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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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jeden Kommentar. »Mein Vater fährt rüber. Fürchte ich. Er klang jedenfalls so.«
    »Rüber?«
    »Zu deiner Familie. Er holt sie ab, mit dem Boot.«
    »Was?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Er holt meine Familie ab? Der kennt meine Familie doch gar nicht.«
    »Na und? Die Kinder eines Freundes sind in Not, reicht das nicht?«
    »Würde den meisten reichen, um sich wieder vor den Fernseher zu legen.«
    »Edward ist nicht die meisten.«
    »Nein, offensichtlich.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Merkwürdiges Denken, merkwürdiges Verhalten. Ihr seid echt seltsame Leute.«
    Die Maschine rumpelte durch ein paar letzte dicke Löcher, dann fiel sie ein Stück nach unten, durch die unterste Schicht der Wolken, und im nächsten Augenblick sah Mavie unter sich das Flughafengelände, auf das der Pilot die Maschine jetzt in einer Rechtskurve zusteuerte.
    »Ist gleich vorbei«, sagte Philipp.
    »Alles gut«, sagte Mavie und meinte es auch so. Ihr war schon seit einiger Zeit nicht mehr übel, und sie nahm sich vor, in Zukunft auf jeden Flug mindestens eine akute Krisensituation mitzunehmen und sich statt mit dem Bordmagazin mit dringenden Handygesprächen abzulenken.
    Sie sah nach vorn, wo Milett über den schmalen Gang hinwegmit Jean-Baptiste sprach, und sah den Nobelpreisträger breit grinsen.
    Sie grinste mit, finster, hinter seinem Rücken.
    Freu dich nicht zu früh.

[Menü]
    41 »Bruder«, sagte eine sanfte Stimme mitten in Becks Traum, und dessen einziges Problem mit dem angenehmen Klang war, dass seine Schwester weder eine sanfte Stimme hatte noch ein Mann war. Daher riss er die Augen auf, obwohl er gerade tiefer denn je geschlafen hatte. Und als er Diego an seinem Bett sitzen und auf sich heruntersehen sah, war er schlagartig hellwach.
    »Was?«, sagte Beck.
    »Wir müssen reden.«
    Beck rappelte sich auf und rieb sich die Augen. Es war kurz nach acht, und er hatte keine zwei Stunden geschlafen. »Was ist los?«
    »Oskar.«
    Beck sah ihn verwirrt an. Und ließ dann den Blick durch den Schlafsaal gleiten. Sie waren allein.
    »Es geht einfach nicht«, sagte Diego sanft, »dass du dich ständig über meine Anordnungen hinwegsetzt. Versteh mich nicht falsch, wir legen allergrößten Wert auf demokratische Entscheidungsprozesse, wir stimmen alles ab. Aber wenn jemand, den wir als Gast aufnehmen, hinter meinem Rücken beginnt, Mitglieder meiner Gruppe für seine Zwecke einzusetzen, die zudem nicht unsere sind, dann, Bruder, trennen sich unsere Wege.«
    Beck atmete gründlich aus und setzte sich ganz auf. »Verstehe.«
    »Das freut mich. Ich lasse dich von Niko nach Dolle bringen, da ist eine Bushaltestelle. Der Bus fährt nur einmal am Tag, aber wir werden dich so absetzen, dass du nicht lange im Regen stehen musst.« Er lächelte, legte Beck freundschaftlich eine Hand auf die Schulter und stand auf. »Verabschiede dich noch von den anderen. Deine Gründe, uns zu verlassen, sind rein persönlicher Natur, du willst zurück zu deinen Freunden in der Stadt.«
    Beck nickte. Diego nickte. Lächelnd. Und wandte sich zum gehen.
    »Diego«, sagte Beck.
    Diego blieb stehen und sah ihn fragend an.
    »Meine Ziele sind eure Ziele. Ich habe Oskar aus gutem Grund gebeten, die Kameras und die Kreditkarteninformationen zu checken.«
    »Wir haben anderes zu tun, Thilo. Das scheinst du nicht zu begreifen.«
    »Es geht um Eisele«, sagte Thilo. »Eisele ist das IICO . Eisele ist verantwortlich für die Nachrichtensperre, und wir versuchen herauszufinden, wieso. Und wo er jetzt ist. Nicht nur, weil er Philipps Schwester und Nyquist hat umbringen lassen, sondern weil wir vermuten, dass er nicht in irgendeinem Krankenhaus liegt, sondern weiter Strippen zieht. Und wenn ich alles richtig sehe, interessiert Eisele sich einen Dreck für Gaia oder irgendwelche Menschenleben, sondern hat völlig andere Interessen. Ganz gleich, ob wir zwei einer Meinung sind, auf welche Weise die Welt über diese Vorgänge informiert werden muss – Eisele gehört aus dem Verkehr gezogen. Und daran arbeiten Oskar und ich.«
    Diego sah für einen Augenblick so aus, als wolle er diese Erklärung tatsächlich als mildernden Umstand berücksichtigen, aber dummerweise ertönte in diesem Augenblick, verblüffend laut in der hohen Scheune, Thilos iAm.
    Diegos Lächeln sprach Bände. Er musste nicht aussprechen, dass auch dies, ein klingelndes Privathandy, unter Insubordination fiel. Beck sah auf das Display und ignorierte Diegos gütig vernichtenden Blick.
    »Agneta«,

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