Prophezeiung
Daten, aber ich hab den Film nicht gemacht. Hätte ich auch nicht, weil ich das unverantwortlich finde, aber nun ist es eben passiert.«
»Gott sei Dank, dass du noch lebst«, sagte Mavie.
Milett streckte den Arm in ihre Richtung aus und bedeutete ihr mit zwei Fingern, ihm das Handy zu reichen. Sie sah ihn einen Augenblick verständnislos an, dann fragte sie Beck, ob ihm der Name Leland Milett etwas sage. Er bejahte und fragte verwundert zurück, was die Frage solle. Mavie leistete Miletts Aufforderung widerstrebend Folge.
»Diego Garcia?«, sagte Milett. Er lächelte über Becks Antwort, und Mavie sah Theo hilfesuchend an. Der Butler verstand, nickte und zauberte aus der Tasche seines Jacketts einen winzigen Plastikstecker mit einer kurzen Antenne daran hervor. Staunend sah Mavie zu, wie Theo neben seinen Meister trat, diesen mit einer höflichen Geste bat, sich kurz einmischen zu dürfen, und erst recht staunend sah sie, dass Milett der Anweisung nickend Folge leistete.
»Moment«, sagte er in das Handy, dann nahm Theo ihm das Gerät ab, steckte die Antenne auf, navigierte kurz auf dem Touchpad des Computers und trat wieder zurück.
»Jetzt hören wir Sie alle«, sagte Milett, »Mr Nicht-Diego-Garcia.«
»Wie ich schon sagte«, sagte Beck, »ich bin weder ein Kommando noch eine Insel.«
Mavie wechselte einen fragenden Blick mit Philipp, Philipp zuckte die Achseln.
»Aber Sie sind«, sagte Milett, »offenbar im Besitz wertvoller Informationen.«
»Wie es scheint«, sagte Beck. »Nur wollte ich nicht, dass sie auf diesem Wege an die Öffentlichkeit gelangen.«
»Das ist auch alles andere als glücklich«, sagte Milett. »Und wir sollten uns bemühen, diesen Clip umgehend wieder aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Das wird Diego leider nicht zulassen«, sagte Beck. »Im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass er und seine Leute daran arbeiten, die gesamten Daten online zu stellen.«
Mavie wechselte einen überraschten Blick mit Philipp, dann mit Milett. »Wer ist Diego?«
Beck erklärte es seinen Zuhörern in dürren Sätzen. Das Gaia-Camp, seine Schwester, deren Freund, deren Leute. Etwas Vieh, Hanf, Landwirtschaft und sehr viel Computer-Know-how. Sowie eine sehr gefestigte Gesinnung.
»Begreifen diese Menschen«, sage Milett, »was sie da anrichten?«
»Nein«, sagte Beck. Und schwieg.
Mavie mischte sich kopfschüttelnd ein. »Aber es ist doch richtig, dass die Welt erfährt …«
»Ja«, sagte Milett. »Aber nicht so.« Er wandte sich dem Handy zu und beugte sich nachdenklich vor. »Die Daten stimmen? Die Prognose?«
Wieder schwieg Beck einen Augenblick, dann sagte er: »Ja. Die Prognose, ja, das ganze Modell, ja. Die Daten auch, jedenfalls, soweit ich das überblicken kann. Was ich nicht vollständig kann, und deshalb habe ich die ganze Zeit gesagt, dass diese Information so nicht an die Öffentlichkeit …«
»Ja«, unterbrach Milett ihn. »Aber die Information ist jetzt öffentlich. Sofern wir jetzt noch etwas ausrichten wollen, brauchen wir die Interpretationshoheit. Wir, und nicht diese Verrückten, mit denen Sie da im Wald sitzen.«
Thilo schwieg.
»Ihre Freundin«, sagte Milett und sah Mavie sehr kurz an, »hat mir erzählt, dass Prometheus 800 Millionen Tote prognostiziert.«
»Wie ich gerade sagte, es gibt einige Unsicherheits…«
»Verstanden«, unterbrach Milett ihn, »und irrelevant. Den Daten nach wird es durch die verstärkte Sonnenaktivität im Zusammenspiel mit mehreren anderen zyklischen Ereignissen zu einer fatalen Dürre im Süden bei gleichzeitigem Dauerregen im Norden kommen, und wenn diese Gaias nicht alles falsch verstanden haben, sprechen wir hier von einer temporären Erwärmung des gesamten Systems um mehrere Grad Celsius für mehrere Monate.«
»Ja«, sagte Beck.
»Was bedeutet«, sagte Milett, »dass Prometheus nicht nur die geschätzten Todesopfer infolge der Dürre vorhersagt und auch nicht nur die paar Hunderttausend, die im Norden ertrinken oder bei Unruhen sterben werden, sondern weit mehr. Korrigieren Sie mich.«
»Keine Korrektur«, sagte Beck, sehr leise.
»Stabil drei bis fünf Grad mehr als im Jahresmittel, und das über Monate«, sagte er, und Mavie begriff plötzlich, worauf er hinauswollte. »Was bedeutet, dass wir die Rückkopplung erleben, vor der wir schon seit fast einem Jahrzehnt warnen. Richtig?«
»Richtig«, sagte Beck.
Mavie fing Philipps ratlosen Blick auf.
»Das heißt«, sagte Milett, »wir sprechen hier nicht nur von einer humanitären
Weitere Kostenlose Bücher