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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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nach drei Tagen im Sattel.
    Das eiserne Schiff hatte ihn mit seinem Pferd und seinem kleinen Gefolge an einem einsamen Abschnitt der Küste in der Nähe von Caldusbucht zurückgelassen. Er hatte den Rest seiner Armada vorausgeschickt und hatte vor, sie in der Nähe der Flüsternden Inseln am Rande der Benannten Lande einzuholen.
    Eigentlich hatte er beabsichtigt, längst mit allem abgeschlossen zu haben. Er hatte geplant, seine Kinder zu schicken, um diesen letzte Teil seines Werks zu erledigen, aber letzten Endes hatte er es nicht über sich gebracht, trotz Rudolfos Drohung. Die Jahre, in denen er seine allerwichtigsten Botschaften persönlich überbracht hatte, ließen sich nicht leugnen, und schließlich, am Ende von allem, war er zum ersten Mal in die Neun Wälder gekommen, seit jener Nacht vor so langer Zeit, in der er seinen siebten Sohn getroffen hatte, um seine letzten Worte zu hören.
    Die Zigeunerspäher befragten ihn kurz, woher sie gekommen waren. Ein Androfranziner an einem kleinen Tisch, der von einem kleinen Baldachin von der Sonne abgeschirmt wurde, nahm ihre Namen und Stellungen im Orden auf. Nach der kurzen Befragung wies er sie an, zu einem Feld mit Zelten außerhalb der Stadt zu gehen.
    Während seine Söhne ihre eigenen Zelte der kleinen Zeltstadt hinzufügten, ging er zwischen den Männern in den dunklen Talaren umher, hielt Ausschau und lauschte nach jedem Fetzen oder Happen, der ihm von Nutzen sein könnte.
    Schließlich verließ er den Bereich der Androfranziner und spazierte über eine breite, niedrige Brücke in die Stadt selbst. Er gesellte sich zu anderen, die wie er gekleidet waren, bewegte sich gezielt durch die Teile der Stadt, die er aufzusuchen hatte, und kam endlich zum Foltertrakt und den kleinen Steingebäuden, die als Gefängnis der Neun Wälder dienten – dem einzigen Ort, den er nicht selbst erreichen konnte, für den selbst sein Säckel nicht tief genug war, um sich Einfluss zu erkaufen. Er hielt inne, lauschte nach Schreien, konnte aber keine hören. Natürlich war Sethbert inzwischen in eine Zelle verlegt worden. Er nahm an, dass Petronus darauf bestanden hatte, weil er diese spezielle Auslegung der Whymerer nicht legitimieren wollte – dieses Ritzen und Häuten im Namen der Erlösung.
    Die Wachen waren über jeden Tadel erhaben, aber nicht die Köche. Und die Nachricht konnte man durch sie allzu leicht übermitteln: Eine lange Haarsträhne – sie stammte von Sethberts Schwester – am Fuß der Wildhenne, die er als Henkersmahlzeit einnehmen würde. Die Henne würde in einem Stück aufgetragen werden, ganz wie Sethbert es bevorzugte. Und eine weitere Strähne – diese kürzer und von seinem Neffen Erlund -, sorgsam um den Schnabel des kleinen Vogels gebunden. Sie waren weitere Drohungen am Ende einer ganzen Kette von Drohungen.
    Natürlich hatte Vlad Li Tam nicht die Absicht, Sethberts Familie umzubringen. All seine Kinder, bis auf die, die er auf diese letzte Reise nach Norden mitgenommen hatte – und die Tochter, die ihn nicht mehr anerkannte -, warteten auf ihn, auf den eisernen Schiffen, die mit allem Besitz aus dem Haus Li Tam beladen waren, den man transportieren konnte.
    Aber die Drohung war deutlich, und manchmal reichte eine Drohung aus, um den Fluss umzulenken. Vlad Li Tam war sicher, dass Sethbert den Hinweis ernst nehmen und den Mund halten würde. Und dieses Schweigen würde dafür sorgen, dass sein alter Freund die Arbeit zu Ende bringen konnte, für die er geschaffen war.
    Mit einem versonnenen Lächeln setzte Vlad Li Tam seinen Spaziergang durch die Stadt fort. An den Toren der Siebten Waldresidenz hielt er noch einmal inne, musterte die Fenster und Türen und verglich sie mit den Zeichnungen und Plänen, die er sich vor so langer Zeit eingeprägt hatte.
    Auch für die Waldresidenz gab es Nachrichten – Nachrichten, die er persönlich überbringen würde.
    Aber erst, nachdem er den Fluss umgelenkt hatte.

Kapitel 31
    Rudolfo
    Petronus, der König von Windwir und Heilige Stuhl des Patriarchats der Androfranziner, erhob ein weiteres Mal die Hände und ließ den Rat zusammentreten.
    Im gesamten Pavillon herrschte Schweigen. Rudolfo saß abseits von den anderen, nicht nur als ihr Gastgeber, sondern auch als jemand, der so viel mitbekommen wollte, wie er nur konnte.
    In den ersten beiden Tagen des Rates war es um einfache Organisationsfragen gegangen. Petronus hatte sich zunächst selbst der Untersuchung unterworfen – und von mindestens einem Dutzend

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