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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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hast du dir vorgestellt, dass es dir gelingen sollte, einen der mächtigsten Männer der Benannten Lande zu ermorden?«
    Petronus beobachtete Nebs Gesicht. Seine Mundwinkel zuckten, und sein Blick schweifte ab. Es wurde deutlich, dass er mit sich rang, wie viel von der Wahrheit er preisgeben sollte. »Du musst es mir nicht verraten, Sohn.«zu
    Die Hand des Jungen verschwand unter seinem Hemd und kam mit einem Beutel hervor. Petronus erkannte, was es war, und lachte leise. »Schlau«, sagte er. »Aber das allein hätte nicht ausgereicht, dich in Sicherheit zu bringen, selbst wenn du es geschafft hättest, den Bastard zu töten.«
    Aber noch während er sprach, wurde Petronus klar, dass es den Jungen überhaupt nicht kümmerte, ob er sich in Sicherheit hätte bringen können. Die Härte in seinen Augen und wiederum sein wahres Gesicht verrieten ohne Worte, dass Neb mit Freuden sein Leben gegeben hätte, um das des verrückten Aufsehers zu beenden.
    »Hör gut zu«, sagte Petronus. »Ein Leben zu nehmen – sogar ein Leben wie das von Sethbert – beraubt dich am Ende deiner eigenen Seele. Ich stimme dir zu, dass er für das, was er getan hat, den Tod verdient. Tausend Tode wären nicht genug. Aber Androfranziner töten nicht«, sagte er. Außer man war der Papst, dachte er. Außer man übermittelte die entsprechenden Worte einfach an den erfahrensten Hauptmann der Grauen Garde, verschloss die Augen und gab vor, dass keine Verbindung zwischen den eigenen Worten und den Taten anderer bestand.
    Er spürte wieder das Zupfen an seinem Ärmel und blickte hinab. Ich bin kein Androfranziner.
    »Nein«, sagte Petronus, »ich nehme an, das bist du nicht. Aber eines Tages könntest du einer sein. Und die Geister des vergangenen Jahres gehen in den Wäldern des kommenden Jahres um.«
    Der Junge dachte darüber nach, dann schrieb er noch einmal. Petronus las es. »Was jetzt? Ich weiß nicht. Ich nehme an, ich werde versuchen, hier in Kendrick einen Platz zu finden, an dem du bleiben kannst. Ich bin nur lange genug hier, um ein paar Männer zu versammeln, und dann kehre ich wieder zurück nach Windwir.«
    Als der Junge ihn anblickte, seine Brauen fragend zusammengezogen, spürte Petronus, wie sich die Muskeln in seinem Kiefer anspannten. »Ich habe eine Stadt zu begraben«, sagte er mit leiser Stimme.
    Der Junge kritzelte weitere Worte auf das Schreibpapier, und Petronus war überrascht, eine Aussage zu sehen, keine Frage.
    Ich weiß, wer Ihr seid, Vater , erklärte die gestochen scharfe Handschrift, ein schroffes Schwarz auf dem grauen Papier. Petronus starrte auf die Worte und antwortete nicht, da er wusste, dass sein Schweigen genug sagte.
    Neb
    Den ganzen nächsten Tag lang beobachtete Neb, wie Petronus die Stadt bearbeitete. Er hielt an der Schenke an, um während ihrer Frühstückspause mit den Holzfällern zu sprechen. Er streifte durch Kendrick, während er mit Frauen redete, und machte auf dem überfüllten Marktplatz Halt. Der weite, offene Platz war voll von den Zelten und Karren jener, die unterwegs nach Windwir gewesen waren und in entsetzter Stille darauf warteten, dass ihnen ein besseres Ziel in den Sinn kam. Sie warteten noch immer.
    Er sprach in gedämpftem Ton mit dem Bürgermeister, während Neb aus der Ferne zusah. Zunächst regte sich der Bürgermeister auf und winkte den alten Mann beiseite. Dann nickte er, seine Brauen zornig zusammengezogen. Am Ende wirkte er eifrig, und als sie sich die Hände schüttelten, ging der Bürgermeister los, um eine Notfallsitzung des Rates einzuberufen.
    Es war leicht zu erkennen, wie dieser Mann zum jüngsten Papst des Ordens geworden war. Neb hatte sich seine Unterrichtsstunden ins Gedächtnis gerufen – Petronus hatte sich nicht viel Erwähnung in Die Werke der Apostel des P’Andro Whym verdient, aber das ein oder andere hatte es durchaus gegeben: Er war der Jüngste gewesen. Er war ermordet worden. Er war ein starker König und Papst gewesen. Obwohl es nicht in dem Buch enthalten war, hatte Neb die alten Männer von Zeit zu Zeit sagen hören: »Seine Zunge ist so silbern wie die von Papst Petronus«, was in dieser Generation von Androfranzinern zu einem geflügelten Wort geworden war. Nun konnte Neb es aus nächster Nähe beobachten.
    Der Bürgermeister schickte Reiter hinaus zu den bewirtschafteten Ländereien, sandte Läufer durch das ganze Dorf und rief jeden herbei, den man in zwei Stunden zu Pferd erreichen konnte, so er denn zuhören wollte. Bis die Kuriere

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