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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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in diese Räume übersiedeln würde – als Rudolfos Braut.
    Sie hatte gewusst, dass sie eines Tages, wenn ihr Vater es so wollte, entweder frei sein würde, um sich aus eigener Veranlassung einen Gefährten zu suchen – ob aus Liebe oder Zweckmäßigkeit -, oder dass sie zu strategischen Zwecken verheiratet werden würde, um die Interessen des Hauses Li Tam in der Welt voranzutreiben. Natürlich hatten sich einige ihrer Schwestern dafür entschieden, stattdessen zu Hause zu bleiben. Sie aber war immer davon ausgegangen, dass sie, wenn sie nur noch ihrem eigenen Herzen folgen musste, weder zu Hause bleiben noch heiraten würde. Stattdessen würde sie die Orte aufsuchen, an die sie gehen wollte, und nicht mehr diejenigen, an die ihr Vater sie schickte.
    Sie streckte eine Hand aus und berührte die dicke Steppdecke, die am Fuß eines großen Himmelbettes zusammengefaltet lag. Bestimmt wäre dieser Ort einer von denen gewesen, die sie hätte aufsuchen wollen. Diese uralten Waldinseln in einem Ozean der Prärie und ihre skrupellosen Zigeunerkönige, die durch ihre Vergangenheit an das Erbe Xhum Y’Zirs gebunden waren, das sich in den Anatomen der Bußfertigen Folter und ihrem Erlösungswerk zeigte. Rudolfos Vorgänger hatten diesen dunklen Ritus der Blutmagie mit den mystischen Lehren von T’Erys Whym vermengt, dem jüngeren Bruder des P’Andro Whym, der eine Zeitlang als Nachfolger seines Bruders über das geherrscht hatte, was von der Welt noch übrig war, bis ausgerechnet der Franzinerorden die Vernunft wieder als Maß aller Dinge eingeführt hatte.
    Ja, sie hätte diesen Ort besuchen wollen. Aber hätte sie sich auch entschieden hierzubleiben?
    Vermutlich nicht, dachte sie. Stattdessen hätte sie, wenn es nach ihr gegangen wäre, einige Zeit in der Großen Bibliothek verbracht, womöglich die Grenzen der Mahlenden Ödlande aufgesucht, und sich dann nach Süden gewandt, um zu den Kanalinseln zu segeln.
    Doch nun, dachte sie, werde ich hier im Schatten einer neuen Bibliothek leben.
    Natürlich hing all das von dem Bannschrieb und seiner Aufhebung ab. Und von den Wünschen ihres Vaters. Sie war sicher, dass er seine Strategie ändern würde, und sie hatte damit gerechnet, dass ein Vogel mit einer entsprechenden Nachricht eintreffen würde. Stattdessen war an diesem Morgen eine Nachricht von Rudolfo angekommen.
    Kümmert Euch nicht um den Schrieb dieses aufstrebenden Papstes , hieß es dort. Ich reite hin, um mit ihm zu verhandeln. Bleibt bei Isaak. Nur das Wort »bei« war ein wenig geneigt geschrieben, was ihm unterschwellig die Bedeutung von »in der Nähe« verlieh, wodurch es Gewicht und große Bedeutsamkeit bekam.
    Sie hatte gelächelt. Noch eine weitere geheime Botschaft war darin verborgen gewesen. Sie war einfach und unerwartet, mit den Pünktchen und Tüpfelchen der Bankengeheimschrift in die Nachricht gewoben. Ich werde trotzdem wieder mit dem Sonnenaufgang tanzen , bedeutete die Formel.
    Jin Li Tam hörte humpelnde Schritte auf dem Flur und ging zur Tür.
    »Edle Dame Tam?«, hörte sie eine metallische Stimme rufen.
    Sie steckte ihren Kopf hinaus. »Hier drinnen, Isaak.«zu
    Der Metallmann hielt inne und wandte sich um. Er trug noch immer den Talar, dunkel und lang. »Ich bin gekommen, um Euch Lebewohl zu sagen«, erklärte er.
    Die Worte trafen sie. »Was meinst du damit?«
    Er blinzelte. »Ich breche zum päpstlichen Sommerpalast auf.«zu
    Bleibt bei Isaak. In seiner Nähe, dachte sie, weil er so bedeutsam ist. »Ich denke nicht, dass König Rudolfo das gestatten wird.«
    Dampf quoll aus seinem Entlüftungsrost. »Ich weiß. Auch ich habe heute Morgen seine Nachricht erhalten. Aber ungeachtet König Rudolfos Anweisungen bin ich verpflichtet, meinem Papst zu gehorchen. Ich bin Eigentum der Androfranziner. Es ist in meinem Verhaltensregister festgeschrieben.«
    Sie betrachtete seine Augen und hielt dabei nach einem Bewusstsein Ausschau, von dem sie wusste, dass sie es nicht finden würde. Aber sie erkannte an den Tränen, die herausquollen, dass er zumindest einen Teil der Gleichung verstand. Wenn dieses mechanische Wunder tatsächlich die Stadt Windwir mit nichts als seinen Worten vernichtet hatte, welches Risiko stellte es dann womöglich für die letzten Androfranziner dar?
    Aber die andere Seite der Gleichung würde ihn überhaupt nicht bekümmern, das wusste sie. Er würde sie willkommen heißen, würde sogar darum bitten und hoffen, dass es ihm helfen würde, das Gewicht der Schuld abzuwerfen, an

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