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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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Rücken seines Meisters die distinguierte Contenance kurz abhandengekommen, aber Milett schwebte längst in kaiserlichen Sphären, in großzügiger Stimmung.
    »Zunächst in Richtung Deutungshoheit«, sagte er. »Information ist Macht, und wir werden diejenigen sein, die diese Daten in die richtigen Zusammenhänge bringen. Was diese Gaias tun, ist ein Verbrechen. Ich bin nicht einmal sicher, ob wir jetzt noch eine Panik verhindern können, aber wir werden es versuchen.«
    »Wie?«, sagte sie.
    »Indem wir nicht nur das Problem präsentieren, sondern auch gleich eine Lösung.«
    Philipp zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Ach, haben wir die?«
    »Ich denke schon«, sagte Milett, beugte sich vor und fuhr die Rechte in Richtung der Wasserflasche aus, die auf dem Tisch stand. Theo kam ihm zuvor und schenkte seinem Meister Wasser nach.
    »Keine Lösung für alles«, sagte Milett, »sicher nicht. Auf die internationale Staatengemeinschaft kommen beispiellose Herausforderungen zu, aber seien Sie versichert, dass nach dem heutigen Abend die Hilfsbereitschaft groß sein wird. Unterschätzen Sie nicht, was der öffentliche Appell eines Nobelpreisträgers bewirken kann, erst recht der Appell eines Nobelpreisträgers, auf dessen Wortmeldung die Welt schon so lange wartet.«
    Mavie schloss die Augen, kurz, verdrehte die Augen, öffnete die Augen wieder, lächelte sanft und nickte interessiert.
    »Ich hoffe«, sagte Milett, »wir können auf diese Weise eine Panik noch verhindern. Sollten wir scheitern, sollte dieser SOS -Film glaubwürdiger sein als wir, steht uns eine entsetzliche Katastrophe bevor. Aber gelingt es uns, den Menschen glaubhaft zu versichern, dass wir sie mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgen werden, im Süden, und vor allem, dass wir die eigentliche Katastrophe, die schlagartige Erwärmung des Planeten in den kommenden Monaten, verhindern werden, dann hoffe ich, dass uns wenigstens das Schlimmste erspart bleibt.«
    »Ja«, sagte Mavie erstaunt. »Das klingt großartig. Nur wieso sollte jemand uns glauben, dass wir das können?«
    »Weil wir es können.«
    »Entschuldigung, wir reden hier nicht von einem brechenden Staudamm in China oder einer lokal begrenzten Dürre – was wir brauchen, sind sofortige Hilfsprogramme …«
    »Ohne Frage«, sagte Milett. »Aber überschätzen Sie nicht unsere Möglichkeiten. Erinnern Sie sich an Haiti. An Somalia. An Thailand nach dem Tsunami. Die Hilfsbereitschaft war groß, aber unsere gemeinsamen Anstrengungen haben das Leid nur unwesentlich lindern können. Schon die zurückliegenden Katastrophen haben sich als zu gravierend erwiesen und waren doch lächerliche Ereignisse, verglichen mit dem, das uns bevorsteht. Wir brauchen größere Lösungen.«
    »Und zwar?«, sagte Mavie und merkte, wie tief die skeptischen Falten in ihrer Stirn inzwischen waren.
    »Nennen Sie mich Ra«, sagte Milett versonnen und lächelte sein kaiserliches Lächeln. »Nennen Sie mich Manco Ca’pac, Helios, und glauben Sie mir, auch die Sonnengötter der Vorzeit waren nur außergewöhnliche Sterbliche.«
    Mavie fragte sich, was sie lieber hätte tun wollen, ihn schütteln oder ohrfeigen, entschied sich aber dann dafür, ihn einfach anzulächeln. »Sie machen mich neugierig.«
    »Gestatten Sie«, sagte er, weiterhin lächelnd, »dass ich diesen Nebeneffekt gern in Kauf nehme.« Er wandte sich Theo zu. »An die Arbeit«, sagte er, und Theo nickte eifrig. »Rufen Sie Aldo und Martha an, außerdem Jean-Baptiste und Goran. Oh, und ganz dringend, Danielle.«
    Während Theo erneut nickte und sich eilig entfernte, wandte Milett sich ein weiteres Mal seinen Gästen zu, und diesmal zuckte er die Achseln, fast entschuldigend. »Glauben Sie mir, Aldos besonderes Talent adelt jede Rede. Und Danielle, nun«, sagte er und betrachtete seine perfekt manikürten Fingernägel, »auch Götterboten leben nicht vom Wort allein, und wir wollen doch nicht, dass Leland Milett weniger als perfekt aussieht.«
    Mavie lächelte weiter ihr Zementlächeln. »Danielle ist ihre Friseurin?«
    Milett sog scharf Luft ein, als hätte er sich geschnitten. »Um Himmels willen, begrüßen Sie sie als Stylistin, andernfalls lässt sie uns hängen, ohne mit der Wimper zu zucken.«

[Menü]
    29 Nach dem Gespräch mit Milett kam es in Thilo Becks überaus ordentlichem und kontrolliertem Gehirn zu einem veritablen Kurzschluss. Mehrere Befehle, die nicht zu vereinbaren waren, kollidierten frontal, und das Ergebnis war, dass Beck aufsprang,

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