Provinz Fünf (German Edition)
Eugene aus dem Krieg zurückkehrte, fand er heraus, dass einige der Künstler, die er gekannt hatte, längst berühmt waren: Shustov, Bo Deny, Sel Shkolenko, Friedman. Er kehrte zurück zu der Lebensweise, die er vor dem Krieg geführt hatte, aber er erkannte sehr schnell, dass seine schöpferischen Kräfte ihn verlassen hatten. Es häuften sich in seiner Wohnung eine große Anzahl unvollendeter Bilder. Sein raues Gelächter konnte man in den Korridoren der Stadt Tag und Nacht hören. Er begann zu trinken.
In dieser Nacht hatte er neun Whiskys getrunken und jetzt döste er in der Ecke der N achtstern Bar.
In seinem Traum oder Halbtraum, oder vielleicht waren es auch Erinnerungen, sah er sich in einem riesigen Theatersaal. Er war auf der Bühne, und lag mit dem Rücken auf einem Altar. Das Publikum war ziemlich seltsam: Viele von ihnen trugen Kostüme aus verschiedenen historischen Epochen. Einige von ihnen waren nackt. Es gab einige Skelette, die sich wie lebende Menschen verhielten. Es gab auch ein paar Affen und Affenmenschen.
Ein weiser Mann, mit einem langen Schwert in der Hand, kam auf die Bühne. Er blieb neben dem Altar stehen und mit einem heftigen Hieb schnitt er Eugenes Hand ab. Der weise Mann nahm die abgetrennte Gliedmaße und warf sie in die Menge, es gab gro ßen Applaus.
Mit einem schnellen Hieb schnitt er Eugenes zweite Hand ab und warf sie ebenfalls ins Publikum.
Eugenes Gesicht war ruhig.
Der weise Mann schnitt ihm die Beine ab und warf auch diese, in d as seltsame Publikum ...
Die Vision des Theatersaals verzerrte sich, erstarrte und verwandelte sich in ein künstlerisches Bild: das primitivistische Bild einer Gestalt, die einen Mann auf einem Altar zerschneidet, in der Luft umherfliegende menschliche Gliedmaßen eines verrückten Publikums in einem Theater.
Eugene zuckte und öffnete seine Augen, abe r das seltsame Gemälde war das Einzige, was er sehen konnte. Nach ein paar Sekunden schlossen sich seine Augen ganz schläfrig. Der nächste Traum oder Erinnerung rauschte in seine Phantasie. Eugene sah einen schönen jungen Mann mit einem einladenden Lächeln. Er fand sich selbst in der Nähe des glänzenden Mannes aus den alten Zeiten.
Merkur, oder vielleicht Hermes, drehte sich um und verwandelte sich in eine nackte charmante reife Dame mit einer höchst erotischen leiblichen Gestalt. Sie machte Eugene einladende Gesten und artikulierte: “Ich bin Isis, liebe mich, liebe mich, liebe mich”, Eugenes erigierter Merkurstab drang in ihren süßen weiblichen Körper ein.
Die Vision verzerrte sich, erstarrte und verwandelte sich in ein primitivistisches Bild.
Eugene versuchte aufzuwachen, aber eine dritte Vision beschäftigte ihn.
Hoch in dem blauen Himmel sah er, dass drei glänzende, silberne Raumschiffe, mit sehr einfachen Formen, kämpften. Eines der Schiffe wurde getroffen und es begann zu fallen, sehr langsam, doch plötzlich erhöhte sich die Geschwindigkeit. Das Schiff war dabei, genau auf Eugene herabzufallen, und drohte unweigerlich, ihn zu treffen. Ein riesiger, herabfallender metallischer Brocken brach den Rahmen seiner Vision und zerschlug Eugene.
Entsetzt öffnete Eugene seine Augen, aber er konnte nichts sehen. Es war dunkel, es gab nur einige laute, chaotische Geräusche, vielleicht eine Art von Musik. Eugene atmete schwer, sein Herz schlug schnell und stark, sein gesamter, angeschlagener Körper schmerzte, seine Hände zitterten. Der verängstigte Mann nahm seine Pistole, die schwere achtschssige „Jaques”, ein Andenken aus dem Krieg, zielte auf seinen Kopf und drückte ab.
Die Kunden der Bar hörten einen lauten Schuss, ein paar Sekunden später fiel der junge Mann in der Ecke zu Boden, es war Blut auf seinem Gesicht und auf seinem Hemd.
Eugenes Freundin Marietta war gerade Anfang zwanzig.
In dem riesigen, ruhigen Empfangsraum des Krankenhauses war niemand, außer Marietta und der Rezeptionistin. Es war 4:00 Uhr morgens, einige Minuten bevor Eugene, der noch am Leben war, in den Hightech-OP gefahren wurde.
Ein Arzt in chirurgischer Bekleidung näherte sich dem Mädchen. Er sagte zu Marietta, „Ich nehme an, Sie sind die Freundin des Künstlers.”
„ Ja, ich bin Marietta. Wie geht es ihm?”
„ Na ja, recht gut. Die Wunde auf seinem Kopf blutet stark, aber es ist nichts Ernstes. Sie erzählten dem Polizeibeamten, dass sich Ihr Freund mit einer Pistole in den Kopf geschossen hatte.”
Marietta sagte: „Ja, die Pistole wurde dem Beamten ausgehändigt. Es
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