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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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dem er deutlich sichtbar bei jedem Schritt zu tragen hatte. Sie bezweifelte, dass selbst die Hoffnung darauf, die Bibliothek wiederaufzubauen, stark genug sein konnte, um eine so schwere Last von ihm zu nehmen.
    Bleibt bei Isaak , hatte Rudolfo geschrieben.
    Aber es waren nicht Rudolfos Worte, die sie bewegten. Nein. Es war die andere Seite dieser Gleichung, die Jin Li Tam die Stufen hinabdrängte, um das Wenige, das sie hatte, zu packen und sich für ihre Reise mit dem Metallmann fertig zu machen, der als Sethberts Schwert einer ganzen Stadt an die Kehle gegangen war.
    Sie machte sich keine Sorgen, dass man Isaak jemals wieder auf eine solche Weise missbrauchen könnte. Sie war sich sicher, dass er es nicht zulassen würde. Aber dann war da noch die andere Seite.
    Was für ein Risiko stellten die letzten Androfranziner für ihn dar?
    Petronus
    Petronus führte eine kleine Gruppe Männer über die letzte Anhöhe, und diejenigen, die es noch nicht gesehen hatten, taumelten und schnappten nach Luft bei dem Anblick, der sich ihnen dort bot.
    Sie schoben Schubkarren voller Werkzeuge, und wer Maultiere oder Pferde hatte, spannte sie vor seinen beladenen Karren. Petronus musterte die Karawane und schüttelte den Kopf.
    Verdammt seien Papst Resolut und seine Exerzitien der Heiligkeit. Sie hatten ihn zwei Drittel der Leute gekostet. Niemand wollte sich auf der falschen Seite von Sethberts Armee wiederfinden. Sie waren alle klug genug, um zu wissen, dass die Exerzitien Leute davon abhalten sollten, Ausgrabungen anzustellen – und auch Totengräber mussten letzten Endes graben.
    Er blickte auf den Jungen hinab. Er hatte nun seit zwei Tagen nicht wieder gesprochen, aber Petronus war ziemlich sicher, dass er es konnte, wenn er nur wollte. »Aber du musst nicht«, hatte er Neb zugesichert, als ihm aufgefallen war, dass er seither nichts mehr gesagt hatte, »wenn du nicht willst.«
    Als sie die Anhöhe erklommen hatten, sah Petronus Vögel aus dem Wald auffliegen, die sich mit wild schlagenden Flügeln nach Norden bewegten. Er erkannte ihre Färbung und lächelte. Ein Pferd löste sich aus einem Baumbestand nicht weit von der Grenze des zerstörten Gebietes. Es kam auf sie zu, und Petronus sah rechts und links neben dem Reiter Wellen von Wind durch das Gras wogen.
    Er wartete, bis der junge Leutnant anhielt und ihn grüßte. »Windwir ist gesperrt«, sagte er.
    Der Wind fegte um sie herum, als die magifizierten Späher ihre Stellung bezogen.
    Petronus deutete auf die verkohlte Ebene. »Windwir ist ein Feld von Gebeinen. Wir beabsichtigen, sie zu begraben.«
    Ein leiser Hauch von Überraschung zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ab. »Ich fürchte, ich kann euch nicht vorbeilassen.«
    Petronus trat näher. »Wie heißt Ihr, Leutnant?«
    »Brint«, sagte der junge Mann. Er musterte Petronus und die bunte Schar von Reisenden.
    »Habt Ihr noch nie durchlebt, wie ein geliebter Mensch von Euch geht?«
    Petronus betrachtete das Gesicht des jungen Mannes. Er sah den Schmerz des Verlustes an die Oberfläche steigen und dann schnell verschwinden, als der Leutnant seine Gefühle beiseiteschob. Die Veränderung war so geringfügig, dass sie dem unausgebildeten Auge entgangen wäre, doch Petronus wurde plötzlich klar, dass er es nicht mit dem verzogenen Sohn eines adligen Entrolusiers zu tun hatte.
    Petronus’ Hände bewegten sich eng am Körper, so dass die anderen es nicht sehen konnten. Zu wem gehört Ihr? , signalisierte er, erst in der nonverbalen Geheimsprache der Waldhäuser und dann im Handdialekt des Hauses Li Tam.
    Der Leutnant blinzelte, hielt seine Hände jedoch still. »Ich habe etliche geliebte Menschen von mir gehen sehen«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
    Petronus beugte sich vor, auch seine Stimme war leise. »Habt Ihr sie begraben oder habt Ihr sie liegen lassen, wo sie gefallen sind?«
    Der erste Blick war zornig, aber ihm folgte ein Ausdruck von tiefster Erschöpfung. Eine ganze Minute lang sagte der Leutnant nichts, dann starrte er auf Petronus hinab. Er pfiff, und der Wind wehte von ihnen weg, während sich die Deltaspäher zurückzogen. Sobald sie außer Hörweite waren, beugte er sich aus dem Sattel herab und sprach leise:
    »Seid vorsichtig. Ich kann euch vorbeilassen, aber ich kann euch keine Sicherheit garantieren.«
    »Das Licht wird uns Sicherheit gewähren«, sagte Petronus und zitierte damit die Mahnung aus der Einleitung der whymerischen Bibel.
    Der junge Leutnant schüttelte den Kopf. »Jetzt

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