf, trottete ins Schlafzimmer, schlüpfte aus dem Leinenkleid, zog sich das schwarze Teil über den Kopf und verrenkte sich die Arme, um den Reißverschluss hinten hochzuziehen. Sie zupfte ihr Kleid zurecht, warf einen Blick in den Spiegel und schaute auf die Uhr: fast Viertel nach sieben. Immer noch kein Zeichen von Brandon.
    Sie begab sich auf die Suche nach ihrem Telefon, entdeckte es auf der Arbeitsfläche in der Küche, griff hastig danach und sah nach.
    Keine Nachrichten.
    Er muss unterwegs sein.
    Reed sah nach der Lasagne, stellte fest, dass sie perfekt gebräunt war, und schaltete den Backofen aus. Während sie zum letzten Mal ihr Make-up im Spiegel überprüfte, überlegte sie, was für eine Hochzeit sie sich wünschte. Eindeutig eine kirchliche Feier, vielleicht sogar in der alten Baptistengemeinde ihrer Familie in Van Nuys, um der alten Zeiten willen. Vielleicht konnte sie den alten Pastor Johnson sogar überreden, die Trauung irgendwo zu vollziehen, wo es netter war ... im Country-Club
in Ballena Beach etwa mit Blick auf die felsige Pazifikküste.
    Oder war das zu teuer? Er hat mir noch gar nicht erzählt, wie viel er bei Google verdienen wird.
    Klar, auch Brandon würde eine Meinung zur Trauung und zum Hochzeitsempfang haben, und die musste sie natürlich berücksichtigen – nur Las Vegas kam gar nicht in Frage. Auf keinen Fall Las Vegas. Wichtig war ihr nur, dass der Trauungsgottesdienst christlich war und irgendwo stattfand, wo es nett war, und hier in Los Angeles.
    Mit einem aufgeregten Lächeln im Gesicht schlenderte sie zum iPod und stellte die Musik leiser. Wie hatte Astrud Gilberto es nur geschafft, als Sängerin Karriere Zu machen? Reed setzte sich wieder aufs Sofa und legte das Telefon vor sich auf den Couchtisch.
    Sie lauschte angestrengt auf das knirschende Geräusch von Reifen auf dem Laub am Straßenrand, hörte aber nichts außer dem stoßweise vorüberströmenden Verkehr.
    Wo zum Teufel steckt er?
    Erneut studierte sie auf dem winzigen Display ihres Telefons die SMS, die er ihr vorhin geschickt hatte: Wir müssen über was Wichtiges reden. Um sieben bei dir?
    Eine Welle der Panik durchfuhr sie.
    Alles ist gut. Vielleicht meinte er ja halb acht ...
    Um zwanzig vor acht stand sie auf, um ihre E-Mails zu checken.
    Ihr stockte der Atem, als sie die Mail von Brandon sah. Abgeschickt um neunzehn Uhr achtzehn.
    Sie blinzelte auf den Laptop-Bildschirm. Gott, bitte nein  ...
    Unbeweglich verharrte ihr Zeigefinger über der Maus. Wollte sie das wirklich lesen?
    Endlich ließ sie die Fingerspitze über die Schaltfläche gleiten und klickte auf »Neue Mails«:
    Liebe Reed,
    es tut mir furchtbar leid, dass ich es dir auf diese Weise beibringen muss ...

2
    Nachdem er nochmals die Adresse auf dem schiefen Briefkasten an der Straße überprüft hatte, lenkte Dyson seinen Honda vorsichtig die steile, gewundene Schotterpiste hinunter bis zum Ende, wo das alte Chateau über dem glatten, ruhigen Meer aufragte.
    Die Adresse stimmte, aber es wirkte verlassen.
    Die verrosteten Tore aus Schmiedeeisen waren mit Ketten und Vorhängeschlössern versehen, die dunklen Fenster schienen das verbleibende Licht vom düsteren Himmel zu saugen, Efeu rankte die Fassade bis zum Mansardendach hoch, und sogar der Brunnen mit dem Bronzedelphin, der im Zentrum der runden, kopfsteingepflasterten Auffahrt stand, war voller Unrat und toten Blättern.
    Dyson legte den Rückwärtsgang ein und steuerte den Wagen vorsichtig rückwärts zum Pacific Coast Highway, wo er parkte.
    Für den Fall, dass jemand nach mir suchen sollte.
    Dann marschierte er die schmale Schotterpiste zurück zum Chateau, die Hände tief in den Taschen vergraben, denn am Meer wurde es im frühen Herbst schon kühl, und murmelte zum Schutz das Vaterunser vor sich hin. Am Ende des Zufahrtsweges entdeckte er eine Klingel am Seitentor und drückte darauf.
    Kurz darauf summte der Türöffner. Als Dyson über das unebene Kopfsteinpflaster auf das Chateau zusteuerte, ging die massive Tür knarrend auf und ein heroisch gebauter Mann in
engen Jeans und einem schwarzen Polohemd, das sich eng um seine Schultern spannte, erschien.
    Als sie aufeinander zugingen, war Dyson so überrascht vom außergewöhnlich guten Aussehen des jungen Mannes, dass er

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