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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Er wartete, bis ein paar Köpfe genickt, ein paar Stimmen gesprochen hatten. »Ich bin kein Mann, der seine Angehörigen unbegraben liegen lässt«, sagte Petronus.
    Der Alte sprach noch fünfzehn Minuten lang weiter, in denen er einen Schlachtplan aufstellte, der Neb durch seine Einfachheit beeindruckte.
    »Diejenigen, die können«, sagte Petronus, »werden kommen und helfen, wo sie es vermögen.« Schichten, in denen man eine Woche arbeitete und eine Woche nicht, eingeteilt in Drittel – mit zwei Männern, die zu Hause blieben und sich um den Hof ihres Nachbarn genauso wie um ihren eigenen kümmerten, während dieser gute Bürger fort war. Frauen, die in ähnlichen Schichten arbeiteten. Und jene, die nirgendwo sonst hinkonnten – sie würden am Morgen mit Petronus und Neb nach Windwir aufbrechen, um ihnen beim Errichten des Lagers zu helfen.
    »Was zahlst du dafür?«, fragte jemand.
    Und Nebs Mund stand offen, als Petronus antwortete: »Diejenigen, die etwas brauchen, werden etwas bekommen. Die, die nichts brauchen, werden aus Liebe arbeiten.«
    Petronus sprang von dem Waschzuber herab und zwinkerte Neb zu. »Wie war ich?«
    Neb nickte und wünschte, er könnte etwas sagen. Dann hörte er eine weitere laute Stimme und sah sich um. Der Bürgermeister war nun auf den Bottich gestiegen und hielt einen Papierfetzen hoch. »Ich habe auch noch ein Wort zu sagen«, verkündete er. »Auch wenn es mir nicht gefällt, unserem beredten Gast zu widersprechen.«zu
    Der Bürgermeister wartete, bis die Menge sich beruhigt hatte. »Ich habe heute die Nachricht erhalten, dass Bischof Oriv im päpstlichen Sommerpalast zum Papst des Androfranzinerordens und König von Windwir ernannt worden ist. Seine Exzellenz hat alle Mittel und Angehörigen der Androfranziner zu einer Versammlung dort hinbefohlen, um nach dieser großen Tragödie eine Bestandaufnahme durchzuführen. Er schickt außerdem einen Bannschrieb gegen die Neun Häuser der Neun Wälder und ruft die Exerzitien der Heiligkeit aus.«
    Neb schnappte nach Luft. Ein Bann war eine Vorgehensweise aus der Alten Welt, die durch die Weisheit des P’Andro Whym in die Neue Welt übergegangen war. Er löste alle Verpflichtungen der Bundschaft und machte seinen Empfänger zum Freiwild für alle und zu einem Feind des Lichtes. Ein Bann war nur zu einer Handvoll Gelegenheiten verhängt worden, gewöhnlich als Hebel, um den vom Papst gewünschten Ausgang eines Ereignisses herbeizuführen. Aber während der Zeit der Irrlehren hatte man ihn benutzt, um den offenen Krieg zu verhüllen.
    Und die Exerzitien waren vor tausend Jahren aus der Mode gekommen. Aber es hatte eine Zeit gegeben, zu der einmal alle sieben Jahre der Papst die Exerzitien der Heiligkeit ausgerufen und damit verfügt hatte, dass Windwir sich ein ganzes Jahr lang von der Außenwelt abschottete. Zweimal hatte man sie eingesetzt, um ein Schisma auszusitzen – ein Jahr der Trennung konnte die meisten Streitigkeiten ersticken. Durch die Graue Garde vollzogen, waren in frühen Zeiten diejenigen getötet worden, die sich darüber hinwegsetzten … später wurden sie nur noch bestraft und ausgewiesen.
    Wenn Neb die Bedeutung der Botschaft unklar gewesen wäre, hätte er sie auf Petronus’ Gesicht deutlich erkennen können.
    »Im Sommerpalast halten sich Mitglieder der Grauen Garde auf«, sagte Petronus mit leiser Stimme. »Nicht viele. Nicht genug, um das durchzusetzen.«
    Der Bürgermeister fuhr fort. »Und aufgrund seiner Bundschaft mit Windwir hat sich Aufseher Sethbert von den Entrolusischen Stadtstaaten bereit erklärt, die Exerzitien unter seiner Vormundschaft durchzusetzen. Seine Exzellenz, der Papst, verpflichtet alle Siedlungen unter der Schirmherrschaft Windwirs, sich darein zu fügen und beizustehen, wenn es verlangt wird.«zu
    Neb musterte die Menge, um zu sehen, wie sie reagieren würde. Und er musterte auch Petronus. Das Gesicht des Alten war verhärmt und nicht zu deuten. Der Bürgermeister stieg herab, und niemand bewegte sich.
    Schließlich meldete sich jemand zu Wort, und Neb war vom Klang der Stimme überrascht. Es war seine Stimme, die klar ein Wort nach dem anderen hervorbrachte.
    »Ich bin kein Mann, der seine Angehörigen unbegraben liegen lässt«, sagte Neb.
    Und während er das sagte, konnte er nicht anders, als an Bruder Hebda zu denken.
    Rudolfo
    Rudolfo saß im Schatten einer Tanne und dachte alleine nach. An seinen Ärmeln und Stiefeln war getrocknetes Blut, aber es war nicht seines. Er hatte in

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